Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 1. Leipzig, 1779.Erster Abschnitt. Aussicht in die Gärten hat. Auch geben Thevenot, Tournefort und andere Reisebeschreiber keinen gro-ßen Begriff von Kunst oder Schönheit in den morgenländischen Gärten. Von den Gärten der heutigen Perser geben uns Thevenot *) und Bruin **) ben, *) Suite du Voyage an Levant, II Part. S. 285. Paris 1689. 8. **) Reizen over Moscovie door Persie &c. fol. Amsterdam 1711. S. 131 u. 323. ***) Voyage en Perse &c. 4. Amsterdam 1735. Tom. 3. S. 27. 28.
Erſter Abſchnitt. Ausſicht in die Gaͤrten hat. Auch geben Thevenot, Tournefort und andere Reiſebeſchreiber keinen gro-ßen Begriff von Kunſt oder Schoͤnheit in den morgenlaͤndiſchen Gaͤrten. Von den Gaͤrten der heutigen Perſer geben uns Thevenot *) und Bruin **) ben, *) Suite du Voyage an Levant, II Part. S. 285. Paris 1689. 8. **) Reizen over Moſcovie door Perſie &c. fol. Amſterdam 1711. S. 131 u. 323. ***) Voyage en Perſe &c. 4. Amſterdam 1735. Tom. 3. S. 27. 28.
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Erſter Abſchnitt. Ausſicht in die Gaͤrten
hat. Auch geben Thevenot, Tournefort und andere Reiſebeſchreiber keinen gro-
ßen Begriff von Kunſt oder Schoͤnheit in den morgenlaͤndiſchen Gaͤrten.
Von den Gaͤrten der heutigen Perſer geben uns Thevenot *) und Bruin **)
keine ſo vollkommene Nachricht, als Chardin. ***) Nach dem Bericht des The-
venot beſtand der koͤnigliche Garten bey Iſpahan blos in einer Menge junger Frucht-
baͤume und großer Ahornbaͤume, die, alle nach der Linie gepflanzt, die ganze Verzierung
ausmachten. Alle Gaͤrten ſind in Einem Geſchmack. Ihre Schoͤnheit beſtehet
blos in großen geraden Alleen, in einer Menge von Ahorn, Roſenſtoͤcken und Frucht-
baͤumen; und vornehmlich iſt es zur Zeit der Fruͤchte ein Vergnuͤgen, ſie zu beſu-
chen. — Bruin ſchraͤnkt ſich auf die koͤniglichen Gaͤrten zu Caſian und zu Perſe-
polis ein; lobt darin Blumen, Canaͤle, Fontainen, Gebaͤude, Cypreſſen, Granat-
baͤume; ſagt, daß alles groß und ſchoͤn angelegt ſey; und doch giebt ſeine Beſchrei-
bung von dieſen Anlagen keinen hinlaͤnglichen Begriff. — Nach Chardins Erzaͤh-
lung beſtehen die Gaͤrten der Perſer gewoͤhnlicher Weiſe in einer großen Allee, die
den Garten theilt, die nach der Linie gezogen und von Ahorn geſetzt iſt; mit einem
Waſſerbehaͤltniſſe in der Mitte, von einer dem Garten angemeſſenen Groͤße; auf den
Seiten zwey kleinere Baßins. Der Raum zwiſchen beyden iſt mit allerhand Blu-
men beſaͤet, mit Fruchtbaͤumen und Roſenſtraͤuchen bepflanzt; und hierin beſteht die
ganze Verzierung. Man weiß nichts von Parterren, gruͤnen Lauben, Labyrinthen
und Terraſſen, und von den uͤbrigen Zierden der europaͤiſchen Gaͤrten. Dieſes
kommt beſonders daher, daß die Perſer nicht, wie wir, in ihren Gaͤrten ſpazieren,
ſondern ſich begnuͤgen, darin die Ausſicht und die friſche Luft zu genießen; ſie ſetzen
ſich daher bey ihrer Ankunft in den Garten an einem Orte nieder, und halten ſich da
ſo lange auf, bis ſie wieder weggehen. — Nach dem Zeugniß eben dieſes beobach-
tenden Reiſenden iſt die Gegend von Hyrkanien, die nach Morgen liegt, der
ſchoͤnſte Sammelplatz von Blumen, und eine immer bluͤhende Flur, vornehmlich vom
September bis zu Ende des April. Das ganze Land iſt alsdenn mit Blumen be-
deckt, und dieſe Zeit iſt auch die beſte in Anſehung der Fruͤchte; denn in den andern
Monaten wuͤtet eine außerordentliche Hitze und eine boͤſe Luft. Nach Medien und
Arabien zu bringen die Felder von ſelbſt Tulpen, Anemonen, Ranunkeln von dem
ſchoͤnſten Roth und Kaiſerkronen hervor. In andern Gegenden, als um Iſpahan,
wachſen die Jonquillen und Hyacinthen von ſelbſt; und man hat da Blumen waͤh-
rend des ganzen Winters, viele Arten von Narciſſen, Lilien, Violen von allen Far-
ben,
*) Suite du Voyage an Levant, II Part. S. 285. Paris 1689. 8.
**) Reizen over Moſcovie door Perſie &c. fol. Amſterdam 1711. S. 131 u. 323.
***) Voyage en Perſe &c. 4. Amſterdam 1735. Tom. 3. S. 27. 28.
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