Daß ein liebendes Volk, in des Vaters Armen gesammelt, Menschlich freudig, wie sonst, und Ein Geist allen gemein sey. Aber weh! es wandelt in Nacht, es wohnt, wie im Orkus, Ohne Göttliches unser Geschlecht. An's eigene Treiben Sind sie geschmiedet allein, und sich in der to- senden Werkstatt Höret jeglicher nur und viel arbeiten die Wilden Mit gewaltigem Arm, rastlos, doch immer und immer Unfruchtbar, wie die Furien, bleibt die Mühe der Armen. Bis, erwacht vom ängstigen Traum, die Seele den Menschen Aufgeht, jugendlich froh, und der Liebe segnender Odem Wieder, wie vormals oft, bei Hellas blühenden Kindern, Wehet in neuer Zeit, und über freierer Stirne Uns der Geist der Natur, der fernherwandelnde, wieder Stilleweilend der Gott in goldnen Wolken er- scheinet. Ach und säumest du noch? und jene, die göttlich gebornen,
Daß ein liebendes Volk, in des Vaters Armen geſammelt, Menſchlich freudig, wie ſonſt, und Ein Geiſt allen gemein ſey. Aber weh! es wandelt in Nacht, es wohnt, wie im Orkus, Ohne Goͤttliches unſer Geſchlecht. An's eigene Treiben Sind ſie geſchmiedet allein, und ſich in der to- ſenden Werkſtatt Hoͤret jeglicher nur und viel arbeiten die Wilden Mit gewaltigem Arm, raſtlos, doch immer und immer Unfruchtbar, wie die Furien, bleibt die Muͤhe der Armen. Bis, erwacht vom aͤngſtigen Traum, die Seele den Menſchen Aufgeht, jugendlich froh, und der Liebe ſegnender Odem Wieder, wie vormals oft, bei Hellas bluͤhenden Kindern, Wehet in neuer Zeit, und uͤber freierer Stirne Uns der Geiſt der Natur, der fernherwandelnde, wieder Stilleweilend der Gott in goldnen Wolken er- ſcheinet. Ach und ſaͤumeſt du noch? und jene, die goͤttlich gebornen,
<TEI><text><body><divn="1"><lgtype="poem"><lgn="11"><pbfacs="#f0184"n="176"/><l>Daß ein liebendes Volk, in des Vaters Armen</l><lb/><l>geſammelt,</l><lb/><l>Menſchlich freudig, wie ſonſt, und Ein Geiſt allen</l><lb/><l>gemein ſey.</l><lb/><l>Aber weh! es wandelt in Nacht, es wohnt, wie</l><lb/><l>im Orkus,</l><lb/><l>Ohne Goͤttliches unſer Geſchlecht. An's eigene</l><lb/><l>Treiben</l><lb/><l>Sind ſie geſchmiedet allein, und ſich in der to-</l><lb/><l>ſenden Werkſtatt</l><lb/><l>Hoͤret jeglicher nur und viel arbeiten die Wilden</l><lb/><l>Mit gewaltigem Arm, raſtlos, doch immer und immer</l><lb/><l>Unfruchtbar, wie die Furien, bleibt die Muͤhe der</l><lb/><l>Armen.</l><lb/><l>Bis, erwacht vom aͤngſtigen Traum, die Seele</l><lb/><l>den Menſchen</l><lb/><l>Aufgeht, jugendlich froh, und der Liebe ſegnender</l><lb/><l>Odem</l><lb/><l>Wieder, wie vormals oft, bei Hellas bluͤhenden</l><lb/><l>Kindern,</l><lb/><l>Wehet in neuer Zeit, und uͤber freierer Stirne</l><lb/><l>Uns der Geiſt der Natur, der fernherwandelnde,</l><lb/><l>wieder</l><lb/><l>Stilleweilend der Gott in goldnen Wolken er-</l><lb/><l>ſcheinet.</l><lb/><l>Ach und ſaͤumeſt du noch? und jene, die goͤttlich</l><lb/><l>gebornen,</l><lb/></lg></lg></div></body></text></TEI>
[176/0184]
Daß ein liebendes Volk, in des Vaters Armen
geſammelt,
Menſchlich freudig, wie ſonſt, und Ein Geiſt allen
gemein ſey.
Aber weh! es wandelt in Nacht, es wohnt, wie
im Orkus,
Ohne Goͤttliches unſer Geſchlecht. An's eigene
Treiben
Sind ſie geſchmiedet allein, und ſich in der to-
ſenden Werkſtatt
Hoͤret jeglicher nur und viel arbeiten die Wilden
Mit gewaltigem Arm, raſtlos, doch immer und immer
Unfruchtbar, wie die Furien, bleibt die Muͤhe der
Armen.
Bis, erwacht vom aͤngſtigen Traum, die Seele
den Menſchen
Aufgeht, jugendlich froh, und der Liebe ſegnender
Odem
Wieder, wie vormals oft, bei Hellas bluͤhenden
Kindern,
Wehet in neuer Zeit, und uͤber freierer Stirne
Uns der Geiſt der Natur, der fernherwandelnde,
wieder
Stilleweilend der Gott in goldnen Wolken er-
ſcheinet.
Ach und ſaͤumeſt du noch? und jene, die goͤttlich
gebornen,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hölderlin, Friedrich: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoelderlin_gedichte_1826/184>, abgerufen am 23.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.