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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

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worfen, die zerschmetterten Glieder zusam¬
menkrachten; sein schneidendes Jammerge¬
schrei verhallte in der unermeßlichen Tiefe,
aus der nur ein dumpfes Gewimmer herauf¬
tönte, das endlich auch erstarb. Leblos vor
Schreck und Entsetzen stand ich da, endlich
ergriff ich den Hut, den Degen, das Porte¬
feuille, und wollte mich schnell von dem Un¬
glücksorte entfernen, da trat mir ein junger
Mensch aus dem Tannenwalde entgegen, wie
ein Jäger gekleidet, schaute mir erst starr
ins Gesicht, und fing dann an, ganz übermä¬
ßig zu lachen, so daß ein eiskalter Schauer
mich durchbebte.

"Nun, gnädiger Herr Graf, sprach end¬
lich der junge Mensch, die Maskerade ist in
der That vollständig und herrlich, und wäre
die gnädige Frau nicht schon vorher davon
unterrichtet, wahrhaftig, sie würde den Her¬
zensgeliebten nicht wieder erkennen. Wo ha¬
ben Sie aber die Uniform hingethan, gnädi¬
ger Herr?" -- Die schleuderte ich hinab in

worfen, die zerſchmetterten Glieder zuſam¬
menkrachten; ſein ſchneidendes Jammerge¬
ſchrei verhallte in der unermeßlichen Tiefe,
aus der nur ein dumpfes Gewimmer herauf¬
toͤnte, das endlich auch erſtarb. Leblos vor
Schreck und Entſetzen ſtand ich da, endlich
ergriff ich den Hut, den Degen, das Porte¬
feuille, und wollte mich ſchnell von dem Un¬
gluͤcksorte entfernen, da trat mir ein junger
Menſch aus dem Tannenwalde entgegen, wie
ein Jaͤger gekleidet, ſchaute mir erſt ſtarr
ins Geſicht, und fing dann an, ganz uͤbermaͤ¬
ßig zu lachen, ſo daß ein eiskalter Schauer
mich durchbebte.

„Nun, gnaͤdiger Herr Graf, ſprach end¬
lich der junge Menſch, die Maskerade iſt in
der That vollſtaͤndig und herrlich, und waͤre
die gnaͤdige Frau nicht ſchon vorher davon
unterrichtet, wahrhaftig, ſie wuͤrde den Her¬
zensgeliebten nicht wieder erkennen. Wo ha¬
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[101/0117] worfen, die zerſchmetterten Glieder zuſam¬ menkrachten; ſein ſchneidendes Jammerge¬ ſchrei verhallte in der unermeßlichen Tiefe, aus der nur ein dumpfes Gewimmer herauf¬ toͤnte, das endlich auch erſtarb. Leblos vor Schreck und Entſetzen ſtand ich da, endlich ergriff ich den Hut, den Degen, das Porte¬ feuille, und wollte mich ſchnell von dem Un¬ gluͤcksorte entfernen, da trat mir ein junger Menſch aus dem Tannenwalde entgegen, wie ein Jaͤger gekleidet, ſchaute mir erſt ſtarr ins Geſicht, und fing dann an, ganz uͤbermaͤ¬ ßig zu lachen, ſo daß ein eiskalter Schauer mich durchbebte. „Nun, gnaͤdiger Herr Graf, ſprach end¬ lich der junge Menſch, die Maskerade iſt in der That vollſtaͤndig und herrlich, und waͤre die gnaͤdige Frau nicht ſchon vorher davon unterrichtet, wahrhaftig, ſie wuͤrde den Her¬ zensgeliebten nicht wieder erkennen. Wo ha¬ ben Sie aber die Uniform hingethan, gnaͤdi¬ ger Herr?“ — Die ſchleuderte ich hinab in

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/117>, abgerufen am 23.11.2024.