"Das Paar stand vor dem Altar, der Beichtiger des Fürsten, ein alter ehrwürdiger Priester, begann das Formular, nachdem er ein stilles Amt gehalten. -- Da erblaßte Francesko, und mit stieren, auf den Eckpfei¬ ler beim Hochaltar gerichteten Augen, rief er mit dumpfer Stimme: was willst Du von mir? -- An den Eckpfeiler gelehnt stand der Mahler, in fremder seltsamer Tracht, den vio¬ letten Mantel um die Schulter geschlagen, und durchbohrte Francesko mit dem gespen¬ stischen Blick seiner hohlen schwarzen Augen. Die Prinzessin war der Ohnmacht nahe, Al¬ les erbebte vom Entsetzen ergriffen, nur der Priester blieb ruhig, und sprach zu Fran¬ cesko: warum erschreckt Dich die Gestalt die¬ ses Mannes, wenn Dein Gewissen rein ist? Da raffte sich Francesko auf, der noch ge¬ kniet, und stürzte mit einem kleinen Messer in der Hand auf den Mahler, aber noch ehe er ihn erreicht, sank er mit einem dumpfen Geheul ohnmächtig nieder, und der Mahler
„Das Paar ſtand vor dem Altar, der Beichtiger des Fuͤrſten, ein alter ehrwuͤrdiger Prieſter, begann das Formular, nachdem er ein ſtilles Amt gehalten. — Da erblaßte Francesko, und mit ſtieren, auf den Eckpfei¬ ler beim Hochaltar gerichteten Augen, rief er mit dumpfer Stimme: was willſt Du von mir? — An den Eckpfeiler gelehnt ſtand der Mahler, in fremder ſeltſamer Tracht, den vio¬ letten Mantel um die Schulter geſchlagen, und durchbohrte Francesko mit dem geſpen¬ ſtiſchen Blick ſeiner hohlen ſchwarzen Augen. Die Prinzeſſin war der Ohnmacht nahe, Al¬ les erbebte vom Entſetzen ergriffen, nur der Prieſter blieb ruhig, und ſprach zu Fran¬ cesko: warum erſchreckt Dich die Geſtalt die¬ ſes Mannes, wenn Dein Gewiſſen rein iſt? Da raffte ſich Francesko auf, der noch ge¬ kniet, und ſtuͤrzte mit einem kleinen Meſſer in der Hand auf den Mahler, aber noch ehe er ihn erreicht, ſank er mit einem dumpfen Geheul ohnmaͤchtig nieder, und der Mahler
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„Das Paar ſtand vor dem Altar, der
Beichtiger des Fuͤrſten, ein alter ehrwuͤrdiger
Prieſter, begann das Formular, nachdem er
ein ſtilles Amt gehalten. — Da erblaßte
Francesko, und mit ſtieren, auf den Eckpfei¬
ler beim Hochaltar gerichteten Augen, rief
er mit dumpfer Stimme: was willſt Du von
mir? — An den Eckpfeiler gelehnt ſtand der
Mahler, in fremder ſeltſamer Tracht, den vio¬
letten Mantel um die Schulter geſchlagen,
und durchbohrte Francesko mit dem geſpen¬
ſtiſchen Blick ſeiner hohlen ſchwarzen Augen.
Die Prinzeſſin war der Ohnmacht nahe, Al¬
les erbebte vom Entſetzen ergriffen, nur der
Prieſter blieb ruhig, und ſprach zu Fran¬
cesko: warum erſchreckt Dich die Geſtalt die¬
ſes Mannes, wenn Dein Gewiſſen rein iſt?
Da raffte ſich Francesko auf, der noch ge¬
kniet, und ſtuͤrzte mit einem kleinen Meſſer
in der Hand auf den Mahler, aber noch ehe
er ihn erreicht, ſank er mit einem dumpfen
Geheul ohnmaͤchtig nieder, und der Mahler
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 374. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/390>, abgerufen am 27.11.2024.
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