hätten? Oder wollen wir der Natur lie- ber Missgriffe aufbürden, um nur unser System zu retten? eher das vierte Gebot in Hinsicht dieser unserer guten Mutter so gröb- lich übertreten, als unsere vermeintlichen Standesrechte aufgeben? Ohne die grossen Namen der Fabelwelt von den Todten zu er- wecken, denen man denn doch nicht jeden Funken der Wahrheit abstreiten wird -- wer wag es, Zenobien, und einer Anna Komnena einen über ihre männlichen Zeitgenossen her- vorragenden Verstand und Urtheilskraft, einer Elisabeth Herrschertalente, Marien Theresien Muth und Standhaftigkeit abzusprechen? Will man den Gesichtspunkt näher rücken? Es sey und gelte zwei weltberühmte Namen! Catha- rina die Zweite und Voltaire. Nicht die Selbstherrscherthaten der Ersteren, nicht die Kriegeslorbeern, die sie in ihr Diadem geflochten, nicht der postische Nimbus, der die Götter der Erden umgiebt -- ihr Brief- wechsel entscheide, wo sie nicht im Kaiser- glanz, nicht mit den Palmen einer Weltüber- winderin erscheint -- und seht! sie bleibt
hätten? Oder wollen wir der Natur lie- ber Miſsgriffe aufbürden, um nur unser System zu retten? eher das vierte Gebot in Hinsicht dieser unserer guten Mutter so gröb- lich übertreten, als unsere vermeintlichen Standesrechte aufgeben? Ohne die groſsen Namen der Fabelwelt von den Todten zu er- wecken, denen man denn doch nicht jeden Funken der Wahrheit abstreiten wird — wer wag es, Zenobien, und einer Anna Komnena einen über ihre männlichen Zeitgenossen her- vorragenden Verstand und Urtheilskraft, einer Elisabeth Herrschertalente, Marien Theresien Muth und Standhaftigkeit abzusprechen? Will man den Gesichtspunkt näher rücken? Es sey und gelte zwei weltberühmte Namen! Catha- rina die Zweite und Voltaire. Nicht die Selbstherrscherthaten der Ersteren, nicht die Kriegeslorbeern, die sie in ihr Diadem geflochten, nicht der postische Nimbus, der die Götter der Erden umgiebt — ihr Brief- wechsel entscheide, wo sie nicht im Kaiser- glanz, nicht mit den Palmen einer Weltüber- winderin erscheint — und seht! sie bleibt
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hätten? Oder wollen wir der Natur lie-
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System zu retten? eher das vierte Gebot in
Hinsicht dieser unserer guten Mutter so gröb-
lich übertreten, als unsere vermeintlichen
Standesrechte aufgeben? Ohne die groſsen
Namen der Fabelwelt von den Todten zu er-
wecken, denen man denn doch nicht jeden
Funken der Wahrheit abstreiten wird — wer
wag es, Zenobien, und einer Anna Komnena
einen über ihre männlichen Zeitgenossen her-
vorragenden Verstand und Urtheilskraft, einer
Elisabeth Herrschertalente, Marien Theresien
Muth und Standhaftigkeit abzusprechen? Will
man den Gesichtspunkt näher rücken? Es sey
und gelte zwei weltberühmte Namen! Catha-
rina die Zweite und Voltaire. Nicht die
Selbstherrscherthaten der Ersteren, nicht
die Kriegeslorbeern, die sie in ihr Diadem
geflochten, nicht der postische Nimbus, der
die Götter der Erden umgiebt — ihr Brief-
wechsel entscheide, wo sie nicht im Kaiser-
glanz, nicht mit den Palmen einer Weltüber-
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/67>, abgerufen am 24.11.2024.
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