Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

lung einzuschränken drohen. Gott! zu Ende
des achtzehnten Jahrhunderts -- wo kein Ge-
spenst, und wär' es eins von nicht ganz klei-
nem Range, ein Poltergeist, mehr Wirkung
thut -- kann man mit Freiheit schrecken --!
Dahin wär' es gekommen? Ach! auch selbst
dem, der an der Kette erzogen ist, blitzt der
Name Freiheit auf, dieser göttliche Funke,
durch den wir sind was wir sind, und der
uns so wenig schrankenlos macht, dass er uns
vielmehr fester als Alles an das Allerheiligste
der Gesetze bindet. Das weibliche Geschlecht
kam um die Menschenrechte ohne seine
Schuld, bloss durch den Schwung, den die
menschlichen Angelegenheiten bei den Fort-
schritten zu ihrer Cultur nahmen; Bürgerrech-
te, die es leider! sehr zeitig und schon bei
Entstehung kleinerer Familienstaaten verlor,
hat es nie, weder durch Unterhandlungen noch
mit Gewalt, zu erringen gesucht, und erwar-
tet sie noch heute mit aller Selbstverleugnung
von unserer Gerechtigkeit und Grossmuth.
Und wir wollen es vergeblich warten lassen?
und das Gesuch, welches die Natur für die

N

lung einzuschränken drohen. Gott! zu Ende
des achtzehnten Jahrhunderts — wo kein Ge-
spenst, und wär’ es eins von nicht ganz klei-
nem Range, ein Poltergeist, mehr Wirkung
thut — kann man mit Freiheit schrecken —!
Dahin wär’ es gekommen? Ach! auch selbst
dem, der an der Kette erzogen ist, blitzt der
Name Freiheit auf, dieser göttliche Funke,
durch den wir sind was wir sind, und der
uns so wenig schrankenlos macht, daſs er uns
vielmehr fester als Alles an das Allerheiligste
der Gesetze bindet. Das weibliche Geschlecht
kam um die Menschenrechte ohne seine
Schuld, bloſs durch den Schwung, den die
menschlichen Angelegenheiten bei den Fort-
schritten zu ihrer Cultur nahmen; Bürgerrech-
te, die es leider! sehr zeitig und schon bei
Entstehung kleinerer Familienstaaten verlor,
hat es nie, weder durch Unterhandlungen noch
mit Gewalt, zu erringen gesucht, und erwar-
tet sie noch heute mit aller Selbstverleugnung
von unserer Gerechtigkeit und Groſsmuth.
Und wir wollen es vergeblich warten lassen?
und das Gesuch, welches die Natur für die

N
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0201" n="193"/>
lung einzuschränken drohen. Gott! zu Ende<lb/>
des achtzehnten Jahrhunderts &#x2014; wo kein Ge-<lb/>
spenst, und wär&#x2019; es eins von nicht ganz klei-<lb/>
nem Range, ein Poltergeist, mehr Wirkung<lb/>
thut &#x2014; kann man mit <hi rendition="#i">Freiheit</hi> schrecken &#x2014;!<lb/>
Dahin wär&#x2019; es gekommen? Ach! auch selbst<lb/>
dem, der an der Kette erzogen ist, blitzt der<lb/>
Name <hi rendition="#i">Freiheit</hi> auf, dieser göttliche Funke,<lb/>
durch den wir sind was wir sind, und der<lb/>
uns so wenig schrankenlos macht, da&#x017F;s er uns<lb/>
vielmehr fester als Alles an das Allerheiligste<lb/>
der Gesetze bindet. Das weibliche Geschlecht<lb/>
kam um die Menschenrechte ohne seine<lb/>
Schuld, blo&#x017F;s durch den Schwung, den die<lb/>
menschlichen Angelegenheiten bei den Fort-<lb/>
schritten zu ihrer Cultur nahmen; Bürgerrech-<lb/>
te, die es leider! sehr zeitig und schon bei<lb/>
Entstehung kleinerer Familienstaaten verlor,<lb/>
hat es nie, weder durch Unterhandlungen noch<lb/>
mit Gewalt, zu erringen gesucht, und erwar-<lb/>
tet sie noch heute mit aller Selbstverleugnung<lb/>
von unserer Gerechtigkeit und Gro&#x017F;smuth.<lb/>
Und wir wollen es vergeblich warten lassen?<lb/>
und das Gesuch, welches die Natur für die<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">N</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[193/0201] lung einzuschränken drohen. Gott! zu Ende des achtzehnten Jahrhunderts — wo kein Ge- spenst, und wär’ es eins von nicht ganz klei- nem Range, ein Poltergeist, mehr Wirkung thut — kann man mit Freiheit schrecken —! Dahin wär’ es gekommen? Ach! auch selbst dem, der an der Kette erzogen ist, blitzt der Name Freiheit auf, dieser göttliche Funke, durch den wir sind was wir sind, und der uns so wenig schrankenlos macht, daſs er uns vielmehr fester als Alles an das Allerheiligste der Gesetze bindet. Das weibliche Geschlecht kam um die Menschenrechte ohne seine Schuld, bloſs durch den Schwung, den die menschlichen Angelegenheiten bei den Fort- schritten zu ihrer Cultur nahmen; Bürgerrech- te, die es leider! sehr zeitig und schon bei Entstehung kleinerer Familienstaaten verlor, hat es nie, weder durch Unterhandlungen noch mit Gewalt, zu erringen gesucht, und erwar- tet sie noch heute mit aller Selbstverleugnung von unserer Gerechtigkeit und Groſsmuth. Und wir wollen es vergeblich warten lassen? und das Gesuch, welches die Natur für die N

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/201
Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/201>, abgerufen am 28.04.2024.