ruch wallte mir sinnebetäubend entgegen. Er¬ innerungen stiegen in mir auf, wie dunkle Träume! Ist das nicht Aureliens Zimmer auf dem Schlosse des Barons, wo ich... So wie ich dies dachte, war es, als erhöbe sich hinter mir eine finstre Gestalt, und: Hermo¬ gen! rief es in meinem Innern! Entsetzt rannte ich vorwärts, nur angelehnt war die Thüre des Cabinets. Aurelie kniete, den Rücken mir zugekehrt vor einem Tabourett auf dem ein aufgeschlagenes Buch lag. Voll scheuer Angst blickte ich unwillkührlich zu¬ rück -- ich schaute nichts, da rief ich im höch¬ sten Entzücken: Aurelie, Aurelie! -- Sie wandte sich schnell um, aber noch ehe sie auf¬ gestanden, lag ich neben ihr und hatte sie fest umschlungen. Leonard! mein Geliebter! -- lispelte sie leise. Da kochte und gährte in meinem Innern rasende Begier, wildes, sün¬ diges Verlangen. Sie hing kraftlos in mei¬ nen Armen; die genestelten Haare waren auf¬ gegangen und fielen in üppigen Locken über
ruch wallte mir ſinnebetaͤubend entgegen. Er¬ innerungen ſtiegen in mir auf, wie dunkle Traͤume! Iſt das nicht Aureliens Zimmer auf dem Schloſſe des Barons, wo ich... So wie ich dies dachte, war es, als erhoͤbe ſich hinter mir eine finſtre Geſtalt, und: Hermo¬ gen! rief es in meinem Innern! Entſetzt rannte ich vorwaͤrts, nur angelehnt war die Thuͤre des Cabinets. Aurelie kniete, den Ruͤcken mir zugekehrt vor einem Tabourett auf dem ein aufgeſchlagenes Buch lag. Voll ſcheuer Angſt blickte ich unwillkuͤhrlich zu¬ ruͤck — ich ſchaute nichts, da rief ich im hoͤch¬ ſten Entzuͤcken: Aurelie, Aurelie! — Sie wandte ſich ſchnell um, aber noch ehe ſie auf¬ geſtanden, lag ich neben ihr und hatte ſie feſt umſchlungen. Leonard! mein Geliebter! — lispelte ſie leiſe. Da kochte und gaͤhrte in meinem Innern raſende Begier, wildes, ſuͤn¬ diges Verlangen. Sie hing kraftlos in mei¬ nen Armen; die geneſtelten Haare waren auf¬ gegangen und fielen in uͤppigen Locken uͤber
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ruch wallte mir ſinnebetaͤubend entgegen. Er¬
innerungen ſtiegen in mir auf, wie dunkle
Traͤume! Iſt das nicht Aureliens Zimmer
auf dem Schloſſe des Barons, wo ich... So
wie ich dies dachte, war es, als erhoͤbe ſich
hinter mir eine finſtre Geſtalt, und: Hermo¬
gen! rief es in meinem Innern! Entſetzt
rannte ich vorwaͤrts, nur angelehnt war die
Thuͤre des Cabinets. Aurelie kniete, den
Ruͤcken mir zugekehrt vor einem Tabourett
auf dem ein aufgeſchlagenes Buch lag. Voll
ſcheuer Angſt blickte ich unwillkuͤhrlich zu¬
ruͤck — ich ſchaute nichts, da rief ich im hoͤch¬
ſten Entzuͤcken: Aurelie, Aurelie! — Sie
wandte ſich ſchnell um, aber noch ehe ſie auf¬
geſtanden, lag ich neben ihr und hatte ſie feſt
umſchlungen. Leonard! mein Geliebter! —
lispelte ſie leiſe. Da kochte und gaͤhrte in
meinem Innern raſende Begier, wildes, ſuͤn¬
diges Verlangen. Sie hing kraftlos in mei¬
nen Armen; die geneſtelten Haare waren auf¬
gegangen und fielen in uͤppigen Locken uͤber
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/100>, abgerufen am 05.12.2024.
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