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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

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zur Schwärmerei geneigte Prinzessin, war
nun mit Francesko's Liebe alles Lebensglück
entflohen, und so waren die vier Glücklichen,
Beneidenswerthen, in Gram und Betrübniß
versenkt. Der Prinz erholte sich zuerst, in¬
dem er, bei der strengen Tugend seiner Schwä¬
gerin, den Lockungen des schönen verführeri¬
schen Weibes nicht widerstehen konnte. Je¬
nes kindliche, recht aus dem tiefsten Innern
entsprossene Verhältniß mit der Fürstin, ging
unter, in der namenlosen Lust, die ihm die
Italiänerin verhieß, und so kam es denn,
daß er bald aufs neue in den alten Fesseln
lag, denen er, seit nicht lange her, sich ent¬
wunden. -- Je mehr der Prinz dieser Liebe
nachhing, desto auffallender wurde Frances¬
ko's Betragen, den man jetzt beinahe gar
nicht mehr am Hofe sah, sondern der einsam
umherschwärmte, und oft Wochenlang von
der Residenz abwesend war. Dagegen ließ
sich der wunderliche menschenscheue Mahler
mehr sehen als sonst, und arbeitete vorzüg¬

zur Schwaͤrmerei geneigte Prinzeſſin, war
nun mit Francesko's Liebe alles Lebensgluͤck
entflohen, und ſo waren die vier Gluͤcklichen,
Beneidenswerthen, in Gram und Betruͤbniß
verſenkt. Der Prinz erholte ſich zuerſt, in¬
dem er, bei der ſtrengen Tugend ſeiner Schwaͤ¬
gerin, den Lockungen des ſchoͤnen verfuͤhreri¬
ſchen Weibes nicht widerſtehen konnte. Je¬
nes kindliche, recht aus dem tiefſten Innern
entſproſſene Verhaͤltniß mit der Fuͤrſtin, ging
unter, in der namenloſen Luſt, die ihm die
Italiaͤnerin verhieß, und ſo kam es denn,
daß er bald aufs neue in den alten Feſſeln
lag, denen er, ſeit nicht lange her, ſich ent¬
wunden. — Je mehr der Prinz dieſer Liebe
nachhing, deſto auffallender wurde Frances¬
ko's Betragen, den man jetzt beinahe gar
nicht mehr am Hofe ſah, ſondern der einſam
umherſchwaͤrmte, und oft Wochenlang von
der Reſidenz abweſend war. Dagegen ließ
ſich der wunderliche menſchenſcheue Mahler
mehr ſehen als ſonſt, und arbeitete vorzuͤg¬

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[365/0381] zur Schwaͤrmerei geneigte Prinzeſſin, war nun mit Francesko's Liebe alles Lebensgluͤck entflohen, und ſo waren die vier Gluͤcklichen, Beneidenswerthen, in Gram und Betruͤbniß verſenkt. Der Prinz erholte ſich zuerſt, in¬ dem er, bei der ſtrengen Tugend ſeiner Schwaͤ¬ gerin, den Lockungen des ſchoͤnen verfuͤhreri¬ ſchen Weibes nicht widerſtehen konnte. Je¬ nes kindliche, recht aus dem tiefſten Innern entſproſſene Verhaͤltniß mit der Fuͤrſtin, ging unter, in der namenloſen Luſt, die ihm die Italiaͤnerin verhieß, und ſo kam es denn, daß er bald aufs neue in den alten Feſſeln lag, denen er, ſeit nicht lange her, ſich ent¬ wunden. — Je mehr der Prinz dieſer Liebe nachhing, deſto auffallender wurde Frances¬ ko's Betragen, den man jetzt beinahe gar nicht mehr am Hofe ſah, ſondern der einſam umherſchwaͤrmte, und oft Wochenlang von der Reſidenz abweſend war. Dagegen ließ ſich der wunderliche menſchenſcheue Mahler mehr ſehen als ſonſt, und arbeitete vorzuͤg¬

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/381>, abgerufen am 27.11.2024.