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Johann Gottfried, Hoche: Vertraute Briefe über die jetzige abentheuerliche Lesesucht. Hannover, 1794.

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Das beste in diesem Buche sind die ersten
Aufsätze über die Unsterblichkeit unserer Seele,
und dann die Abhandlung-Ueber unsere
Fortdauer nach dem Tode aus Gründen
der Astronomie etc.
wovon hier ein Stück aus
der deutschen Monatsschrift abgedruckt ist. Wie
sie hierher kommt, weiß ich nicht, sie enthält
wahrlich nichts von Geisternähe und Geisterein-
wirkung, vielmehr kann sie einen wichtigen Bei-
trag zu einer Geschichte der Lehre von der Un-
sterblichkeit der Seele abgeben; doch dazu war
sie auch wol hier nur aufgestellt. Sie erfüllt
unsern Geist mit weit erhabenern Jdeen, als
das benannte Buch. Was hierin dem Verfasser
eigenthümlich ist, sind Predigten am Michaels-
feste, und über andere Texte, wobei man fra-
gen möchte, ob der Verfasser durchgehends die
Perikopen richtig exegesirt habe, und ob wol
die Zuhorer dadurch belehrt sind? Bekanntlich
bringt man doch sonst nur Sachen auf die Kan-
zel, worüber System oder Vernunft entschei-
den kann. Es ist Schade, daß wir keine Chal-
däische Genealogien, oder Gnostische Dämono-
logien mehr übrig haben, sie könnten in man-
chen Kram ganz nüzlich seyn. -- Man stelle
einmal Tellers Religion der Vollkommenern
neben dieses Buch!

C 2

Das beſte in dieſem Buche ſind die erſten
Aufſaͤtze uͤber die Unſterblichkeit unſerer Seele,
und dann die Abhandlung-Ueber unſere
Fortdauer nach dem Tode aus Gruͤnden
der Aſtronomie ꝛc.
wovon hier ein Stuͤck aus
der deutſchen Monatsſchrift abgedruckt iſt. Wie
ſie hierher kommt, weiß ich nicht, ſie enthaͤlt
wahrlich nichts von Geiſternaͤhe und Geiſterein-
wirkung, vielmehr kann ſie einen wichtigen Bei-
trag zu einer Geſchichte der Lehre von der Un-
ſterblichkeit der Seele abgeben; doch dazu war
ſie auch wol hier nur aufgeſtellt. Sie erfuͤllt
unſern Geiſt mit weit erhabenern Jdeen, als
das benannte Buch. Was hierin dem Verfaſſer
eigenthuͤmlich iſt, ſind Predigten am Michaels-
feſte, und uͤber andere Texte, wobei man fra-
gen moͤchte, ob der Verfaſſer durchgehends die
Perikopen richtig exegeſirt habe, und ob wol
die Zuhorer dadurch belehrt ſind? Bekanntlich
bringt man doch ſonſt nur Sachen auf die Kan-
zel, woruͤber Syſtem oder Vernunft entſchei-
den kann. Es iſt Schade, daß wir keine Chal-
daͤiſche Genealogien, oder Gnoſtiſche Daͤmono-
logien mehr uͤbrig haben, ſie koͤnnten in man-
chen Kram ganz nuͤzlich ſeyn. — Man ſtelle
einmal Tellers Religion der Vollkommenern
neben dieſes Buch!

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[35/0035] Das beſte in dieſem Buche ſind die erſten Aufſaͤtze uͤber die Unſterblichkeit unſerer Seele, und dann die Abhandlung-Ueber unſere Fortdauer nach dem Tode aus Gruͤnden der Aſtronomie ꝛc. wovon hier ein Stuͤck aus der deutſchen Monatsſchrift abgedruckt iſt. Wie ſie hierher kommt, weiß ich nicht, ſie enthaͤlt wahrlich nichts von Geiſternaͤhe und Geiſterein- wirkung, vielmehr kann ſie einen wichtigen Bei- trag zu einer Geſchichte der Lehre von der Un- ſterblichkeit der Seele abgeben; doch dazu war ſie auch wol hier nur aufgeſtellt. Sie erfuͤllt unſern Geiſt mit weit erhabenern Jdeen, als das benannte Buch. Was hierin dem Verfaſſer eigenthuͤmlich iſt, ſind Predigten am Michaels- feſte, und uͤber andere Texte, wobei man fra- gen moͤchte, ob der Verfaſſer durchgehends die Perikopen richtig exegeſirt habe, und ob wol die Zuhorer dadurch belehrt ſind? Bekanntlich bringt man doch ſonſt nur Sachen auf die Kan- zel, woruͤber Syſtem oder Vernunft entſchei- den kann. Es iſt Schade, daß wir keine Chal- daͤiſche Genealogien, oder Gnoſtiſche Daͤmono- logien mehr uͤbrig haben, ſie koͤnnten in man- chen Kram ganz nuͤzlich ſeyn. — Man ſtelle einmal Tellers Religion der Vollkommenern neben dieſes Buch! C 2

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Zitationshilfe: Johann Gottfried, Hoche: Vertraute Briefe über die jetzige abentheuerliche Lesesucht. Hannover, 1794, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoche_lesesucht_1794/35>, abgerufen am 25.11.2024.