(diese Gefässe zu Ehren) zu bevormündern, und ehe Geist, Herz und Zunge dem andern Geschlechte gelöset werden? -- Wozu dies Al- les führen soll? Männer, wo nicht aus Pflicht, so doch aus Kunstneugierde zu reitzen, dass sie den Schoosskindern der Natur die Geistes- freiheit nicht länger vorenthalten, ihre Kräfte nicht weiter unterdrücken, und ihre Vernunft durch unzeitige Blödigkeit nicht vor wie nach zurückhalten. Die Dichter, die Helden, die Weisen der Vorzeit sahen keine andere Sonne, erblickten keine andere Natur, als wir: Jene göttlichen Natureingebungen, welche die Ur- alten hatten, können wir noch neutestament- lich aus Hand und Mund der Weiber mit Danksagung empfahen. --
"Musik?" So unbestritten die weiblichen Talente für die Musik sind; so wird ihnen doch der Vorwurf gemacht, dass sie noch keine Obermeisterin in der Composition auf- weisen können. Es fehlt ihnen ohne Zweifel auch hier an Muth, um zu dieser Obermeister- schaft zu gelangen; schon befriedigt, wenn sie Compositionen der Grossmeister unseres Ge-
(diese Gefäſse zu Ehren) zu bevormündern, und ehe Geist, Herz und Zunge dem andern Geschlechte gelöset werden? — Wozu dies Al- les führen soll? Männer, wo nicht aus Pflicht, so doch aus Kunstneugierde zu reitzen, daſs sie den Schooſskindern der Natur die Geistes- freiheit nicht länger vorenthalten, ihre Kräfte nicht weiter unterdrücken, und ihre Vernunft durch unzeitige Blödigkeit nicht vor wie nach zurückhalten. Die Dichter, die Helden, die Weisen der Vorzeit sahen keine andere Sonne, erblickten keine andere Natur, als wir: Jene göttlichen Natureingebungen, welche die Ur- alten hatten, können wir noch neutestament- lich aus Hand und Mund der Weiber mit Danksagung empfahen. —
»Musik?» So unbestritten die weiblichen Talente für die Musik sind; so wird ihnen doch der Vorwurf gemacht, daſs sie noch keine Obermeisterin in der Composition auf- weisen können. Es fehlt ihnen ohne Zweifel auch hier an Muth, um zu dieser Obermeister- schaft zu gelangen; schon befriedigt, wenn sie Compositionen der Groſsmeister unseres Ge-
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(diese Gefäſse zu Ehren) zu bevormündern,
und ehe Geist, Herz und Zunge dem andern
Geschlechte gelöset werden? — Wozu dies Al-
les führen soll? Männer, wo nicht aus Pflicht,
so doch aus Kunstneugierde zu reitzen, daſs
sie den Schooſskindern der Natur die Geistes-
freiheit nicht länger vorenthalten, ihre Kräfte
nicht weiter unterdrücken, und ihre Vernunft
durch unzeitige Blödigkeit nicht vor wie nach
zurückhalten. Die Dichter, die Helden, die
Weisen der Vorzeit sahen keine andere Sonne,
erblickten keine andere Natur, als wir: Jene
göttlichen Natureingebungen, welche die Ur-
alten hatten, können wir noch neutestament-
lich aus Hand und Mund der Weiber mit
Danksagung empfahen. —
»Musik?» So unbestritten die weiblichen
Talente für die Musik sind; so wird ihnen
doch der Vorwurf gemacht, daſs sie noch
keine Obermeisterin in der Composition auf-
weisen können. Es fehlt ihnen ohne Zweifel
auch hier an Muth, um zu dieser Obermeister-
schaft zu gelangen; schon befriedigt, wenn sie
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/276>, abgerufen am 24.11.2024.
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