sicht sein Verdienst um Sittlichkeit und Auf- klärung ist! Der Stifter dieser wohlthätigen, die Rechte der Menschheit vertretenden und menschenfreundlichen Religion (die sich so himmelweit von jenen heidnischen Culten un- terscheidet, welche über die Götter die Men- schen vergassen, und eben so von den Jüdi- schen, die den Menschen durch äusseren Zwang allmahlich zum Geiste der Tugend gewöhnen wollten, aber das Volk, bei der besten Absicht seines Heerführers Moses, in der Wüste der Heuchelei und der Äusserlichkeit liessen, ohne dass es je das moralische Kleinod erreichte, wozu diese Umwege es anlegten) unterrichtete die Schwester seines Freundes Lazarus, und gab der Maria vor der bloss häuslichen Martha den Vorzug: Maria hat das beste Theil er- wählt, das nicht von ihr genommen werden soll. Die Geschichte der Apostel gedenkt ei- ner frommen Tabea, die sich nicht nur durch ihren Wandel unter den Neubekehr- ten auszeichnete, sondern auch thätigen An- theil an der Ausbreitung der Lehre nahm, die sie angenommen hatte. Nennet die Kirchen-
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sicht sein Verdienst um Sittlichkeit und Auf- klärung ist! Der Stifter dieser wohlthätigen, die Rechte der Menschheit vertretenden und menschenfreundlichen Religion (die sich so himmelweit von jenen heidnischen Culten un- terscheidet, welche über die Götter die Men- schen vergaſsen, und eben so von den Jüdi- schen, die den Menschen durch äuſseren Zwang allmahlich zum Geiste der Tugend gewöhnen wollten, aber das Volk, bei der besten Absicht seines Heerführers Moses, in der Wüste der Heuchelei und der Äuſserlichkeit lieſsen, ohne daſs es je das moralische Kleinod erreichte, wozu diese Umwege es anlegten) unterrichtete die Schwester seines Freundes Lazarus, und gab der Maria vor der bloſs häuslichen Martha den Vorzug: Maria hat das beste Theil er- wählt, das nicht von ihr genommen werden soll. Die Geschichte der Apostel gedenkt ei- ner frommen Tabea, die sich nicht nur durch ihren Wandel unter den Neubekehr- ten auszeichnete, sondern auch thätigen An- theil an der Ausbreitung der Lehre nahm, die sie angenommen hatte. Nennet die Kirchen-
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sicht sein Verdienst um Sittlichkeit und Auf-
klärung ist! Der Stifter dieser wohlthätigen,
die Rechte der Menschheit vertretenden und
menschenfreundlichen Religion (die sich so
himmelweit von jenen heidnischen Culten un-
terscheidet, welche über die Götter die Men-
schen vergaſsen, und eben so von den Jüdi-
schen, die den Menschen durch äuſseren Zwang
allmahlich zum Geiste der Tugend gewöhnen
wollten, aber das Volk, bei der besten Absicht
seines Heerführers Moses, in der Wüste der
Heuchelei und der Äuſserlichkeit lieſsen, ohne
daſs es je das moralische Kleinod erreichte,
wozu diese Umwege es anlegten) unterrichtete
die Schwester seines Freundes Lazarus, und
gab der Maria vor der bloſs häuslichen Martha
den Vorzug: Maria hat das beste Theil er-
wählt, das nicht von ihr genommen werden
soll. Die Geschichte der Apostel gedenkt ei-
ner frommen Tabea, die sich nicht nur
durch ihren Wandel unter den Neubekehr-
ten auszeichnete, sondern auch thätigen An-
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/248>, abgerufen am 24.11.2024.
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