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Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 3. Leipzig, 1780.

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Fünfter Abschnitt. Von Statüen,
[Spaltenumbruch]

Schön ist, Mutter Natur, deiner Erfin-
dung Pracht
Auf die Fluren verstreut, schöner ein
froh Gesicht,
Das den großen Gedanken
Deiner Schöpfung noch einmal
denkt.


Die grüne Nacht belaubter Bäume
Lockt uns in anmuthsvolle Träume,
Worinn der Geist sich selber wiegt;
Er zieht die schweifenden Gedanken
In angenehm verengte Schranken,
Und lebt mit sich allein vergnügt.


Freund, lege deinen Unmuth ab,
Der macht sich aus der Welt ein Grab,
Der ihre Lust nicht will genießen;
Wär unser Herz von Ekel leer,
So würde bald ein Wollustmeer
Von jedem Hügel in uns fließen.


O! Land, der Tugend Sitz, wo zwischen
Trift und Auen
Uns weder Stolz noch Neid der Sonne
Licht verbauen;
Und Freude Raum erblickt; wo Ehrgeiz
und Betrug
Sich nicht dem Strohdach naht, noch
Gift dem irdnen Krug;
[Spaltenumbruch] Wo Redlichkeit ein Ruhm, und Treu
ein Erbtheil ist,
Wie in Arcadien!


Wunderseliger Mann, welcher der Stadt
entfloh!
Jedes Säuseln des Baums, jedes Ge-
räusch des Bachs,
Jeder blinkende Kiesel
Predigt Tugend und Weisheit ihm.
Jedes Schattengesträuch ist ihm ein hei-
liger
Tempel, wo ihm sein Gott näher
vorüberwallt;
Jeder Rasen ein Altar,
Wo er vor dem Erhabenen kniet.


Nur der ist ein Liebling des Himmels, der,
fern vom Geräusche der Thoren,
Am Bache schlummert, erwachet und
singt. Ihm malet die Sonne
Den Ost mit Purpur, ihm haucht die Wie-
se, die Nachtigall singt ihm;
Ihm folget die Reue nicht nach, nicht
durch die wallenden Saaten,
Nicht unter die Heerden im Thal, nicht
an sein Traubengeländer.
Mit Arbeit würzt er die Kost, sein Blut
ist leicht, wie der Aether;
Sein Schlaf verfliegt mit der Dämmrung,
ein Morgenlüftchen verweht ihn.
Wir
Fuͤnfter Abſchnitt. Von Statuͤen,
[Spaltenumbruch]

Schoͤn iſt, Mutter Natur, deiner Erfin-
dung Pracht
Auf die Fluren verſtreut, ſchoͤner ein
froh Geſicht,
Das den großen Gedanken
Deiner Schoͤpfung noch einmal
denkt.


Die gruͤne Nacht belaubter Baͤume
Lockt uns in anmuthsvolle Traͤume,
Worinn der Geiſt ſich ſelber wiegt;
Er zieht die ſchweifenden Gedanken
In angenehm verengte Schranken,
Und lebt mit ſich allein vergnuͤgt.


Freund, lege deinen Unmuth ab,
Der macht ſich aus der Welt ein Grab,
Der ihre Luſt nicht will genießen;
Waͤr unſer Herz von Ekel leer,
So wuͤrde bald ein Wolluſtmeer
Von jedem Huͤgel in uns fließen.


O! Land, der Tugend Sitz, wo zwiſchen
Trift und Auen
Uns weder Stolz noch Neid der Sonne
Licht verbauen;
Und Freude Raum erblickt; wo Ehrgeiz
und Betrug
Sich nicht dem Strohdach naht, noch
Gift dem irdnen Krug;
[Spaltenumbruch] Wo Redlichkeit ein Ruhm, und Treu
ein Erbtheil iſt,
Wie in Arcadien!


Wunderſeliger Mann, welcher der Stadt
entfloh!
Jedes Saͤuſeln des Baums, jedes Ge-
raͤuſch des Bachs,
Jeder blinkende Kieſel
Predigt Tugend und Weisheit ihm.
Jedes Schattengeſtraͤuch iſt ihm ein hei-
liger
Tempel, wo ihm ſein Gott naͤher
voruͤberwallt;
Jeder Raſen ein Altar,
Wo er vor dem Erhabenen kniet.


Nur der iſt ein Liebling des Himmels, der,
fern vom Geraͤuſche der Thoren,
Am Bache ſchlummert, erwachet und
ſingt. Ihm malet die Sonne
Den Oſt mit Purpur, ihm haucht die Wie-
ſe, die Nachtigall ſingt ihm;
Ihm folget die Reue nicht nach, nicht
durch die wallenden Saaten,
Nicht unter die Heerden im Thal, nicht
an ſein Traubengelaͤnder.
Mit Arbeit wuͤrzt er die Koſt, ſein Blut
iſt leicht, wie der Aether;
Sein Schlaf verfliegt mit der Daͤmmrung,
ein Morgenluͤftchen verweht ihn.
Wir
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[162/0172] Fuͤnfter Abſchnitt. Von Statuͤen, Schoͤn iſt, Mutter Natur, deiner Erfin- dung Pracht Auf die Fluren verſtreut, ſchoͤner ein froh Geſicht, Das den großen Gedanken Deiner Schoͤpfung noch einmal denkt. Die gruͤne Nacht belaubter Baͤume Lockt uns in anmuthsvolle Traͤume, Worinn der Geiſt ſich ſelber wiegt; Er zieht die ſchweifenden Gedanken In angenehm verengte Schranken, Und lebt mit ſich allein vergnuͤgt. Freund, lege deinen Unmuth ab, Der macht ſich aus der Welt ein Grab, Der ihre Luſt nicht will genießen; Waͤr unſer Herz von Ekel leer, So wuͤrde bald ein Wolluſtmeer Von jedem Huͤgel in uns fließen. O! Land, der Tugend Sitz, wo zwiſchen Trift und Auen Uns weder Stolz noch Neid der Sonne Licht verbauen; Und Freude Raum erblickt; wo Ehrgeiz und Betrug Sich nicht dem Strohdach naht, noch Gift dem irdnen Krug; Wo Redlichkeit ein Ruhm, und Treu ein Erbtheil iſt, Wie in Arcadien! Wunderſeliger Mann, welcher der Stadt entfloh! Jedes Saͤuſeln des Baums, jedes Ge- raͤuſch des Bachs, Jeder blinkende Kieſel Predigt Tugend und Weisheit ihm. Jedes Schattengeſtraͤuch iſt ihm ein hei- liger Tempel, wo ihm ſein Gott naͤher voruͤberwallt; Jeder Raſen ein Altar, Wo er vor dem Erhabenen kniet. Nur der iſt ein Liebling des Himmels, der, fern vom Geraͤuſche der Thoren, Am Bache ſchlummert, erwachet und ſingt. Ihm malet die Sonne Den Oſt mit Purpur, ihm haucht die Wie- ſe, die Nachtigall ſingt ihm; Ihm folget die Reue nicht nach, nicht durch die wallenden Saaten, Nicht unter die Heerden im Thal, nicht an ſein Traubengelaͤnder. Mit Arbeit wuͤrzt er die Koſt, ſein Blut iſt leicht, wie der Aether; Sein Schlaf verfliegt mit der Daͤmmrung, ein Morgenluͤftchen verweht ihn. Wir

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Zitationshilfe: Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 3. Leipzig, 1780, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst3_1780/172>, abgerufen am 22.11.2024.