Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816.

Bild:
<< vorherige Seite

Fürst nicht hören, denn er war es allein,
der, tief ergriffen von den Freveln auf dem
Schlosse des Barons, jene von dem Criminal¬
gericht in Vorschlag gebrachte Einsperrung
in die Strafe des Schwerts umwandelte. --
Wie aber Alles in diesem elenden vergängli¬
chen Leben, sey es Begebenheit oder That,
noch so ungeheuer im ersten Augenblick er¬
scheinend, sehr bald Glanz und Farbe ver¬
liert, so geschah es auch, daß das, was in
der Residenz und vorzüglich am Hofe Schau¬
er und Entsetzen erregt hatte, herabsank bis
zur ärgerlichen Klatscherei. Jene Hypothese,
daß Aureliens entflohener Bräutigam, Graf
Viktorin gewesen, brachte die Geschichte der
Italiänerin in frisches Andenken, selbst die
früher nicht Unterrichteten wurden von denen,
die nun nicht mehr schweigen zu dürfen
glaubten, aufgeklärt, und jeder, der den Me¬
dardus gesehen, fand es natürlich, daß seine
Gesichtszüge vollkommen denen des Grafen
Viktorin glichen, da sie Söhne eines Vaters

II. [ 22 ]

Fuͤrſt nicht hoͤren, denn er war es allein,
der, tief ergriffen von den Freveln auf dem
Schloſſe des Barons, jene von dem Criminal¬
gericht in Vorſchlag gebrachte Einſperrung
in die Strafe des Schwerts umwandelte. —
Wie aber Alles in dieſem elenden vergaͤngli¬
chen Leben, ſey es Begebenheit oder That,
noch ſo ungeheuer im erſten Augenblick er¬
ſcheinend, ſehr bald Glanz und Farbe ver¬
liert, ſo geſchah es auch, daß das, was in
der Reſidenz und vorzuͤglich am Hofe Schau¬
er und Entſetzen erregt hatte, herabſank bis
zur aͤrgerlichen Klatſcherei. Jene Hypotheſe,
daß Aureliens entflohener Braͤutigam, Graf
Viktorin geweſen, brachte die Geſchichte der
Italiaͤnerin in friſches Andenken, ſelbſt die
fruͤher nicht Unterrichteten wurden von denen,
die nun nicht mehr ſchweigen zu duͤrfen
glaubten, aufgeklaͤrt, und jeder, der den Me¬
dardus geſehen, fand es natuͤrlich, daß ſeine
Geſichtszuͤge vollkommen denen des Grafen
Viktorin glichen, da ſie Soͤhne eines Vaters

II. [ 22 ]
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0329" n="321"/>
Fu&#x0364;r&#x017F;t nicht ho&#x0364;ren, denn <hi rendition="#g">er</hi> war es allein,<lb/>
der, tief ergriffen von den Freveln auf dem<lb/>
Schlo&#x017F;&#x017F;e des Barons, jene von dem Criminal¬<lb/>
gericht in Vor&#x017F;chlag gebrachte Ein&#x017F;perrung<lb/>
in die Strafe des Schwerts umwandelte. &#x2014;<lb/>
Wie aber Alles in die&#x017F;em elenden verga&#x0364;ngli¬<lb/>
chen Leben, &#x017F;ey es Begebenheit oder That,<lb/>
noch &#x017F;o ungeheuer im er&#x017F;ten Augenblick er¬<lb/>
&#x017F;cheinend, &#x017F;ehr bald Glanz und Farbe ver¬<lb/>
liert, &#x017F;o ge&#x017F;chah es auch, daß das, was in<lb/>
der Re&#x017F;idenz und vorzu&#x0364;glich am Hofe Schau¬<lb/>
er und Ent&#x017F;etzen erregt hatte, herab&#x017F;ank bis<lb/>
zur a&#x0364;rgerlichen Klat&#x017F;cherei. Jene Hypothe&#x017F;e,<lb/>
daß Aureliens entflohener Bra&#x0364;utigam, Graf<lb/>
Viktorin gewe&#x017F;en, brachte die Ge&#x017F;chichte der<lb/>
Italia&#x0364;nerin in fri&#x017F;ches Andenken, &#x017F;elb&#x017F;t die<lb/>
fru&#x0364;her nicht Unterrichteten wurden von denen,<lb/>
die nun nicht mehr &#x017F;chweigen zu du&#x0364;rfen<lb/>
glaubten, aufgekla&#x0364;rt, und jeder, der den Me¬<lb/>
dardus ge&#x017F;ehen, fand es natu&#x0364;rlich, daß &#x017F;eine<lb/>
Ge&#x017F;ichtszu&#x0364;ge vollkommen denen des Grafen<lb/>
Viktorin glichen, da &#x017F;ie So&#x0364;hne <hi rendition="#g">eines</hi> Vaters<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">II</hi>. [ 22 ]<lb/></fw>
</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[321/0329] Fuͤrſt nicht hoͤren, denn er war es allein, der, tief ergriffen von den Freveln auf dem Schloſſe des Barons, jene von dem Criminal¬ gericht in Vorſchlag gebrachte Einſperrung in die Strafe des Schwerts umwandelte. — Wie aber Alles in dieſem elenden vergaͤngli¬ chen Leben, ſey es Begebenheit oder That, noch ſo ungeheuer im erſten Augenblick er¬ ſcheinend, ſehr bald Glanz und Farbe ver¬ liert, ſo geſchah es auch, daß das, was in der Reſidenz und vorzuͤglich am Hofe Schau¬ er und Entſetzen erregt hatte, herabſank bis zur aͤrgerlichen Klatſcherei. Jene Hypotheſe, daß Aureliens entflohener Braͤutigam, Graf Viktorin geweſen, brachte die Geſchichte der Italiaͤnerin in friſches Andenken, ſelbſt die fruͤher nicht Unterrichteten wurden von denen, die nun nicht mehr ſchweigen zu duͤrfen glaubten, aufgeklaͤrt, und jeder, der den Me¬ dardus geſehen, fand es natuͤrlich, daß ſeine Geſichtszuͤge vollkommen denen des Grafen Viktorin glichen, da ſie Soͤhne eines Vaters II. [ 22 ]

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/329
Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/329>, abgerufen am 25.11.2024.