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Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792.

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che und ewige Tod aller Unterhaltung.) An
Gott denken, heisst ihnen Andacht; -- an
sich denken, heisst ihnen sterben lernen, und
philosophiren sich verlieben; und wer so denkt
der denkt wohl! -- wer so handelt, ist nicht
auf unrichtiger Bahn --

Sprachen sieht man nicht ohne Grund als
den Schlüssel zu dem Magazin aller Kennt-
nisse und alles Wissens an, und eine jede
Sprache, die wir erlernen, ist ein Schatz des
Wissens, den wir fanden. Sprachen zu leh-
ren, wird ein besonderes Talent erfordert, wel-
ches seltener das Theil und Erbe der Män-
ner, als der Weiber, ist. Unsere zeitherige
Schulmethode Sprachen zu lehren, ist gewiss
nicht von Weibern erfunden; denn kaum wür-
den diese mit der Grammatik den Anfang ge-
macht haben. Seht da den Lehrer, der es
sich Lastträgermühe kosten lässt, Kindern be-
greiflich zu machen, warum der Römer die
Wörter in seiner Sprache so und nicht an-
ders auf einander folgen liess! seht da den
Schüler, der etwas begreifen soll, das schlech-
terdings unbegreiflich ist, so lange er nicht

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che und ewige Tod aller Unterhaltung.) An
Gott denken, heiſst ihnen Andacht; — an
sich denken, heiſst ihnen sterben lernen, und
philosophiren sich verlieben; und wer so denkt
der denkt wohl! — wer so handelt, ist nicht
auf unrichtiger Bahn —

Sprachen sieht man nicht ohne Grund als
den Schlüssel zu dem Magazin aller Kennt-
nisse und alles Wissens an, und eine jede
Sprache, die wir erlernen, ist ein Schatz des
Wissens, den wir fanden. Sprachen zu leh-
ren, wird ein besonderes Talent erfordert, wel-
ches seltener das Theil und Erbe der Män-
ner, als der Weiber, ist. Unsere zeitherige
Schulmethode Sprachen zu lehren, ist gewiſs
nicht von Weibern erfunden; denn kaum wür-
den diese mit der Grammatik den Anfang ge-
macht haben. Seht da den Lehrer, der es
sich Lastträgermühe kosten läſst, Kindern be-
greiflich zu machen, warum der Römer die
Wörter in seiner Sprache so und nicht an-
ders auf einander folgen lieſs! seht da den
Schüler, der etwas begreifen soll, das schlech-
terdings unbegreiflich ist, so lange er nicht

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[257/0265] che und ewige Tod aller Unterhaltung.) An Gott denken, heiſst ihnen Andacht; — an sich denken, heiſst ihnen sterben lernen, und philosophiren sich verlieben; und wer so denkt der denkt wohl! — wer so handelt, ist nicht auf unrichtiger Bahn — Sprachen sieht man nicht ohne Grund als den Schlüssel zu dem Magazin aller Kennt- nisse und alles Wissens an, und eine jede Sprache, die wir erlernen, ist ein Schatz des Wissens, den wir fanden. Sprachen zu leh- ren, wird ein besonderes Talent erfordert, wel- ches seltener das Theil und Erbe der Män- ner, als der Weiber, ist. Unsere zeitherige Schulmethode Sprachen zu lehren, ist gewiſs nicht von Weibern erfunden; denn kaum wür- den diese mit der Grammatik den Anfang ge- macht haben. Seht da den Lehrer, der es sich Lastträgermühe kosten läſst, Kindern be- greiflich zu machen, warum der Römer die Wörter in seiner Sprache so und nicht an- ders auf einander folgen lieſs! seht da den Schüler, der etwas begreifen soll, das schlech- terdings unbegreiflich ist, so lange er nicht R

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/265>, abgerufen am 24.11.2024.