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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

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Prinz ihm aus der Hand, mit der Aeuße¬
rung: es sey so herrlich getroffen, daß er es
besitzen müsse. Der Mahler, immer ruhig
und gelassen bleibend, bat, nur zu erlauben,
daß er das Bild mit ein paar Zügen vol¬
lende. Der Prinz stellte das Bild wieder
auf die Staffelei, nach ein paar Minuten
gab der Mahler es ihm zurück, und lachte
hell auf, als der Prinz über das gräßlich
verzerrte Gesicht erschrak, zu dem das Por¬
trait geworden. Nun ging der Mahler lang¬
sam aus dem Saal, aber nah an der Thüre
kehrte er um, sah den Prinzen an mit ern¬
stem durchdringendem Blick, und sprach dumpf
und feierlich: nun bist Du verlohren!" --

"Dies geschah als die Italiänerin schon für
des Prinzen Braut erklärt war, und in we¬
nigen Tagen die feierliche Vermählung vor
sich gehen sollte. Des Mahlers Betragen
achtete der Prinz um so weniger, als er in
dem allgemeinen Ruf stand zuweilen von ei¬
niger Tollheit heimgesucht zu werden. Er

Prinz ihm aus der Hand, mit der Aeuße¬
rung: es ſey ſo herrlich getroffen, daß er es
beſitzen muͤſſe. Der Mahler, immer ruhig
und gelaſſen bleibend, bat, nur zu erlauben,
daß er das Bild mit ein paar Zuͤgen vol¬
lende. Der Prinz ſtellte das Bild wieder
auf die Staffelei, nach ein paar Minuten
gab der Mahler es ihm zuruͤck, und lachte
hell auf, als der Prinz uͤber das graͤßlich
verzerrte Geſicht erſchrak, zu dem das Por¬
trait geworden. Nun ging der Mahler lang¬
ſam aus dem Saal, aber nah an der Thuͤre
kehrte er um, ſah den Prinzen an mit ern¬
ſtem durchdringendem Blick, und ſprach dumpf
und feierlich: nun biſt Du verlohren!“ —

„Dies geſchah als die Italiaͤnerin ſchon fuͤr
des Prinzen Braut erklaͤrt war, und in we¬
nigen Tagen die feierliche Vermaͤhlung vor
ſich gehen ſollte. Des Mahlers Betragen
achtete der Prinz um ſo weniger, als er in
dem allgemeinen Ruf ſtand zuweilen von ei¬
niger Tollheit heimgeſucht zu werden. Er

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[367/0383] Prinz ihm aus der Hand, mit der Aeuße¬ rung: es ſey ſo herrlich getroffen, daß er es beſitzen muͤſſe. Der Mahler, immer ruhig und gelaſſen bleibend, bat, nur zu erlauben, daß er das Bild mit ein paar Zuͤgen vol¬ lende. Der Prinz ſtellte das Bild wieder auf die Staffelei, nach ein paar Minuten gab der Mahler es ihm zuruͤck, und lachte hell auf, als der Prinz uͤber das graͤßlich verzerrte Geſicht erſchrak, zu dem das Por¬ trait geworden. Nun ging der Mahler lang¬ ſam aus dem Saal, aber nah an der Thuͤre kehrte er um, ſah den Prinzen an mit ern¬ ſtem durchdringendem Blick, und ſprach dumpf und feierlich: nun biſt Du verlohren!“ — „Dies geſchah als die Italiaͤnerin ſchon fuͤr des Prinzen Braut erklaͤrt war, und in we¬ nigen Tagen die feierliche Vermaͤhlung vor ſich gehen ſollte. Des Mahlers Betragen achtete der Prinz um ſo weniger, als er in dem allgemeinen Ruf ſtand zuweilen von ei¬ niger Tollheit heimgeſucht zu werden. Er

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/383>, abgerufen am 27.11.2024.