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Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792.

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geschichte nicht eine Menge von Weibern,
die mit Heldenmuth ihren Glauben bekannten,
und sich weder durch Martern noch Verhei-
ssungen in ihrem Bekenntnisse wankend ma-
chen liessen? die bei dem Verzicht auf alle
Hoheit, auf Ehre und Überfluss, unter Verach-
tung, Hohn, Mangel und Verfolgung ihrer
Überzeugung mit unerschütterlicher Standhaf-
tigkeit anhingen? Der Stifter der christlichen
Religion bewundert so oft das gläubige Zu-
trauen des andern Geschlechtes zu seiner Leh-
re, und hat dasselbe so wenig von der Theil-
nahme an den Vorzügen der vernünftigen lau-
[ - 1 Zeichen fehlt]eren Milch seines Unterrichtes ausgeschlossen,
[d]ass er es vielmehr mit auf die Erhebung des-
[s]elben und auf Befreiung von den Ketten, die
es trug, angelegt zu haben scheint. Und in
der That, wenn diese Religion in ihrer reit-
zenden kindlichen Gestalt erscheinen will --
zeigt sie sich nicht in Kindern und ihren Pfle-
gerinnen, den Weibern? Weibliche Herzen
sind, wenn ich so reden darf, mit den Leh-
[r]en dieser Religion gleichsam amalgamirt;
denn in Wahrheit, die höchste Stufe der

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geschichte nicht eine Menge von Weibern,
die mit Heldenmuth ihren Glauben bekannten,
und sich weder durch Martern noch Verhei-
ſsungen in ihrem Bekenntnisse wankend ma-
chen lieſsen? die bei dem Verzicht auf alle
Hoheit, auf Ehre und Überfluſs, unter Verach-
tung, Hohn, Mangel und Verfolgung ihrer
Überzeugung mit unerschütterlicher Standhaf-
tigkeit anhingen? Der Stifter der christlichen
Religion bewundert so oft das gläubige Zu-
trauen des andern Geschlechtes zu seiner Leh-
re, und hat dasselbe so wenig von der Theil-
nahme an den Vorzügen der vernünftigen lau-
[ – 1 Zeichen fehlt]eren Milch seines Unterrichtes ausgeschlossen,
[d]aſs er es vielmehr mit auf die Erhebung des-
[s]elben und auf Befreiung von den Ketten, die
es trug, angelegt zu haben scheint. Und in
der That, wenn diese Religion in ihrer reit-
zenden kindlichen Gestalt erscheinen will —
zeigt sie sich nicht in Kindern und ihren Pfle-
gerinnen, den Weibern? Weibliche Herzen
sind, wenn ich so reden darf, mit den Leh-
[r]en dieser Religion gleichsam amalgamirt;
denn in Wahrheit, die höchste Stufe der

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[241/0249] geschichte nicht eine Menge von Weibern, die mit Heldenmuth ihren Glauben bekannten, und sich weder durch Martern noch Verhei- ſsungen in ihrem Bekenntnisse wankend ma- chen lieſsen? die bei dem Verzicht auf alle Hoheit, auf Ehre und Überfluſs, unter Verach- tung, Hohn, Mangel und Verfolgung ihrer Überzeugung mit unerschütterlicher Standhaf- tigkeit anhingen? Der Stifter der christlichen Religion bewundert so oft das gläubige Zu- trauen des andern Geschlechtes zu seiner Leh- re, und hat dasselbe so wenig von der Theil- nahme an den Vorzügen der vernünftigen lau- _eren Milch seines Unterrichtes ausgeschlossen, daſs er es vielmehr mit auf die Erhebung des- selben und auf Befreiung von den Ketten, die es trug, angelegt zu haben scheint. Und in der That, wenn diese Religion in ihrer reit- zenden kindlichen Gestalt erscheinen will — zeigt sie sich nicht in Kindern und ihren Pfle- gerinnen, den Weibern? Weibliche Herzen sind, wenn ich so reden darf, mit den Leh- ren dieser Religion gleichsam amalgamirt; denn in Wahrheit, die höchste Stufe der Q

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/249>, abgerufen am 24.11.2024.