hatte, wurde er Leonardo's frommer, treuer Sohn. Er half dem Alten manch' wichti¬ ges großes Werk vollenden, und es geschah, daß der Schüler, sich hinaufschwingend zu der Höhe des Meisters, berühmt wurde, und man¬ ches Altarblatt für Kirchen und Klöster ma¬ len mußte. Der alte Leonardo stand ihm treulich bei mit Rath und That, bis er denn endlich im hohen Alter starb. Da brach, wie ein lange mühsam unterdrücktes Feuer, in dem Jüngling Francesko wieder der Stolz und Uebermuth hervor. Er hielt sich für den größten Maler seiner Zeit und die er¬ reichte Kunstvollkommenheit mit seinem Stan¬ de paarend, nannte er sich selbst den fürstli¬ chen Maler. Von dem alten Leonardo sprach er verächtlich, und schuf, abweichend von dem frommen, einfachen Styl, sich eine neue Manier, die mit der Ueppigkeit der Gestal¬ ten und dem prahlenden Farbenglanz die Augen der Menge verblendete, deren über¬ triebene Lobsprüche ihn immer eitler und über¬
II. [ 14 ]
hatte, wurde er Leonardo's frommer, treuer Sohn. Er half dem Alten manch' wichti¬ ges großes Werk vollenden, und es geſchah, daß der Schuͤler, ſich hinaufſchwingend zu der Hoͤhe des Meiſters, beruͤhmt wurde, und man¬ ches Altarblatt fuͤr Kirchen und Kloͤſter ma¬ len mußte. Der alte Leonardo ſtand ihm treulich bei mit Rath und That, bis er denn endlich im hohen Alter ſtarb. Da brach, wie ein lange muͤhſam unterdruͤcktes Feuer, in dem Juͤngling Francesko wieder der Stolz und Uebermuth hervor. Er hielt ſich fuͤr den groͤßten Maler ſeiner Zeit und die er¬ reichte Kunſtvollkommenheit mit ſeinem Stan¬ de paarend, nannte er ſich ſelbſt den fuͤrſtli¬ chen Maler. Von dem alten Leonardo ſprach er veraͤchtlich, und ſchuf, abweichend von dem frommen, einfachen Styl, ſich eine neue Manier, die mit der Ueppigkeit der Geſtal¬ ten und dem prahlenden Farbenglanz die Augen der Menge verblendete, deren uͤber¬ triebene Lobſpruͤche ihn immer eitler und uͤber¬
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hatte, wurde er Leonardo's frommer, treuer
Sohn. Er half dem Alten manch' wichti¬
ges großes Werk vollenden, und es geſchah,
daß der Schuͤler, ſich hinaufſchwingend zu der
Hoͤhe des Meiſters, beruͤhmt wurde, und man¬
ches Altarblatt fuͤr Kirchen und Kloͤſter ma¬
len mußte. Der alte Leonardo ſtand ihm
treulich bei mit Rath und That, bis er denn
endlich im hohen Alter ſtarb. Da brach, wie
ein lange muͤhſam unterdruͤcktes Feuer, in
dem Juͤngling Francesko wieder der Stolz
und Uebermuth hervor. Er hielt ſich fuͤr
den groͤßten Maler ſeiner Zeit und die er¬
reichte Kunſtvollkommenheit mit ſeinem Stan¬
de paarend, nannte er ſich ſelbſt den fuͤrſtli¬
chen Maler. Von dem alten Leonardo ſprach
er veraͤchtlich, und ſchuf, abweichend von
dem frommen, einfachen Styl, ſich eine neue
Manier, die mit der Ueppigkeit der Geſtal¬
ten und dem prahlenden Farbenglanz die
Augen der Menge verblendete, deren uͤber¬
triebene Lobſpruͤche ihn immer eitler und uͤber¬
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/217>, abgerufen am 26.11.2024.
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