müthiger machten. Es geschah, daß er zu Rom unter wilde ausschweifende Jünglinge gerieth, und wie er nun in Allem der erste und vorzüglichste zu seyn begehrte, so war er bald im wilden Sturm des Lasters der rüstigste Segler. Ganz von der falschen trü¬ gerischen Pracht des Heidenthums verführt, bildeten die Jünglinge, an deren Spitze Fran¬ cesko stand, einen geheimen Bund, in dem sie, das Christenthum auf freveliche Weise verspottend, die Gebräuche der alten Grie¬ chen nachahmten und mit frechen Dirnen verruchte sündhafte Feste feierten. Es wa¬ ren Maler, aber noch mehr Bildhauer unter ihnen, die wollten nur von der antikischen Kunst etwas wissen und verlachten Alles, was neue Künstler, von dem heiligen Christenthum entzündet, zur Glorie desselben erfunden und herrlich ausgeführt hatten. Francesko mal¬ te in unheiliger Begeisterung viele Bilder aus der lügenhaften Fabelwelt. Keiner als er vermochte, die buhlerische Ueppigkeit der weib¬
muͤthiger machten. Es geſchah, daß er zu Rom unter wilde ausſchweifende Juͤnglinge gerieth, und wie er nun in Allem der erſte und vorzuͤglichſte zu ſeyn begehrte, ſo war er bald im wilden Sturm des Laſters der ruͤſtigſte Segler. Ganz von der falſchen truͤ¬ geriſchen Pracht des Heidenthums verfuͤhrt, bildeten die Juͤnglinge, an deren Spitze Fran¬ cesko ſtand, einen geheimen Bund, in dem ſie, das Chriſtenthum auf freveliche Weiſe verſpottend, die Gebraͤuche der alten Grie¬ chen nachahmten und mit frechen Dirnen verruchte ſuͤndhafte Feſte feierten. Es wa¬ ren Maler, aber noch mehr Bildhauer unter ihnen, die wollten nur von der antikiſchen Kunſt etwas wiſſen und verlachten Alles, was neue Kuͤnſtler, von dem heiligen Chriſtenthum entzuͤndet, zur Glorie deſſelben erfunden und herrlich ausgefuͤhrt hatten. Francesko mal¬ te in unheiliger Begeiſterung viele Bilder aus der luͤgenhaften Fabelwelt. Keiner als er vermochte, die buhleriſche Ueppigkeit der weib¬
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muͤthiger machten. Es geſchah, daß er zu
Rom unter wilde ausſchweifende Juͤnglinge
gerieth, und wie er nun in Allem der erſte
und vorzuͤglichſte zu ſeyn begehrte, ſo war
er bald im wilden Sturm des Laſters der
ruͤſtigſte Segler. Ganz von der falſchen truͤ¬
geriſchen Pracht des Heidenthums verfuͤhrt,
bildeten die Juͤnglinge, an deren Spitze Fran¬
cesko ſtand, einen geheimen Bund, in dem
ſie, das Chriſtenthum auf freveliche Weiſe
verſpottend, die Gebraͤuche der alten Grie¬
chen nachahmten und mit frechen Dirnen
verruchte ſuͤndhafte Feſte feierten. Es wa¬
ren Maler, aber noch mehr Bildhauer unter
ihnen, die wollten nur von der antikiſchen
Kunſt etwas wiſſen und verlachten Alles, was
neue Kuͤnſtler, von dem heiligen Chriſtenthum
entzuͤndet, zur Glorie deſſelben erfunden und
herrlich ausgefuͤhrt hatten. Francesko mal¬
te in unheiliger Begeiſterung viele Bilder
aus der luͤgenhaften Fabelwelt. Keiner als er
vermochte, die buhleriſche Ueppigkeit der weib¬
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/218>, abgerufen am 26.11.2024.
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