Hoefer, Edmund: Rolof, der Rekrut. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 12. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 233–295. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.der Fall zu sein pflegte. Und der Rolof war ja auch ein wundersames Menschenkind, bei dem es keines herben Wortes, geschweige denn einer handgreiflichen Erinnerung an seine Pflicht bedurfte. Schritt, Tritt und Wendung, Schließen und Richten schienen ihm angeboren und nur ein bischen vergessen; die Griffe mit dem Gewehr, Laden und Schießen nach militärischen Regeln lernte er spielend und war endlich in kürzerer Frist, als man jemals gehört, mit Allem fertig. Am Tage, da er ins Regiment eingestellt wurde, war er der schmuckste Kerl, den ich in meinem Leben gesehen, Donnerwetter! sauber und zierlich wie eine Puppe, wie aus dem Ei geschält. Alles saß wie gegossen, ohne daß er sich Mühe dabei gegeben, es flimmerte und blitzte, ohne daß er auch nur zur Hälfte so viel geputzt, wie ein Anderer. Dafür waren auch seine Vorgesetzten zufrieden mit ihm, vom Corporal an, der ganz behaglich lächelte, bis zum Capitän, der ihn den schmucksten Kerl im Regiment nannte. Der Major freilich sagte kein Wort bei seiner Inspection, der Oberst aber befahl, ihn, wenn er sich gut führe, zu Ostern als Ordonnanz bei ihm zu commandiren. Da ward der Rolof roth vor Vergnügen, und ich hätte bald einen Satz vor Freude gemacht, denn zu Ordonnanzen wurden nur die besten Leute, und zwar besonders die genommen, die bald beurlaubt oder entlassen werden sollten. Kurz, der Blitzjunge hatte auch hier Alle im Sack und das Glück dazu. der Fall zu sein pflegte. Und der Rolof war ja auch ein wundersames Menschenkind, bei dem es keines herben Wortes, geschweige denn einer handgreiflichen Erinnerung an seine Pflicht bedurfte. Schritt, Tritt und Wendung, Schließen und Richten schienen ihm angeboren und nur ein bischen vergessen; die Griffe mit dem Gewehr, Laden und Schießen nach militärischen Regeln lernte er spielend und war endlich in kürzerer Frist, als man jemals gehört, mit Allem fertig. Am Tage, da er ins Regiment eingestellt wurde, war er der schmuckste Kerl, den ich in meinem Leben gesehen, Donnerwetter! sauber und zierlich wie eine Puppe, wie aus dem Ei geschält. Alles saß wie gegossen, ohne daß er sich Mühe dabei gegeben, es flimmerte und blitzte, ohne daß er auch nur zur Hälfte so viel geputzt, wie ein Anderer. Dafür waren auch seine Vorgesetzten zufrieden mit ihm, vom Corporal an, der ganz behaglich lächelte, bis zum Capitän, der ihn den schmucksten Kerl im Regiment nannte. Der Major freilich sagte kein Wort bei seiner Inspection, der Oberst aber befahl, ihn, wenn er sich gut führe, zu Ostern als Ordonnanz bei ihm zu commandiren. Da ward der Rolof roth vor Vergnügen, und ich hätte bald einen Satz vor Freude gemacht, denn zu Ordonnanzen wurden nur die besten Leute, und zwar besonders die genommen, die bald beurlaubt oder entlassen werden sollten. Kurz, der Blitzjunge hatte auch hier Alle im Sack und das Glück dazu. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0043"/> der Fall zu sein pflegte. Und der Rolof war ja auch ein wundersames Menschenkind, bei dem es keines herben Wortes, geschweige denn einer handgreiflichen Erinnerung an seine Pflicht bedurfte. Schritt, Tritt und Wendung, Schließen und Richten schienen ihm angeboren und nur ein bischen vergessen; die Griffe mit dem Gewehr, Laden und Schießen nach militärischen Regeln lernte er spielend und war endlich in kürzerer Frist, als man jemals gehört, mit Allem fertig. Am Tage, da er ins Regiment eingestellt wurde, war er der schmuckste Kerl, den ich in meinem Leben gesehen, Donnerwetter! sauber und zierlich wie eine Puppe, wie aus dem Ei geschält. Alles saß wie gegossen, ohne daß er sich Mühe dabei gegeben, es flimmerte und blitzte, ohne daß er auch nur zur Hälfte so viel geputzt, wie ein Anderer. Dafür waren auch seine Vorgesetzten zufrieden mit ihm, vom Corporal an, der ganz behaglich lächelte, bis zum Capitän, der ihn den schmucksten Kerl im Regiment nannte. Der Major freilich sagte kein Wort bei seiner Inspection, der Oberst aber befahl, ihn, wenn er sich gut führe, zu Ostern als Ordonnanz bei ihm zu commandiren. Da ward der Rolof roth vor Vergnügen, und ich hätte bald einen Satz vor Freude gemacht, denn zu Ordonnanzen wurden nur die besten Leute, und zwar besonders die genommen, die bald beurlaubt oder entlassen werden sollten. Kurz, der Blitzjunge hatte auch hier Alle im Sack und das Glück dazu.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0043]
der Fall zu sein pflegte. Und der Rolof war ja auch ein wundersames Menschenkind, bei dem es keines herben Wortes, geschweige denn einer handgreiflichen Erinnerung an seine Pflicht bedurfte. Schritt, Tritt und Wendung, Schließen und Richten schienen ihm angeboren und nur ein bischen vergessen; die Griffe mit dem Gewehr, Laden und Schießen nach militärischen Regeln lernte er spielend und war endlich in kürzerer Frist, als man jemals gehört, mit Allem fertig. Am Tage, da er ins Regiment eingestellt wurde, war er der schmuckste Kerl, den ich in meinem Leben gesehen, Donnerwetter! sauber und zierlich wie eine Puppe, wie aus dem Ei geschält. Alles saß wie gegossen, ohne daß er sich Mühe dabei gegeben, es flimmerte und blitzte, ohne daß er auch nur zur Hälfte so viel geputzt, wie ein Anderer. Dafür waren auch seine Vorgesetzten zufrieden mit ihm, vom Corporal an, der ganz behaglich lächelte, bis zum Capitän, der ihn den schmucksten Kerl im Regiment nannte. Der Major freilich sagte kein Wort bei seiner Inspection, der Oberst aber befahl, ihn, wenn er sich gut führe, zu Ostern als Ordonnanz bei ihm zu commandiren. Da ward der Rolof roth vor Vergnügen, und ich hätte bald einen Satz vor Freude gemacht, denn zu Ordonnanzen wurden nur die besten Leute, und zwar besonders die genommen, die bald beurlaubt oder entlassen werden sollten. Kurz, der Blitzjunge hatte auch hier Alle im Sack und das Glück dazu.
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Zitationshilfe: | Hoefer, Edmund: Rolof, der Rekrut. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 12. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 233–295. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoefer_rekrut_1910/43>, abgerufen am 16.02.2025. |