Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816.

Bild:
<< vorherige Seite

Mordes wegen mußte ich fliehen ..." "Eines
Mordes wegen?" unterbrach ich ihn heftig.
"Ja eines Mordes wegen, fuhr er fort:
ich hatte im Zorn den linken Backenbart des
jüngsten Commerzienrathes in der Stadt
getödtet, und dem rechten gefährliche Wun¬
den beigebracht." -- "Ich bitte Sie, unterbrach
ich ihn aufs neue, lassen Sie die Possen, seyn
Sie einmal vernünftig und erzählen Sie im
Zusammenhange, oder verlassen Sie mich." --
"Ey, lieber Bruder Medardus, fing er plötzlich
sehr ernst an; Du willst mich fortschicken, nun
Du genesen, und mußtest mich doch in Deiner
Nähe leiden, als Du krank da lagst und ich
Dein Stubenkammerad war und in jenem
Bette schlief." -- "Was heißt das, rief ich be¬
stürzt aus, wie kommen Sie auf den Na¬
men Medardus?" -- "Schauen Sie, sprach er
lächelnd: den rechten Zipfel ihrer Kutte ge¬
fälligst an." Ich that es, und erstarrte vor
Schreck und Erstaunen, denn ich fand, daß
der Name Medardus hineingenäht war, so

Mordes wegen mußte ich fliehen ...“ „Eines
Mordes wegen?“ unterbrach ich ihn heftig.
„Ja eines Mordes wegen, fuhr er fort:
ich hatte im Zorn den linken Backenbart des
juͤngſten Commerzienrathes in der Stadt
getoͤdtet, und dem rechten gefaͤhrliche Wun¬
den beigebracht.“ — „Ich bitte Sie, unterbrach
ich ihn aufs neue, laſſen Sie die Poſſen, ſeyn
Sie einmal vernuͤnftig und erzaͤhlen Sie im
Zuſammenhange, oder verlaſſen Sie mich.“ —
„Ey, lieber Bruder Medardus, fing er ploͤtzlich
ſehr ernſt an; Du willſt mich fortſchicken, nun
Du geneſen, und mußteſt mich doch in Deiner
Naͤhe leiden, als Du krank da lagſt und ich
Dein Stubenkammerad war und in jenem
Bette ſchlief.“ — „Was heißt das, rief ich be¬
ſtuͤrzt aus, wie kommen Sie auf den Na¬
men Medardus?“ — „Schauen Sie, ſprach er
laͤchelnd: den rechten Zipfel ihrer Kutte ge¬
faͤlligſt an.“ Ich that es, und erſtarrte vor
Schreck und Erſtaunen, denn ich fand, daß
der Name Medardus hineingenaͤht war, ſo

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0171" n="163"/>
Mordes wegen mußte ich fliehen ...&#x201C; &#x201E;Eines<lb/>
Mordes wegen?&#x201C; unterbrach ich ihn heftig.<lb/>
&#x201E;Ja eines Mordes wegen, fuhr er fort:<lb/>
ich hatte im Zorn den linken Backenbart des<lb/>
ju&#x0364;ng&#x017F;ten Commerzienrathes in der Stadt<lb/>
geto&#x0364;dtet, und dem rechten gefa&#x0364;hrliche Wun¬<lb/>
den beigebracht.&#x201C; &#x2014; &#x201E;Ich bitte Sie, unterbrach<lb/>
ich ihn aufs neue, la&#x017F;&#x017F;en Sie die Po&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;eyn<lb/>
Sie einmal vernu&#x0364;nftig und erza&#x0364;hlen Sie im<lb/>
Zu&#x017F;ammenhange, oder verla&#x017F;&#x017F;en Sie mich.&#x201C; &#x2014;<lb/>
&#x201E;Ey, lieber Bruder Medardus, fing er plo&#x0364;tzlich<lb/>
&#x017F;ehr ern&#x017F;t an; Du will&#x017F;t mich fort&#x017F;chicken, nun<lb/>
Du gene&#x017F;en, und mußte&#x017F;t mich doch in Deiner<lb/>
Na&#x0364;he leiden, als Du krank da lag&#x017F;t und ich<lb/>
Dein Stubenkammerad war und in jenem<lb/>
Bette &#x017F;chlief.&#x201C; &#x2014; &#x201E;Was heißt das, rief ich be¬<lb/>
&#x017F;tu&#x0364;rzt aus, wie kommen Sie auf den Na¬<lb/>
men Medardus?&#x201C; &#x2014; &#x201E;Schauen Sie, &#x017F;prach er<lb/>
la&#x0364;chelnd: den rechten Zipfel ihrer Kutte ge¬<lb/>
fa&#x0364;llig&#x017F;t an.&#x201C; Ich that es, und er&#x017F;tarrte vor<lb/>
Schreck und Er&#x017F;taunen, denn ich fand, daß<lb/>
der Name Medardus hineingena&#x0364;ht war, &#x017F;o<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[163/0171] Mordes wegen mußte ich fliehen ...“ „Eines Mordes wegen?“ unterbrach ich ihn heftig. „Ja eines Mordes wegen, fuhr er fort: ich hatte im Zorn den linken Backenbart des juͤngſten Commerzienrathes in der Stadt getoͤdtet, und dem rechten gefaͤhrliche Wun¬ den beigebracht.“ — „Ich bitte Sie, unterbrach ich ihn aufs neue, laſſen Sie die Poſſen, ſeyn Sie einmal vernuͤnftig und erzaͤhlen Sie im Zuſammenhange, oder verlaſſen Sie mich.“ — „Ey, lieber Bruder Medardus, fing er ploͤtzlich ſehr ernſt an; Du willſt mich fortſchicken, nun Du geneſen, und mußteſt mich doch in Deiner Naͤhe leiden, als Du krank da lagſt und ich Dein Stubenkammerad war und in jenem Bette ſchlief.“ — „Was heißt das, rief ich be¬ ſtuͤrzt aus, wie kommen Sie auf den Na¬ men Medardus?“ — „Schauen Sie, ſprach er laͤchelnd: den rechten Zipfel ihrer Kutte ge¬ faͤlligſt an.“ Ich that es, und erſtarrte vor Schreck und Erſtaunen, denn ich fand, daß der Name Medardus hineingenaͤht war, ſo

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/171
Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/171>, abgerufen am 02.05.2024.