Hölderlin, Friedrich: Hyperion. Zweiter Band. Tübingen, 1799.und da schriebst du, rief er, daß du in der Schlacht dein Ende finden wolltest? o Hyperion! Doch hat sie wohl den lezten Brief noch nicht. Du must nur eilen, ihr zu schreiben, daß du lebst. Bester Alabanda! rief ich, das ist Trost! Ich schreibe gleich und schike meinen Diener fort damit. O ich will ihm alles, was ich habe, bieten, daß er eilt und noch zu rechter Zeit nach Kalaurea kömmt. - Und den andern Brief, wo vom Entsagen die Rede war, versteht, vergiebt die gute Seele dir leicht, sezt' er hinzu. Vergiebt sie? rief ich; o ihr Hoffnungen alle! ja! wenn ich noch glüklich mit dem Engel würde! Noch wirst du glüklich seyn, rief Alabanda; noch ist die schönste Lebenszeit dir übrig. Ein Held ist der Jüngling, der Mann ein Gott, wenn ers erleben kann. Es dämmerte mir wunderbar in der Seele bei seiner Rede. Der Bäume Gipfel schauerten leise; wie Blumen aus der dunklen Erde, sproßten Sterne aus dem Schoose der Nacht und des Himmels Frühling glänzt' in heiliger Freude mich an. und da schriebst du, rief er, daß du in der Schlacht dein Ende finden wolltest? o Hyperion! Doch hat sie wohl den lezten Brief noch nicht. Du must nur eilen, ihr zu schreiben, daß du lebst. Bester Alabanda! rief ich, das ist Trost! Ich schreibe gleich und schike meinen Diener fort damit. O ich will ihm alles, was ich habe, bieten, daß er eilt und noch zu rechter Zeit nach Kalaurea kömmt. – Und den andern Brief, wo vom Entsagen die Rede war, versteht, vergiebt die gute Seele dir leicht, sezt’ er hinzu. Vergiebt sie? rief ich; o ihr Hoffnungen alle! ja! wenn ich noch glüklich mit dem Engel würde! Noch wirst du glüklich seyn, rief Alabanda; noch ist die schönste Lebenszeit dir übrig. Ein Held ist der Jüngling, der Mann ein Gott, wenn ers erleben kann. Es dämmerte mir wunderbar in der Seele bei seiner Rede. Der Bäume Gipfel schauerten leise; wie Blumen aus der dunklen Erde, sproßten Sterne aus dem Schoose der Nacht und des Himmels Frühling glänzt’ in heiliger Freude mich an. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="chapter" n="2"> <p><pb facs="#f0066"/> und da schriebst du, rief er, daß du in der Schlacht dein Ende finden wolltest? o Hyperion! Doch hat sie wohl den lezten Brief noch nicht. Du must nur eilen, ihr zu schreiben, daß du lebst.</p><lb/> <p>Bester Alabanda! rief ich, das ist Trost! Ich schreibe gleich und schike meinen Diener fort damit. O ich will ihm alles, was ich habe, bieten, daß er eilt und noch zu rechter Zeit nach Kalaurea kömmt. –</p><lb/> <p>Und den andern Brief, wo vom Entsagen die Rede war, versteht, vergiebt die gute Seele dir leicht, sezt’ er hinzu.</p><lb/> <p>Vergiebt sie? rief ich; o ihr Hoffnungen alle! ja! wenn ich noch glüklich mit dem Engel würde!</p><lb/> <p>Noch wirst du glüklich seyn, rief Alabanda; noch ist die schönste Lebenszeit dir übrig. Ein Held ist der Jüngling, der Mann ein Gott, wenn ers erleben kann.</p><lb/> <p>Es dämmerte mir wunderbar in der Seele bei seiner Rede.</p><lb/> <p>Der Bäume Gipfel schauerten leise; wie Blumen aus der dunklen Erde, sproßten Sterne aus dem Schoose der Nacht und des Himmels Frühling glänzt’ in heiliger Freude mich an.</p><lb/> </div><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0066]
und da schriebst du, rief er, daß du in der Schlacht dein Ende finden wolltest? o Hyperion! Doch hat sie wohl den lezten Brief noch nicht. Du must nur eilen, ihr zu schreiben, daß du lebst.
Bester Alabanda! rief ich, das ist Trost! Ich schreibe gleich und schike meinen Diener fort damit. O ich will ihm alles, was ich habe, bieten, daß er eilt und noch zu rechter Zeit nach Kalaurea kömmt. –
Und den andern Brief, wo vom Entsagen die Rede war, versteht, vergiebt die gute Seele dir leicht, sezt’ er hinzu.
Vergiebt sie? rief ich; o ihr Hoffnungen alle! ja! wenn ich noch glüklich mit dem Engel würde!
Noch wirst du glüklich seyn, rief Alabanda; noch ist die schönste Lebenszeit dir übrig. Ein Held ist der Jüngling, der Mann ein Gott, wenn ers erleben kann.
Es dämmerte mir wunderbar in der Seele bei seiner Rede.
Der Bäume Gipfel schauerten leise; wie Blumen aus der dunklen Erde, sproßten Sterne aus dem Schoose der Nacht und des Himmels Frühling glänzt’ in heiliger Freude mich an.
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Zitationshilfe: | Hölderlin, Friedrich: Hyperion. Zweiter Band. Tübingen, 1799, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoelderlin_hyperion02_1799/66>, abgerufen am 16.02.2025. |