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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

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Prinzen als Gemahlin zugedacht war, und
der er, als er auf der Reise sich am Hofe
ihres Vaters befand, sichtliche Zuneigung
bewiesen hatte. -- Sie soll ausnehmend
schön, und überhaupt die Grazie, die Anmuth
selbst gewesen seyn, und dies spricht auch
das herrliche Portrait aus, was sie noch
auf der Gallerie sehen können. Ihre Ge¬
genwart belebte den in düstre Langeweile
versunkenen Hof, sie überstrahlte Alles,
selbst die Fürstin und ihre, Schwester nicht
ausgenommen. Francesko's Betragen än¬
derte sich bald nach der Ankunft der Italiä¬
nerin auf eine ganz auffallende Weise; es
war, als zehre ein geheimer Gram an sei¬
ner Lebensblüthe, er wurde mürrisch, ver¬
schlossen, er vernachlässigte seine fürstliche
Geliebte. Der Prinz war eben so tiefsinnig
geworden, er fühlte sich von Regungen er¬
griffen, denen er nicht zu widerstehen ver¬
mochte. Der Fürstin stieß die Ankunft der
Italiänerin einen Dolch ins Herz. Für die

Prinzen als Gemahlin zugedacht war, und
der er, als er auf der Reiſe ſich am Hofe
ihres Vaters befand, ſichtliche Zuneigung
bewieſen hatte. — Sie ſoll ausnehmend
ſchoͤn, und uͤberhaupt die Grazie, die Anmuth
ſelbſt geweſen ſeyn, und dies ſpricht auch
das herrliche Portrait aus, was ſie noch
auf der Gallerie ſehen koͤnnen. Ihre Ge¬
genwart belebte den in duͤſtre Langeweile
verſunkenen Hof, ſie uͤberſtrahlte Alles,
ſelbſt die Fuͤrſtin und ihre, Schweſter nicht
ausgenommen. Francesko's Betragen aͤn¬
derte ſich bald nach der Ankunft der Italiaͤ¬
nerin auf eine ganz auffallende Weiſe; es
war, als zehre ein geheimer Gram an ſei¬
ner Lebensbluͤthe, er wurde muͤrriſch, ver¬
ſchloſſen, er vernachlaͤſſigte ſeine fuͤrſtliche
Geliebte. Der Prinz war eben ſo tiefſinnig
geworden, er fuͤhlte ſich von Regungen er¬
griffen, denen er nicht zu widerſtehen ver¬
mochte. Der Fuͤrſtin ſtieß die Ankunft der
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[364/0380] Prinzen als Gemahlin zugedacht war, und der er, als er auf der Reiſe ſich am Hofe ihres Vaters befand, ſichtliche Zuneigung bewieſen hatte. — Sie ſoll ausnehmend ſchoͤn, und uͤberhaupt die Grazie, die Anmuth ſelbſt geweſen ſeyn, und dies ſpricht auch das herrliche Portrait aus, was ſie noch auf der Gallerie ſehen koͤnnen. Ihre Ge¬ genwart belebte den in duͤſtre Langeweile verſunkenen Hof, ſie uͤberſtrahlte Alles, ſelbſt die Fuͤrſtin und ihre, Schweſter nicht ausgenommen. Francesko's Betragen aͤn¬ derte ſich bald nach der Ankunft der Italiaͤ¬ nerin auf eine ganz auffallende Weiſe; es war, als zehre ein geheimer Gram an ſei¬ ner Lebensbluͤthe, er wurde muͤrriſch, ver¬ ſchloſſen, er vernachlaͤſſigte ſeine fuͤrſtliche Geliebte. Der Prinz war eben ſo tiefſinnig geworden, er fuͤhlte ſich von Regungen er¬ griffen, denen er nicht zu widerſtehen ver¬ mochte. Der Fuͤrſtin ſtieß die Ankunft der Italiaͤnerin einen Dolch ins Herz. Fuͤr die

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/380>, abgerufen am 27.11.2024.