ihm gebunden, und er fiel lautlos vor der Fremden auf die K ee und hob die Hände wie anbetend zu ihr empor. Das fremde Weib richtete ihn aber lächelnd auf und sag¬ te ihm, daß sie ihn schon damals, als er in der Malerschule des alten Leonardo da Vin¬ ci gewesen, als ein kleines Mädchen oftmals gesehen und eine unsägliche Liebe zu ihm ge¬ faßt habe. Eltern und Verwandte habe sie nun verlassen, und sey allein nach Rom ge¬ wandert, um ihn wiederzufinden, da eine in ihrem Innern ertönende Stimme ihr gesagt habe, daß er sie sehr liebe und sie aus lau¬ ter Sehnsucht und Begierde abkonterfeyt ha¬ be, was denn, wie sie jetzt sehe, auch wirk¬ lich wahr sey. Francesko merkte nun, daß ein geheimnißvolles Seelenverständniß mit dem fremden Weibe obgewaltet, und daß dieses Verständniß das wunderbare Bild und seine wahnsinnige Liebe zu demselben ge¬ schaffen hatte. Er umarmte das Weib voll inbrünstiger Liebe, und wollte sie sogleich
ihm gebunden, und er fiel lautlos vor der Fremden auf die K ee und hob die Haͤnde wie anbetend zu ihr empor. Das fremde Weib richtete ihn aber laͤchelnd auf und ſag¬ te ihm, daß ſie ihn ſchon damals, als er in der Malerſchule des alten Leonardo da Vin¬ ci geweſen, als ein kleines Maͤdchen oftmals geſehen und eine unſaͤgliche Liebe zu ihm ge¬ faßt habe. Eltern und Verwandte habe ſie nun verlaſſen, und ſey allein nach Rom ge¬ wandert, um ihn wiederzufinden, da eine in ihrem Innern ertoͤnende Stimme ihr geſagt habe, daß er ſie ſehr liebe und ſie aus lau¬ ter Sehnſucht und Begierde abkonterfeyt ha¬ be, was denn, wie ſie jetzt ſehe, auch wirk¬ lich wahr ſey. Francesko merkte nun, daß ein geheimnißvolles Seelenverſtaͤndniß mit dem fremden Weibe obgewaltet, und daß dieſes Verſtaͤndniß das wunderbare Bild und ſeine wahnſinnige Liebe zu demſelben ge¬ ſchaffen hatte. Er umarmte das Weib voll inbruͤnſtiger Liebe, und wollte ſie ſogleich
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ihm gebunden, und er fiel lautlos vor der
Fremden auf die K ee und hob die Haͤnde
wie anbetend zu ihr empor. Das fremde
Weib richtete ihn aber laͤchelnd auf und ſag¬
te ihm, daß ſie ihn ſchon damals, als er in
der Malerſchule des alten Leonardo da Vin¬
ci geweſen, als ein kleines Maͤdchen oftmals
geſehen und eine unſaͤgliche Liebe zu ihm ge¬
faßt habe. Eltern und Verwandte habe ſie
nun verlaſſen, und ſey allein nach Rom ge¬
wandert, um ihn wiederzufinden, da eine in
ihrem Innern ertoͤnende Stimme ihr geſagt
habe, daß er ſie ſehr liebe und ſie aus lau¬
ter Sehnſucht und Begierde abkonterfeyt ha¬
be, was denn, wie ſie jetzt ſehe, auch wirk¬
lich wahr ſey. Francesko merkte nun, daß
ein geheimnißvolles Seelenverſtaͤndniß mit
dem fremden Weibe obgewaltet, und daß
dieſes Verſtaͤndniß das wunderbare Bild und
ſeine wahnſinnige Liebe zu demſelben ge¬
ſchaffen hatte. Er umarmte das Weib voll
inbruͤnſtiger Liebe, und wollte ſie ſogleich
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/229>, abgerufen am 25.11.2024.
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