Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

sten Princip der Selbstgesetzgebung soll sie
fliessen, wenn sie anders ächt und rein seyn
will. Nur da ist Energie der Seele, wo man
aus sich selbst schöpft -- und was gilt Man-
nigfaltigkeit ohne höchste Einheit? was einzel-
ne schöne Züge ohne Alles anordnende und
ins Reine bringende Principien? -- -- Die
Französischen Prinzen, die ihr Vaterland ver-
liessen, erklärten öffentlich: an Gott, an den
König und an ihr Schwert sich wenden zu
wollen. Drei Instanzen, wo der liebe Gott
sich gefallen lassen muss, die erste, das heisst
im juristischen Sinne die geringste, zu seyn.
Das andere Geschlecht hat nur Einen Ge-
richtshof: an Gott. Überall Männer -- Män-
ner, bei denen nicht Wichtigkeit des Grundes,
sondern Mehrheit der Gründe gilt; und wel-
cher Gründe? -- Raisons d'Etat --? ich
greife mir vor; wer kann sich aber zurück-
halten? In der That, die Gesetze sind in
Rücksicht der Weiber fast noch inconsequen-
ter, als eine thörichte Liebe! So sehr sie
auf Einer Seite die bürgerlichen Rechte der
Weiber in Absicht auf ihre Personen und ihr

sten Princip der Selbstgesetzgebung soll sie
flieſsen, wenn sie anders ächt und rein seyn
will. Nur da ist Energie der Seele, wo man
aus sich selbst schöpft — und was gilt Man-
nigfaltigkeit ohne höchste Einheit? was einzel-
ne schöne Züge ohne Alles anordnende und
ins Reine bringende Principien? — — Die
Französischen Prinzen, die ihr Vaterland ver-
lieſsen, erklärten öffentlich: an Gott, an den
König und an ihr Schwert sich wenden zu
wollen. Drei Instanzen, wo der liebe Gott
sich gefallen lassen muſs, die erste, das heiſst
im juristischen Sinne die geringste, zu seyn.
Das andere Geschlecht hat nur Einen Ge-
richtshof: an Gott. Überall Männer — Män-
ner, bei denen nicht Wichtigkeit des Grundes,
sondern Mehrheit der Gründe gilt; und wel-
cher Gründe? — Raisons d’État —? ich
greife mir vor; wer kann sich aber zurück-
halten? In der That, die Gesetze sind in
Rücksicht der Weiber fast noch inconsequen-
ter, als eine thörichte Liebe! So sehr sie
auf Einer Seite die bürgerlichen Rechte der
Weiber in Absicht auf ihre Personen und ihr

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0076" n="68"/>
sten Princip der Selbstgesetzgebung soll sie<lb/>
flie&#x017F;sen, wenn sie anders ächt und rein seyn<lb/>
will. Nur da ist Energie der Seele, wo man<lb/>
aus sich selbst schöpft &#x2014; und was gilt Man-<lb/>
nigfaltigkeit ohne höchste Einheit? was einzel-<lb/>
ne schöne Züge ohne Alles anordnende und<lb/>
ins Reine bringende Principien? &#x2014; &#x2014; Die<lb/>
Französischen Prinzen, die ihr Vaterland ver-<lb/>
lie&#x017F;sen, erklärten öffentlich: an Gott, an den<lb/>
König und an ihr Schwert sich wenden zu<lb/>
wollen. Drei Instanzen, wo der liebe Gott<lb/>
sich gefallen lassen mu&#x017F;s, die erste, das hei&#x017F;st<lb/>
im juristischen Sinne die geringste, zu seyn.<lb/>
Das andere Geschlecht hat nur <hi rendition="#i">Einen Ge-<lb/>
richtshof:</hi> an Gott. Überall Männer &#x2014; Män-<lb/>
ner, bei denen nicht Wichtigkeit des Grundes,<lb/>
sondern Mehrheit der Gründe gilt; und wel-<lb/>
cher Gründe? &#x2014; <hi rendition="#i">Raisons d&#x2019;État</hi> &#x2014;? ich<lb/>
greife mir vor; wer kann sich aber zurück-<lb/>
halten? In der That, die Gesetze sind in<lb/>
Rücksicht der Weiber fast noch inconsequen-<lb/>
ter, als eine thörichte Liebe! So sehr sie<lb/>
auf Einer Seite die bürgerlichen Rechte der<lb/>
Weiber in Absicht auf ihre Personen und ihr<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[68/0076] sten Princip der Selbstgesetzgebung soll sie flieſsen, wenn sie anders ächt und rein seyn will. Nur da ist Energie der Seele, wo man aus sich selbst schöpft — und was gilt Man- nigfaltigkeit ohne höchste Einheit? was einzel- ne schöne Züge ohne Alles anordnende und ins Reine bringende Principien? — — Die Französischen Prinzen, die ihr Vaterland ver- lieſsen, erklärten öffentlich: an Gott, an den König und an ihr Schwert sich wenden zu wollen. Drei Instanzen, wo der liebe Gott sich gefallen lassen muſs, die erste, das heiſst im juristischen Sinne die geringste, zu seyn. Das andere Geschlecht hat nur Einen Ge- richtshof: an Gott. Überall Männer — Män- ner, bei denen nicht Wichtigkeit des Grundes, sondern Mehrheit der Gründe gilt; und wel- cher Gründe? — Raisons d’État —? ich greife mir vor; wer kann sich aber zurück- halten? In der That, die Gesetze sind in Rücksicht der Weiber fast noch inconsequen- ter, als eine thörichte Liebe! So sehr sie auf Einer Seite die bürgerlichen Rechte der Weiber in Absicht auf ihre Personen und ihr

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/76
Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/76>, abgerufen am 27.04.2024.