Hoefer, Edmund: Rolof, der Rekrut. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 12. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 233–295. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Der Tag ging eben so lustig zu Ende, wie er begonnen, denn ich hatte ihm an dem Abend einen Schmaus angerichtet, wo wir so ein Dutzend halb lustiger, halb doch respectabler Gesellen zusammen waren. Und der Rolof war, wie man sagt, unsere Seele. Denn auch seine Heiterkeit schien er in den zwei oder drei Monaten allmählich wieder gefunden zu haben und brachte nun Alle damit auf die Beine. Er war voller Einfälle und Streiche, doch waren weder böse noch dumme dabei, er lachte, er neckte, er trödelte und tollte, er that seinen Dienst wie einen Zeitvertreib und war der Liebling Aller, der Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten. Nur zuweilen, wenn wir in der Dämmerung einmal vor unserem kleinen Ofen saßen, einsam und schweigend, da man nicht immer Gesellschaft hat und nicht immer reden kann, wenn dann die kleinen Torfflammen bläulich durcheinander schlüpften und zuckten und von draußen die Sterne durch die gefrorenen Fenster flitterten, da kam's denn wohl einmal über ihn mit Trübsinn und Heimweh. Sobald das aber geschah -- und ich merkte es gleich, da ich ihn selten aus den Augen und nie aus dem Kopfe verlor -- fuhr ich mit diesem und dem schnell dazwischen und ließ nicht nach, bis ich den Erinnerungsteufel wohl oder übel ausgetrieben hatte. Schlimmer war es noch, als er einigemal Bekannte, vielleicht Schmuggelgenossen, aus unserer Heimat traf, die sich wie Kletten an ihn hingen. Allein er sagte mir Der Tag ging eben so lustig zu Ende, wie er begonnen, denn ich hatte ihm an dem Abend einen Schmaus angerichtet, wo wir so ein Dutzend halb lustiger, halb doch respectabler Gesellen zusammen waren. Und der Rolof war, wie man sagt, unsere Seele. Denn auch seine Heiterkeit schien er in den zwei oder drei Monaten allmählich wieder gefunden zu haben und brachte nun Alle damit auf die Beine. Er war voller Einfälle und Streiche, doch waren weder böse noch dumme dabei, er lachte, er neckte, er trödelte und tollte, er that seinen Dienst wie einen Zeitvertreib und war der Liebling Aller, der Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten. Nur zuweilen, wenn wir in der Dämmerung einmal vor unserem kleinen Ofen saßen, einsam und schweigend, da man nicht immer Gesellschaft hat und nicht immer reden kann, wenn dann die kleinen Torfflammen bläulich durcheinander schlüpften und zuckten und von draußen die Sterne durch die gefrorenen Fenster flitterten, da kam's denn wohl einmal über ihn mit Trübsinn und Heimweh. Sobald das aber geschah — und ich merkte es gleich, da ich ihn selten aus den Augen und nie aus dem Kopfe verlor — fuhr ich mit diesem und dem schnell dazwischen und ließ nicht nach, bis ich den Erinnerungsteufel wohl oder übel ausgetrieben hatte. Schlimmer war es noch, als er einigemal Bekannte, vielleicht Schmuggelgenossen, aus unserer Heimat traf, die sich wie Kletten an ihn hingen. Allein er sagte mir <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0044"/> <p>Der Tag ging eben so lustig zu Ende, wie er begonnen, denn ich hatte ihm an dem Abend einen Schmaus angerichtet, wo wir so ein Dutzend halb lustiger, halb doch respectabler Gesellen zusammen waren. Und der Rolof war, wie man sagt, unsere Seele. Denn auch seine Heiterkeit schien er in den zwei oder drei Monaten allmählich wieder gefunden zu haben und brachte nun Alle damit auf die Beine. Er war voller Einfälle und Streiche, doch waren weder böse noch dumme dabei, er lachte, er neckte, er trödelte und tollte, er that seinen Dienst wie einen Zeitvertreib und war der Liebling Aller, der Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten. Nur zuweilen, wenn wir in der Dämmerung einmal vor unserem kleinen Ofen saßen, einsam und schweigend, da man nicht immer Gesellschaft hat und nicht immer reden kann, wenn dann die kleinen Torfflammen bläulich durcheinander schlüpften und zuckten und von draußen die Sterne durch die gefrorenen Fenster flitterten, da kam's denn wohl einmal über ihn mit Trübsinn und Heimweh. Sobald das aber geschah — und ich merkte es gleich, da ich ihn selten aus den Augen und nie aus dem Kopfe verlor — fuhr ich mit diesem und dem schnell dazwischen und ließ nicht nach, bis ich den Erinnerungsteufel wohl oder übel ausgetrieben hatte. Schlimmer war es noch, als er einigemal Bekannte, vielleicht Schmuggelgenossen, aus unserer Heimat traf, die sich wie Kletten an ihn hingen. Allein er sagte mir<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0044]
Der Tag ging eben so lustig zu Ende, wie er begonnen, denn ich hatte ihm an dem Abend einen Schmaus angerichtet, wo wir so ein Dutzend halb lustiger, halb doch respectabler Gesellen zusammen waren. Und der Rolof war, wie man sagt, unsere Seele. Denn auch seine Heiterkeit schien er in den zwei oder drei Monaten allmählich wieder gefunden zu haben und brachte nun Alle damit auf die Beine. Er war voller Einfälle und Streiche, doch waren weder böse noch dumme dabei, er lachte, er neckte, er trödelte und tollte, er that seinen Dienst wie einen Zeitvertreib und war der Liebling Aller, der Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten. Nur zuweilen, wenn wir in der Dämmerung einmal vor unserem kleinen Ofen saßen, einsam und schweigend, da man nicht immer Gesellschaft hat und nicht immer reden kann, wenn dann die kleinen Torfflammen bläulich durcheinander schlüpften und zuckten und von draußen die Sterne durch die gefrorenen Fenster flitterten, da kam's denn wohl einmal über ihn mit Trübsinn und Heimweh. Sobald das aber geschah — und ich merkte es gleich, da ich ihn selten aus den Augen und nie aus dem Kopfe verlor — fuhr ich mit diesem und dem schnell dazwischen und ließ nicht nach, bis ich den Erinnerungsteufel wohl oder übel ausgetrieben hatte. Schlimmer war es noch, als er einigemal Bekannte, vielleicht Schmuggelgenossen, aus unserer Heimat traf, die sich wie Kletten an ihn hingen. Allein er sagte mir
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Zitationshilfe: | Hoefer, Edmund: Rolof, der Rekrut. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 12. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 233–295. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoefer_rekrut_1910/44>, abgerufen am 16.07.2024. |