Fürst nicht hören, denn er war es allein, der, tief ergriffen von den Freveln auf dem Schlosse des Barons, jene von dem Criminal¬ gericht in Vorschlag gebrachte Einsperrung in die Strafe des Schwerts umwandelte. -- Wie aber Alles in diesem elenden vergängli¬ chen Leben, sey es Begebenheit oder That, noch so ungeheuer im ersten Augenblick er¬ scheinend, sehr bald Glanz und Farbe ver¬ liert, so geschah es auch, daß das, was in der Residenz und vorzüglich am Hofe Schau¬ er und Entsetzen erregt hatte, herabsank bis zur ärgerlichen Klatscherei. Jene Hypothese, daß Aureliens entflohener Bräutigam, Graf Viktorin gewesen, brachte die Geschichte der Italiänerin in frisches Andenken, selbst die früher nicht Unterrichteten wurden von denen, die nun nicht mehr schweigen zu dürfen glaubten, aufgeklärt, und jeder, der den Me¬ dardus gesehen, fand es natürlich, daß seine Gesichtszüge vollkommen denen des Grafen Viktorin glichen, da sie Söhne eines Vaters
II. [ 22 ]
Fuͤrſt nicht hoͤren, denn er war es allein, der, tief ergriffen von den Freveln auf dem Schloſſe des Barons, jene von dem Criminal¬ gericht in Vorſchlag gebrachte Einſperrung in die Strafe des Schwerts umwandelte. — Wie aber Alles in dieſem elenden vergaͤngli¬ chen Leben, ſey es Begebenheit oder That, noch ſo ungeheuer im erſten Augenblick er¬ ſcheinend, ſehr bald Glanz und Farbe ver¬ liert, ſo geſchah es auch, daß das, was in der Reſidenz und vorzuͤglich am Hofe Schau¬ er und Entſetzen erregt hatte, herabſank bis zur aͤrgerlichen Klatſcherei. Jene Hypotheſe, daß Aureliens entflohener Braͤutigam, Graf Viktorin geweſen, brachte die Geſchichte der Italiaͤnerin in friſches Andenken, ſelbſt die fruͤher nicht Unterrichteten wurden von denen, die nun nicht mehr ſchweigen zu duͤrfen glaubten, aufgeklaͤrt, und jeder, der den Me¬ dardus geſehen, fand es natuͤrlich, daß ſeine Geſichtszuͤge vollkommen denen des Grafen Viktorin glichen, da ſie Soͤhne eines Vaters
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Fuͤrſt nicht hoͤren, denn er war es allein,
der, tief ergriffen von den Freveln auf dem
Schloſſe des Barons, jene von dem Criminal¬
gericht in Vorſchlag gebrachte Einſperrung
in die Strafe des Schwerts umwandelte. —
Wie aber Alles in dieſem elenden vergaͤngli¬
chen Leben, ſey es Begebenheit oder That,
noch ſo ungeheuer im erſten Augenblick er¬
ſcheinend, ſehr bald Glanz und Farbe ver¬
liert, ſo geſchah es auch, daß das, was in
der Reſidenz und vorzuͤglich am Hofe Schau¬
er und Entſetzen erregt hatte, herabſank bis
zur aͤrgerlichen Klatſcherei. Jene Hypotheſe,
daß Aureliens entflohener Braͤutigam, Graf
Viktorin geweſen, brachte die Geſchichte der
Italiaͤnerin in friſches Andenken, ſelbſt die
fruͤher nicht Unterrichteten wurden von denen,
die nun nicht mehr ſchweigen zu duͤrfen
glaubten, aufgeklaͤrt, und jeder, der den Me¬
dardus geſehen, fand es natuͤrlich, daß ſeine
Geſichtszuͤge vollkommen denen des Grafen
Viktorin glichen, da ſie Soͤhne eines Vaters
II. [ 22 ]
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/329>, abgerufen am 25.11.2024.
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