Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

stimmt, ist es verzeihlich, solche Blössen zu
geben? solche Betrüge ungestraft zu begehen?
ist es nur anständig, als Bräutigam den Pastor
fido
zu spielen, um nachher als Ehemann den
Orlando furioso zu machen? sein Weib aus
dem Himmel in die Hölle, aus Eldorado in
eine Schenke zu werfen, wo man es durch
ein Schattenspiel an der Wand entschädigen
will? -- So betete man weiland in Paris die
Komödianten an, denen man im Tode ein
ehrliches Begräbniss versagte --.

Weiber sind auffahrend; der Zorn aber
(das Vorspiel der Raserei) thut nie, am we-
nigsten in Staatsgeschäften, was Recht ist.

Und woher dieser Zorn? der Ohnmacht hal-
ben, und weil den Weibern keine rechtmässi-
ge Macht zustehet? Was hilft es, mit sich
selbst zu Rathe zu gehen, wenn es an ausüben-
der Gewalt fehlt, die weise genommenen Be-
schlüsse zur Vollziehung zu bringen! -- "Kannst
du regnen, so kann ich auf Holzschuhen ge-
hen," heisst es in einem alten Deutschen
Sprichworte; und wer leugnet es, dass man
bei den Ausbrüchen des Zorns die eignen Ge-

dan-

stimmt, ist es verzeihlich, solche Blöſsen zu
geben? solche Betrüge ungestraft zu begehen?
ist es nur anständig, als Bräutigam den Pastor
fido
zu spielen, um nachher als Ehemann den
Orlando furioso zu machen? sein Weib aus
dem Himmel in die Hölle, aus Eldorado in
eine Schenke zu werfen, wo man es durch
ein Schattenspiel an der Wand entschädigen
will? — So betete man weiland in Paris die
Komödianten an, denen man im Tode ein
ehrliches Begräbniſs versagte —.

Weiber sind auffahrend; der Zorn aber
(das Vorspiel der Raserei) thut nie, am we-
nigsten in Staatsgeschäften, was Recht ist.

Und woher dieser Zorn? der Ohnmacht hal-
ben, und weil den Weibern keine rechtmäſsi-
ge Macht zustehet? Was hilft es, mit sich
selbst zu Rathe zu gehen, wenn es an ausüben-
der Gewalt fehlt, die weise genommenen Be-
schlüsse zur Vollziehung zu bringen! — »Kannst
du regnen, so kann ich auf Holzschuhen ge-
hen,» heiſst es in einem alten Deutschen
Sprichworte; und wer leugnet es, daſs man
bei den Ausbrüchen des Zorns die eignen Ge-

dan-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0376" n="368"/>
stimmt, ist es verzeihlich, solche Blö&#x017F;sen zu<lb/>
geben? solche Betrüge ungestraft zu begehen?<lb/>
ist es nur anständig, als Bräutigam den <hi rendition="#i">Pastor<lb/>
fido</hi> zu spielen, um nachher als Ehemann den<lb/><hi rendition="#i">Orlando furioso</hi> zu machen? sein Weib aus<lb/>
dem Himmel in die Hölle, aus Eldorado in<lb/>
eine Schenke zu werfen, wo man es durch<lb/>
ein Schattenspiel an der Wand entschädigen<lb/>
will? &#x2014; So betete man weiland in Paris die<lb/>
Komödianten an, denen man im Tode ein<lb/>
ehrliches Begräbni&#x017F;s versagte &#x2014;.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#i">Weiber sind auffahrend; der Zorn aber</hi><lb/>
(<hi rendition="#i">das Vorspiel der Raserei</hi>) <hi rendition="#i">thut nie, am we-<lb/>
nigsten in Staatsgeschäften, was Recht ist.</hi></p><lb/>
        <p>Und woher dieser Zorn? der Ohnmacht hal-<lb/>
ben, und weil den Weibern keine rechtmä&#x017F;si-<lb/>
ge Macht zustehet? Was hilft es, mit sich<lb/>
selbst zu Rathe zu gehen, wenn es an ausüben-<lb/>
der Gewalt fehlt, die weise genommenen Be-<lb/>
schlüsse zur Vollziehung zu bringen! &#x2014; »Kannst<lb/>
du regnen, so kann ich auf Holzschuhen ge-<lb/>
hen,» hei&#x017F;st es in einem alten Deutschen<lb/>
Sprichworte; und wer leugnet es, da&#x017F;s man<lb/>
bei den Ausbrüchen des Zorns die eignen Ge-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">dan-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[368/0376] stimmt, ist es verzeihlich, solche Blöſsen zu geben? solche Betrüge ungestraft zu begehen? ist es nur anständig, als Bräutigam den Pastor fido zu spielen, um nachher als Ehemann den Orlando furioso zu machen? sein Weib aus dem Himmel in die Hölle, aus Eldorado in eine Schenke zu werfen, wo man es durch ein Schattenspiel an der Wand entschädigen will? — So betete man weiland in Paris die Komödianten an, denen man im Tode ein ehrliches Begräbniſs versagte —. Weiber sind auffahrend; der Zorn aber (das Vorspiel der Raserei) thut nie, am we- nigsten in Staatsgeschäften, was Recht ist. Und woher dieser Zorn? der Ohnmacht hal- ben, und weil den Weibern keine rechtmäſsi- ge Macht zustehet? Was hilft es, mit sich selbst zu Rathe zu gehen, wenn es an ausüben- der Gewalt fehlt, die weise genommenen Be- schlüsse zur Vollziehung zu bringen! — »Kannst du regnen, so kann ich auf Holzschuhen ge- hen,» heiſst es in einem alten Deutschen Sprichworte; und wer leugnet es, daſs man bei den Ausbrüchen des Zorns die eignen Ge- dan-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/376
Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 368. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/376>, abgerufen am 25.11.2024.