Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

ben auch prosaische Beispiele, um ausser Zwei-
fel zu setzen, dass, ungeachtet das weibliche
Geschlecht (wenn gleich nicht durch ein förm-
liches Gesetz, so doch durch ein stillschwei-
gendes Übereinkommen, welches oft noch
grausamer und drückender ist) von der Stoa,
der Akademie und dem Prytaneum entfernt
gehalten wurde; ungeachtet man den Weibern
die Schulen des Unterrichtes und der Weis-
heit verschloss, sie dennoch Gelehrte und
Weise unter sich aufweisen können, die ihre
Namen durch Thaten und Schriften unsterb-
lich gemacht haben. Es würde nicht schwer
fallen, in vielen Fächern des weitläuftigen
Gebiets menschlichen Wissens und menschli-
cher Kunst weibliche Namen aufzufinden, die
sich einen Anspruch auf Achtung und Ruhm
erwarben. Schon erwies ich einigen in so
weit Gerechtigkeit, als sie sich durch grosse
Eigenschaften auszeichneten. Wohlan! die
Geschichte mag auftreten, und uns bezeugen,
welchen wichtigen Antheil das weibliche Ge-
schlecht an der Ausbreitung der christlichen
Religion nahm, und wie gross in dieser Rück-

ben auch prosaische Beispiele, um auſser Zwei-
fel zu setzen, daſs, ungeachtet das weibliche
Geschlecht (wenn gleich nicht durch ein förm-
liches Gesetz, so doch durch ein stillschwei-
gendes Übereinkommen, welches oft noch
grausamer und drückender ist) von der Stoa,
der Akademie und dem Prytaneum entfernt
gehalten wurde; ungeachtet man den Weibern
die Schulen des Unterrichtes und der Weis-
heit verschloſs, sie dennoch Gelehrte und
Weise unter sich aufweisen können, die ihre
Namen durch Thaten und Schriften unsterb-
lich gemacht haben. Es würde nicht schwer
fallen, in vielen Fächern des weitläuftigen
Gebiets menschlichen Wissens und menschli-
cher Kunst weibliche Namen aufzufinden, die
sich einen Anspruch auf Achtung und Ruhm
erwarben. Schon erwies ich einigen in so
weit Gerechtigkeit, als sie sich durch groſse
Eigenschaften auszeichneten. Wohlan! die
Geschichte mag auftreten, und uns bezeugen,
welchen wichtigen Antheil das weibliche Ge-
schlecht an der Ausbreitung der christlichen
Religion nahm, und wie groſs in dieser Rück-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0247" n="239"/>
ben auch prosaische Beispiele, um au&#x017F;ser Zwei-<lb/>
fel zu setzen, da&#x017F;s, ungeachtet das weibliche<lb/>
Geschlecht (wenn gleich nicht durch ein förm-<lb/>
liches Gesetz, so doch durch ein stillschwei-<lb/>
gendes Übereinkommen, welches oft noch<lb/>
grausamer und drückender ist) von der Stoa,<lb/>
der Akademie und dem Prytaneum entfernt<lb/>
gehalten wurde; ungeachtet man den Weibern<lb/>
die Schulen des Unterrichtes und der Weis-<lb/>
heit verschlo&#x017F;s, sie dennoch Gelehrte und<lb/>
Weise unter sich aufweisen können, die ihre<lb/>
Namen durch Thaten und Schriften unsterb-<lb/>
lich gemacht haben. Es würde nicht schwer<lb/>
fallen, in vielen Fächern des weitläuftigen<lb/>
Gebiets menschlichen Wissens und menschli-<lb/>
cher Kunst weibliche Namen aufzufinden, die<lb/>
sich einen Anspruch auf Achtung und Ruhm<lb/>
erwarben. Schon erwies ich einigen in so<lb/>
weit Gerechtigkeit, als sie sich durch gro&#x017F;se<lb/>
Eigenschaften auszeichneten. Wohlan! die<lb/>
Geschichte mag auftreten, und uns bezeugen,<lb/>
welchen wichtigen Antheil das weibliche Ge-<lb/>
schlecht an der Ausbreitung der christlichen<lb/>
Religion nahm, und wie gro&#x017F;s in dieser Rück-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[239/0247] ben auch prosaische Beispiele, um auſser Zwei- fel zu setzen, daſs, ungeachtet das weibliche Geschlecht (wenn gleich nicht durch ein förm- liches Gesetz, so doch durch ein stillschwei- gendes Übereinkommen, welches oft noch grausamer und drückender ist) von der Stoa, der Akademie und dem Prytaneum entfernt gehalten wurde; ungeachtet man den Weibern die Schulen des Unterrichtes und der Weis- heit verschloſs, sie dennoch Gelehrte und Weise unter sich aufweisen können, die ihre Namen durch Thaten und Schriften unsterb- lich gemacht haben. Es würde nicht schwer fallen, in vielen Fächern des weitläuftigen Gebiets menschlichen Wissens und menschli- cher Kunst weibliche Namen aufzufinden, die sich einen Anspruch auf Achtung und Ruhm erwarben. Schon erwies ich einigen in so weit Gerechtigkeit, als sie sich durch groſse Eigenschaften auszeichneten. Wohlan! die Geschichte mag auftreten, und uns bezeugen, welchen wichtigen Antheil das weibliche Ge- schlecht an der Ausbreitung der christlichen Religion nahm, und wie groſs in dieser Rück-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/247
Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/247>, abgerufen am 28.04.2024.