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Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792.

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eine scherzhafte Weise spricht sie von ihrer
Person, während die ganze Welt nicht aufhören
kann, ehrfurchtsvoll ihren Namen zu nen-
nen; ihrer grossen Thaten erwähnt sie so
wenig, als wenn sie sich von selbst verstän-
den -- Immer beschäftiget, ihre unermessli-
che Monarchie
reich an Menschen und an
edler Denkart zu machen, entwirft sie, wäh-
rend sie die Ottmannli schlägt, die Conföde-
rirten in Pohlen zerstreuet, der Pest gebietet
und den Räubereien des Pugatschef widersteht,
ein Gesetzbuch für ihr Volk, das sie aus al-
len Zungen und Sprachen unter dieses Gesetz
versammelt, um, wie am Pfingstfeste, Einen
Geist über dasselbe auszugiessen und es zu
Einem Ziele zu veredlen. Gleich stark im
grossen und kleinen Regierungsdienste, führt
sie die Inoculation der Blattern ein, beschäf-
tiget sich mit der Erziehung erndtet tausend-
fältig von den durch sie gestifteten Anstalten,
erfindet und ordnet Feste an für den Prinzen
Heinrich
, und hat -- Musse ohne Anstrich
von Eitelkeit, an den eitlen Voltaire zu schrei-
ben. Diese Seelen mit einander abgewogen,

eine scherzhafte Weise spricht sie von ihrer
Person, während die ganze Welt nicht aufhören
kann, ehrfurchtsvoll ihren Namen zu nen-
nen; ihrer groſsen Thaten erwähnt sie so
wenig, als wenn sie sich von selbst verstän-
den — Immer beschäftiget, ihre unermeſsli-
che Monarchie
reich an Menschen und an
edler Denkart zu machen, entwirft sie, wäh-
rend sie die Ottmannli schlägt, die Conföde-
rirten in Pohlen zerstreuet, der Pest gebietet
und den Räubereien des Pugatschef widersteht,
ein Gesetzbuch für ihr Volk, das sie aus al-
len Zungen und Sprachen unter dieses Gesetz
versammelt, um, wie am Pfingstfeste, Einen
Geist über dasselbe auszugieſsen und es zu
Einem Ziele zu veredlen. Gleich stark im
groſsen und kleinen Regierungsdienste, führt
sie die Inoculation der Blattern ein, beschäf-
tiget sich mit der Erziehung erndtet tausend-
fältig von den durch sie gestifteten Anstalten,
erfindet und ordnet Feste an für den Prinzen
Heinrich
, und hat — Muſse ohne Anstrich
von Eitelkeit, an den eitlen Voltaire zu schrei-
ben. Diese Seelen mit einander abgewogen,

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[62/0070] eine scherzhafte Weise spricht sie von ihrer Person, während die ganze Welt nicht aufhören kann, ehrfurchtsvoll ihren Namen zu nen- nen; ihrer groſsen Thaten erwähnt sie so wenig, als wenn sie sich von selbst verstän- den — Immer beschäftiget, ihre unermeſsli- che Monarchie reich an Menschen und an edler Denkart zu machen, entwirft sie, wäh- rend sie die Ottmannli schlägt, die Conföde- rirten in Pohlen zerstreuet, der Pest gebietet und den Räubereien des Pugatschef widersteht, ein Gesetzbuch für ihr Volk, das sie aus al- len Zungen und Sprachen unter dieses Gesetz versammelt, um, wie am Pfingstfeste, Einen Geist über dasselbe auszugieſsen und es zu Einem Ziele zu veredlen. Gleich stark im groſsen und kleinen Regierungsdienste, führt sie die Inoculation der Blattern ein, beschäf- tiget sich mit der Erziehung erndtet tausend- fältig von den durch sie gestifteten Anstalten, erfindet und ordnet Feste an für den Prinzen Heinrich, und hat — Muſse ohne Anstrich von Eitelkeit, an den eitlen Voltaire zu schrei- ben. Diese Seelen mit einander abgewogen,

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/70>, abgerufen am 27.04.2024.