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Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792.

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ihr Haus und ihre Unterthanen, aller Recepte
von Scheltworten und Drohungen der kunster-
fahrnen Facultisten ungeachtet, und kann sich
nicht mit der gestrengen Rechtsgläubigkeit die-
ser Herren einverstehen, wenn gleich diese
Eiferer für des Herrn Haus sich viele gelehrte
Mühe geben, in Rücksicht anderer unbedeu-
tender Ärztinnen, ihre Orthodoxie inquisito-
risch zu beurkunden -- Hüten Sie Sich, gnä-
dige Frau, dass Sie nicht über Hals und Kopf
in ähnliche Anfechtung fallen, und wegen ih-
rer kunstlosen Arzeneien verantwortlich wer-
den! -- In einigen Spanischen Provinzen
barbieren die Weiber, und Marquis de Langle
setzt hinzu: so sollt' es eigentlich und überall
seyn, denn ihre weichen sanften und fleischi-
gen Hände taugen weit besser als unsere, das
Kinn einzuseifen und das Messer zu handha-
ben. -- In den Entscheidungsgründen kann
ich diesem Weiberschutzpatron nicht beistim-
men; wohl aber in der Behauptung selbst --
Jene nicht ungerechte Befürchtung des Meu-
chelmordes würde, wo nicht aufhören, so
doch ausserordentlich geschwächt werden, wenn

ihr Haus und ihre Unterthanen, aller Recepte
von Scheltworten und Drohungen der kunster-
fahrnen Facultisten ungeachtet, und kann sich
nicht mit der gestrengen Rechtsgläubigkeit die-
ser Herren einverstehen, wenn gleich diese
Eiferer für des Herrn Haus sich viele gelehrte
Mühe geben, in Rücksicht anderer unbedeu-
tender Ärztinnen, ihre Orthodoxie inquisito-
risch zu beurkunden — Hüten Sie Sich, gnä-
dige Frau, daſs Sie nicht über Hals und Kopf
in ähnliche Anfechtung fallen, und wegen ih-
rer kunstlosen Arzeneien verantwortlich wer-
den! — In einigen Spanischen Provinzen
barbieren die Weiber, und Marquis de Langle
setzt hinzu: so sollt’ es eigentlich und überall
seyn, denn ihre weichen sanften und fleischi-
gen Hände taugen weit besser als unsere, das
Kinn einzuseifen und das Messer zu handha-
ben. — In den Entscheidungsgründen kann
ich diesem Weiberschutzpatron nicht beistim-
men; wohl aber in der Behauptung selbst —
Jene nicht ungerechte Befürchtung des Meu-
chelmordes würde, wo nicht aufhören, so
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[331/0339] ihr Haus und ihre Unterthanen, aller Recepte von Scheltworten und Drohungen der kunster- fahrnen Facultisten ungeachtet, und kann sich nicht mit der gestrengen Rechtsgläubigkeit die- ser Herren einverstehen, wenn gleich diese Eiferer für des Herrn Haus sich viele gelehrte Mühe geben, in Rücksicht anderer unbedeu- tender Ärztinnen, ihre Orthodoxie inquisito- risch zu beurkunden — Hüten Sie Sich, gnä- dige Frau, daſs Sie nicht über Hals und Kopf in ähnliche Anfechtung fallen, und wegen ih- rer kunstlosen Arzeneien verantwortlich wer- den! — In einigen Spanischen Provinzen barbieren die Weiber, und Marquis de Langle setzt hinzu: so sollt’ es eigentlich und überall seyn, denn ihre weichen sanften und fleischi- gen Hände taugen weit besser als unsere, das Kinn einzuseifen und das Messer zu handha- ben. — In den Entscheidungsgründen kann ich diesem Weiberschutzpatron nicht beistim- men; wohl aber in der Behauptung selbst — Jene nicht ungerechte Befürchtung des Meu- chelmordes würde, wo nicht aufhören, so doch auſserordentlich geschwächt werden, wenn

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/339>, abgerufen am 10.05.2024.