porgestiegen. Ich höre mich lachen, aber dies Lachen zerschneidet die Brust, und bren¬ nender wird der Schmerz und heftiger blu¬ ten alle Wunden. -- Die Gestalt eines Wei¬ bes leuchtet hervor, das Gesindel weicht -- sie tritt auf mich zu! -- Ach es ist Aurelie! "Ich lebe, und bin nun ganz Dein!" spricht die Gestalt. -- Da wird der Frevel in mir wach. -- Rasend vor wilder Begier um¬ schlinge ich sie mit meinen Armen. -- Alle Ohnmacht ist von mir gewichen, aber da legt es sich glühend an meine Brust -- rau¬ he Borsten zerkratzen meine Augen, und der Satan lacht gellend auf! Nun bist Du ganz mein! -- Mit dem Schrei des Entsetzens erwache ich, und bald fließt mein Blut in Strömen von den Hieben der Stachelpeitsche, mit der ich mich in trostloser Verzweiflung züchtige. Denn selbst die Frevel des Traums, jeder sündliche Gedanke fordert doppelte Bu¬ ße. -- Endlich war die Zeit, die der Prior zur strengsten Buße bestimmt hatte, verstri¬
chen
porgeſtiegen. Ich hoͤre mich lachen, aber dies Lachen zerſchneidet die Bruſt, und bren¬ nender wird der Schmerz und heftiger blu¬ ten alle Wunden. — Die Geſtalt eines Wei¬ bes leuchtet hervor, das Geſindel weicht — ſie tritt auf mich zu! — Ach es iſt Aurelie! „Ich lebe, und bin nun ganz Dein!“ ſpricht die Geſtalt. — Da wird der Frevel in mir wach. — Raſend vor wilder Begier um¬ ſchlinge ich ſie mit meinen Armen. — Alle Ohnmacht iſt von mir gewichen, aber da legt es ſich gluͤhend an meine Bruſt — rau¬ he Borſten zerkratzen meine Augen, und der Satan lacht gellend auf! Nun biſt Du ganz mein! — Mit dem Schrei des Entſetzens erwache ich, und bald fließt mein Blut in Stroͤmen von den Hieben der Stachelpeitſche, mit der ich mich in troſtloſer Verzweiflung zuͤchtige. Denn ſelbſt die Frevel des Traums, jeder ſuͤndliche Gedanke fordert doppelte Bu¬ ße. — Endlich war die Zeit, die der Prior zur ſtrengſten Buße beſtimmt hatte, verſtri¬
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porgeſtiegen. Ich hoͤre mich lachen, aber
dies Lachen zerſchneidet die Bruſt, und bren¬
nender wird der Schmerz und heftiger blu¬
ten alle Wunden. — Die Geſtalt eines Wei¬
bes leuchtet hervor, das Geſindel weicht —
ſie tritt auf mich zu! — Ach es iſt Aurelie!
„Ich lebe, und bin nun ganz Dein!“ ſpricht
die Geſtalt. — Da wird der Frevel in mir
wach. — Raſend vor wilder Begier um¬
ſchlinge ich ſie mit meinen Armen. — Alle
Ohnmacht iſt von mir gewichen, aber da
legt es ſich gluͤhend an meine Bruſt — rau¬
he Borſten zerkratzen meine Augen, und der
Satan lacht gellend auf! Nun biſt Du ganz
mein! — Mit dem Schrei des Entſetzens
erwache ich, und bald fließt mein Blut in
Stroͤmen von den Hieben der Stachelpeitſche,
mit der ich mich in troſtloſer Verzweiflung
zuͤchtige. Denn ſelbſt die Frevel des Traums,
jeder ſuͤndliche Gedanke fordert doppelte Bu¬
ße. — Endlich war die Zeit, die der Prior
zur ſtrengſten Buße beſtimmt hatte, verſtri¬
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/200>, abgerufen am 28.11.2024.
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