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Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 1. Leipzig, 1779.

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als schöne Kunst betrachtet.
Anordnung ist daher auch eben so unveränderlich. Allein der Gartenkünstler kann
seine Zusammensetzung durch die Gesichtspunkte, aus welchen er sie betrachten läßt,
gleichsam vervielfältigen. Er kann durch die Richtung der Gänge mehr Stand-
punkte vorzeichnen, wo der Beobachter stille stehen, wo er seine Anordnung von einer
neuen Seite wahrnehmen soll. Er kann also durch die Abwechselung und Mannig-
faltigkeit der Ansichten, die er nach seinen Absichten bestimmt, eine Reihe von Be-
wegungen hervorbringen, die sich durch ihre eigene Kraft unter einander heben und
der Seele einen Genuß gewähren, den sie selbst von den Meisterwerken eines Sach-
leven
oder Elzheimers vergebens erwartet.

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Vierter
I Band. U

als ſchoͤne Kunſt betrachtet.
Anordnung iſt daher auch eben ſo unveraͤnderlich. Allein der Gartenkuͤnſtler kann
ſeine Zuſammenſetzung durch die Geſichtspunkte, aus welchen er ſie betrachten laͤßt,
gleichſam vervielfaͤltigen. Er kann durch die Richtung der Gaͤnge mehr Stand-
punkte vorzeichnen, wo der Beobachter ſtille ſtehen, wo er ſeine Anordnung von einer
neuen Seite wahrnehmen ſoll. Er kann alſo durch die Abwechſelung und Mannig-
faltigkeit der Anſichten, die er nach ſeinen Abſichten beſtimmt, eine Reihe von Be-
wegungen hervorbringen, die ſich durch ihre eigene Kraft unter einander heben und
der Seele einen Genuß gewaͤhren, den ſie ſelbſt von den Meiſterwerken eines Sach-
leven
oder Elzheimers vergebens erwartet.

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[153/0167] als ſchoͤne Kunſt betrachtet. Anordnung iſt daher auch eben ſo unveraͤnderlich. Allein der Gartenkuͤnſtler kann ſeine Zuſammenſetzung durch die Geſichtspunkte, aus welchen er ſie betrachten laͤßt, gleichſam vervielfaͤltigen. Er kann durch die Richtung der Gaͤnge mehr Stand- punkte vorzeichnen, wo der Beobachter ſtille ſtehen, wo er ſeine Anordnung von einer neuen Seite wahrnehmen ſoll. Er kann alſo durch die Abwechſelung und Mannig- faltigkeit der Anſichten, die er nach ſeinen Abſichten beſtimmt, eine Reihe von Be- wegungen hervorbringen, die ſich durch ihre eigene Kraft unter einander heben und der Seele einen Genuß gewaͤhren, den ſie ſelbſt von den Meiſterwerken eines Sach- leven oder Elzheimers vergebens erwartet. [Abbildung] Vierter I Band. U

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Zitationshilfe: Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 1. Leipzig, 1779, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst1_1779/167>, abgerufen am 24.11.2024.