Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816.

Bild:
<< vorherige Seite

irdisches Spiel waren, dagegen die Schö¬
pfung des Mahlers, die reine Abspiegelung
des ihm inwohnenden göttlichen Geistes sey,
da ergrimmte der Seeheld Camillo und schwur,
daß er den Francesko verstoßen und seinem
jüngern Bruder Zenobio die Nachfolge zu¬
sichern wolle. Francesko war damit gar zufrie¬
den, ja er trat in einer Urkunde seinem jüngern
Bruder die Nachfolge auf den fürstlichen Thron
mit aller Form und Feierlichkeit ab, und so be¬
gab es sich, daß, als der alte Fürst Camillo
in einem harten blutigen Kampfe mit den
Algierern sein Leben verloren hatte, Zeno¬
bio zur Regierung kam, Francesko dagegen,
seinen fürstlichen Stand und Namen ver¬
läugnend, ein Mahler wurde, und von einem
kleinen Jahrgehalt, den ihm der regierende
Bruder ausgesetzt, kümmerlich genug lebte.
Francesko war sonst ein stolzer, übermüthi¬
ger Jüngling gewesen, nur der alte Leo¬
nardo zähmte seinen wilden Sinn, und als
Francesko dem fürstlichen Stand entsagt

hatte,

irdiſches Spiel waren, dagegen die Schoͤ¬
pfung des Mahlers, die reine Abſpiegelung
des ihm inwohnenden goͤttlichen Geiſtes ſey,
da ergrimmte der Seeheld Camillo und ſchwur,
daß er den Francesko verſtoßen und ſeinem
juͤngern Bruder Zenobio die Nachfolge zu¬
ſichern wolle. Francesko war damit gar zufrie¬
den, ja er trat in einer Urkunde ſeinem juͤngern
Bruder die Nachfolge auf den fuͤrſtlichen Thron
mit aller Form und Feierlichkeit ab, und ſo be¬
gab es ſich, daß, als der alte Fuͤrſt Camillo
in einem harten blutigen Kampfe mit den
Algierern ſein Leben verloren hatte, Zeno¬
bio zur Regierung kam, Francesko dagegen,
ſeinen fuͤrſtlichen Stand und Namen ver¬
laͤugnend, ein Mahler wurde, und von einem
kleinen Jahrgehalt, den ihm der regierende
Bruder ausgeſetzt, kuͤmmerlich genug lebte.
Francesko war ſonſt ein ſtolzer, uͤbermuͤthi¬
ger Juͤngling geweſen, nur der alte Leo¬
nardo zaͤhmte ſeinen wilden Sinn, und als
Francesko dem fuͤrſtlichen Stand entſagt

hatte,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0216" n="208"/>
irdi&#x017F;ches Spiel waren, dagegen die Scho&#x0364;¬<lb/>
pfung des Mahlers, die reine Ab&#x017F;piegelung<lb/>
des ihm inwohnenden go&#x0364;ttlichen Gei&#x017F;tes &#x017F;ey,<lb/>
da ergrimmte der Seeheld Camillo und &#x017F;chwur,<lb/>
daß er den Francesko ver&#x017F;toßen und &#x017F;einem<lb/>
ju&#x0364;ngern Bruder Zenobio die Nachfolge zu¬<lb/>
&#x017F;ichern wolle. Francesko war damit gar zufrie¬<lb/>
den, ja er trat in einer Urkunde &#x017F;einem ju&#x0364;ngern<lb/>
Bruder die Nachfolge auf den fu&#x0364;r&#x017F;tlichen Thron<lb/>
mit aller Form und Feierlichkeit ab, und &#x017F;o be¬<lb/>
gab es &#x017F;ich, daß, als der alte Fu&#x0364;r&#x017F;t Camillo<lb/>
in einem harten blutigen Kampfe mit den<lb/>
Algierern &#x017F;ein Leben verloren hatte, Zeno¬<lb/>
bio zur Regierung kam, Francesko dagegen,<lb/>
&#x017F;einen fu&#x0364;r&#x017F;tlichen Stand und Namen ver¬<lb/>
la&#x0364;ugnend, ein Mahler wurde, und von einem<lb/>
kleinen Jahrgehalt, den ihm der regierende<lb/>
Bruder ausge&#x017F;etzt, ku&#x0364;mmerlich genug lebte.<lb/>
Francesko war &#x017F;on&#x017F;t ein &#x017F;tolzer, u&#x0364;bermu&#x0364;thi¬<lb/>
ger Ju&#x0364;ngling gewe&#x017F;en, nur der alte Leo¬<lb/>
nardo za&#x0364;hmte &#x017F;einen wilden Sinn, und als<lb/>
Francesko dem fu&#x0364;r&#x017F;tlichen Stand ent&#x017F;agt<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">hatte,<lb/></fw>
</p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[208/0216] irdiſches Spiel waren, dagegen die Schoͤ¬ pfung des Mahlers, die reine Abſpiegelung des ihm inwohnenden goͤttlichen Geiſtes ſey, da ergrimmte der Seeheld Camillo und ſchwur, daß er den Francesko verſtoßen und ſeinem juͤngern Bruder Zenobio die Nachfolge zu¬ ſichern wolle. Francesko war damit gar zufrie¬ den, ja er trat in einer Urkunde ſeinem juͤngern Bruder die Nachfolge auf den fuͤrſtlichen Thron mit aller Form und Feierlichkeit ab, und ſo be¬ gab es ſich, daß, als der alte Fuͤrſt Camillo in einem harten blutigen Kampfe mit den Algierern ſein Leben verloren hatte, Zeno¬ bio zur Regierung kam, Francesko dagegen, ſeinen fuͤrſtlichen Stand und Namen ver¬ laͤugnend, ein Mahler wurde, und von einem kleinen Jahrgehalt, den ihm der regierende Bruder ausgeſetzt, kuͤmmerlich genug lebte. Francesko war ſonſt ein ſtolzer, uͤbermuͤthi¬ ger Juͤngling geweſen, nur der alte Leo¬ nardo zaͤhmte ſeinen wilden Sinn, und als Francesko dem fuͤrſtlichen Stand entſagt hatte,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/216
Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/216>, abgerufen am 26.11.2024.