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Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792.

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im Gesträuch; allein beide lassen sich zuvor
sehen -- Die Kunst vermehrt oft die Schmer-
zen des Kranken, und es giebt eine verkün-
stelte Kunst die in's Abderitische fällt, wo-
durch unser Geschlecht in der Diplomatik
Glück machen will -- Wir verfehlen nicht,
dem Erzengel Michael und dem Drachen eine
Kerze zu widmen -- Warum doch so viele
Künste! -- Werden Weiber aber bei diesem
Geschäfte den ihnen eigenen Edelmuth aufge-
ben? jene aus Menschenliebe abstammende
Bereitwilligkeit zur Selbstverleugnung? werden
sie je bei der ihnen eigenen Kunst Menschen zu
vernehmen und zu erforschen, aufhören, gross-
müthig zu seyn und sich selbst zu besiegen?
Nimmermehr! Schwache Männer pflegen
gern boshaften Menschen ihr Zutrauen zu
schenken, schwache Weiber dagegen sich ed-
len Menschen zu überlassen: Weiber hassen
Verrätherei und den Verräther; wir nur,
wenn's köstlich ist, den Verräther: wir sehen
es gern, wenn dergleichen Leute viel bringen,
und geben uns nur Mühe, dass sie wenig
oder nichts mitnehmen -- Weiber, weit

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im Gesträuch; allein beide lassen sich zuvor
sehen — Die Kunst vermehrt oft die Schmer-
zen des Kranken, und es giebt eine verkün-
stelte Kunst die in’s Abderitische fällt, wo-
durch unser Geschlecht in der Diplomatik
Glück machen will — Wir verfehlen nicht,
dem Erzengel Michael und dem Drachen eine
Kerze zu widmen — Warum doch so viele
Künste! — Werden Weiber aber bei diesem
Geschäfte den ihnen eigenen Edelmuth aufge-
ben? jene aus Menschenliebe abstammende
Bereitwilligkeit zur Selbstverleugnung? werden
sie je bei der ihnen eigenen Kunst Menschen zu
vernehmen und zu erforschen, aufhören, groſs-
müthig zu seyn und sich selbst zu besiegen?
Nimmermehr! Schwache Männer pflegen
gern boshaften Menschen ihr Zutrauen zu
schenken, schwache Weiber dagegen sich ed-
len Menschen zu überlassen: Weiber hassen
Verrätherei und den Verräther; wir nur,
wenn’s köstlich ist, den Verräther: wir sehen
es gern, wenn dergleichen Leute viel bringen,
und geben uns nur Mühe, daſs sie wenig
oder nichts mitnehmen — Weiber, weit

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[307/0315] im Gesträuch; allein beide lassen sich zuvor sehen — Die Kunst vermehrt oft die Schmer- zen des Kranken, und es giebt eine verkün- stelte Kunst die in’s Abderitische fällt, wo- durch unser Geschlecht in der Diplomatik Glück machen will — Wir verfehlen nicht, dem Erzengel Michael und dem Drachen eine Kerze zu widmen — Warum doch so viele Künste! — Werden Weiber aber bei diesem Geschäfte den ihnen eigenen Edelmuth aufge- ben? jene aus Menschenliebe abstammende Bereitwilligkeit zur Selbstverleugnung? werden sie je bei der ihnen eigenen Kunst Menschen zu vernehmen und zu erforschen, aufhören, groſs- müthig zu seyn und sich selbst zu besiegen? Nimmermehr! Schwache Männer pflegen gern boshaften Menschen ihr Zutrauen zu schenken, schwache Weiber dagegen sich ed- len Menschen zu überlassen: Weiber hassen Verrätherei und den Verräther; wir nur, wenn’s köstlich ist, den Verräther: wir sehen es gern, wenn dergleichen Leute viel bringen, und geben uns nur Mühe, daſs sie wenig oder nichts mitnehmen — Weiber, weit U 2

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/315>, abgerufen am 10.05.2024.