Hölderlin, Friedrich: Hyperion. Zweiter Band. Tübingen, 1799.hast du so gelächelt, wann dein Knabe vor dir plauderte, im trunknen Jugendmuth, indeß du da, wie eine stille Tempelsäule, standst, im Schutt der Welt, und leiden mußtest, daß die wilden Ranken meiner Liebe dich umwuchsen - sieh! wie eine Binde fällts von meinen Augen und die alten goldenen Tage sind lebendig wieder da. Ach! rief er, dieser Ernst, in dem wir lebten und diese Lebenslust! Wenn wir jagten im Forst, rief ich, wenn in der Meersfluth wir uns badeten, wenn wir sangen und tranken, wo durch den Lorbeerschatten die Sonn' und der Wein und Augen und Lippen uns glänzten - es war ein einzig Leben und unser Geist umleuchtete, wie ein glänzender Himmel, unser jugendlich Glük. Drum läßt auch keiner von dem andern, sagte Alabanda. O ich habe dir ein schwer Bekenntniß abzulegen, sagt' ich. Wirst du mir es glauben, daß ich fort gewollt? von dir! daß ich gewaltsam meinen Tod gesucht! war das nicht herzlos? rasend? ach und meine Diotima! sie soll mich lassen, schrieb ich ihr, und drauf noch einen Brief, den Abend vor der Schlacht -
II. Bd. E
hast du so gelächelt, wann dein Knabe vor dir plauderte, im trunknen Jugendmuth, indeß du da, wie eine stille Tempelsäule, standst, im Schutt der Welt, und leiden mußtest, daß die wilden Ranken meiner Liebe dich umwuchsen – sieh! wie eine Binde fällts von meinen Augen und die alten goldenen Tage sind lebendig wieder da. Ach! rief er, dieser Ernst, in dem wir lebten und diese Lebenslust! Wenn wir jagten im Forst, rief ich, wenn in der Meersfluth wir uns badeten, wenn wir sangen und tranken, wo durch den Lorbeerschatten die Sonn’ und der Wein und Augen und Lippen uns glänzten – es war ein einzig Leben und unser Geist umleuchtete, wie ein glänzender Himmel, unser jugendlich Glük. Drum läßt auch keiner von dem andern, sagte Alabanda. O ich habe dir ein schwer Bekenntniß abzulegen, sagt’ ich. Wirst du mir es glauben, daß ich fort gewollt? von dir! daß ich gewaltsam meinen Tod gesucht! war das nicht herzlos? rasend? ach und meine Diotima! sie soll mich lassen, schrieb ich ihr, und drauf noch einen Brief, den Abend vor der Schlacht –
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hast du so gelächelt, wann dein Knabe vor dir plauderte, im trunknen Jugendmuth, indeß du da, wie eine stille Tempelsäule, standst, im Schutt der Welt, und leiden mußtest, daß die wilden Ranken meiner Liebe dich umwuchsen – sieh! wie eine Binde fällts von meinen Augen und die alten goldenen Tage sind lebendig wieder da.
Ach! rief er, dieser Ernst, in dem wir lebten und diese Lebenslust!
Wenn wir jagten im Forst, rief ich, wenn in der Meersfluth wir uns badeten, wenn wir sangen und tranken, wo durch den Lorbeerschatten die Sonn’ und der Wein und Augen und Lippen uns glänzten – es war ein einzig Leben und unser Geist umleuchtete, wie ein glänzender Himmel, unser jugendlich Glük. Drum läßt auch keiner von dem andern, sagte Alabanda.
O ich habe dir ein schwer Bekenntniß abzulegen, sagt’ ich. Wirst du mir es glauben, daß ich fort gewollt? von dir! daß ich gewaltsam meinen Tod gesucht! war das nicht herzlos? rasend? ach und meine Diotima! sie soll mich lassen, schrieb ich ihr, und drauf noch einen Brief, den Abend vor der Schlacht –
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Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andre Pietsch, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
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