Verruchten, in dessen Seyn mein Ich ein¬ dringen, so wie er geistig auf mich einwir¬ ken mußte. Seinen scheinbaren Tod, viel¬ leicht das leere Blendwerk des Teufels, mußte ich mir zuschreiben. Die That mach¬ te mich vertraut mit dem Gedanken des Mor¬ des, der dem teuflischen Trug folgte. So war der in verruchter Sünde erzeugte Bru¬ der das vom Teufel beseelte Prinzip, das mich in die abscheulichsten Frevel stürzte und mich mit den gräßlichsten Qualen um¬ hertrieb. Bis dahin, als Aurelie nach dem Rathschluß der ewigen Macht ihr Gelübde sprach, war mein Innres nicht rein von der Sünde; bis dahin hatte der Feind Macht über mich, aber die wunderbare innere Ru¬ he, die wie von oben herabstralende Hei¬ terkeit, die über mich kam, als Aurelie die letzten Worte gesprochen, überzeugte mich, daß Aureliens Tod die Verheißung der Süh¬ ne sey. -- Als in dem feierlichen Requiem der Chor die Worte sang: Confutatis maledictis
Verruchten, in deſſen Seyn mein Ich ein¬ dringen, ſo wie er geiſtig auf mich einwir¬ ken mußte. Seinen ſcheinbaren Tod, viel¬ leicht das leere Blendwerk des Teufels, mußte ich mir zuſchreiben. Die That mach¬ te mich vertraut mit dem Gedanken des Mor¬ des, der dem teufliſchen Trug folgte. So war der in verruchter Suͤnde erzeugte Bru¬ der das vom Teufel beſeelte Prinzip, das mich in die abſcheulichſten Frevel ſtuͤrzte und mich mit den graͤßlichſten Qualen um¬ hertrieb. Bis dahin, als Aurelie nach dem Rathſchluß der ewigen Macht ihr Geluͤbde ſprach, war mein Innres nicht rein von der Suͤnde; bis dahin hatte der Feind Macht uͤber mich, aber die wunderbare innere Ru¬ he, die wie von oben herabſtralende Hei¬ terkeit, die uͤber mich kam, als Aurelie die letzten Worte geſprochen, uͤberzeugte mich, daß Aureliens Tod die Verheißung der Suͤh¬ ne ſey. — Als in dem feierlichen Requiem der Chor die Worte ſang: Confutatis maledictis
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Verruchten, in deſſen Seyn mein Ich ein¬
dringen, ſo wie er geiſtig auf mich einwir¬
ken mußte. Seinen ſcheinbaren Tod, viel¬
leicht das leere Blendwerk des Teufels,
mußte ich mir zuſchreiben. Die That mach¬
te mich vertraut mit dem Gedanken des Mor¬
des, der dem teufliſchen Trug folgte. So
war der in verruchter Suͤnde erzeugte Bru¬
der das vom Teufel beſeelte Prinzip, das
mich in die abſcheulichſten Frevel ſtuͤrzte
und mich mit den graͤßlichſten Qualen um¬
hertrieb. Bis dahin, als Aurelie nach dem
Rathſchluß der ewigen Macht ihr Geluͤbde
ſprach, war mein Innres nicht rein von der
Suͤnde; bis dahin hatte der Feind Macht
uͤber mich, aber die wunderbare innere Ru¬
he, die wie von oben herabſtralende Hei¬
terkeit, die uͤber mich kam, als Aurelie die
letzten Worte geſprochen, uͤberzeugte mich,
daß Aureliens Tod die Verheißung der Suͤh¬
ne ſey. — Als in dem feierlichen Requiem der
Chor die Worte ſang: Confutatis maledictis
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/371>, abgerufen am 23.11.2024.
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