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Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792.

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wirken; Menschen handeln -- Warum soll
das Weib nicht Ich aussprechen können?
Wahrlich ein sanftes Wort, denen, welche
die neidlose Natur verstehen -- Wer die
Kunst versteht, ist neidisch und verräth den
Meister nicht -- Ist es nicht der grösste
Menschenvorzug, sich selbst zu kennen? Un-
ser Werth ist unsere Sache; unsere Würde
ist die Sache Gottes und gerechter Menschen.
Hat Gott bei dem anderen Geschlecht etwas
versehen? oder sind es die Männer, die sich
an diesem Geschlechte wider den Willen des
Schöpfers versündigen! Warum sollen die
Weiber keine Person seyn? warum nicht wis-
sen: das ist mir gut, und das ist gut, oder
das ist vortheilhaft, und das ist recht? Vie-
les, und fast das meiste, was mit Vergnügen
anhebt, leistet bei weitem nicht, was wahrhaft
vortheilhaft ist -- Aus ächtem Vortheile tu-
gendhaft seyn, heisst sonst mit andern Wor-
ten: es in Reinheit seyn.

Frankreich schreckt eben jetzt mit der Frei-
heit diejenigen Mächte, welche die zu weit
gegangenen Beschlüsse der Nationalversamm-

lung

wirken; Menschen handeln — Warum soll
das Weib nicht Ich aussprechen können?
Wahrlich ein sanftes Wort, denen, welche
die neidlose Natur verstehen — Wer die
Kunst versteht, ist neidisch und verräth den
Meister nicht — Ist es nicht der gröſste
Menschenvorzug, sich selbst zu kennen? Un-
ser Werth ist unsere Sache; unsere Würde
ist die Sache Gottes und gerechter Menschen.
Hat Gott bei dem anderen Geschlecht etwas
versehen? oder sind es die Männer, die sich
an diesem Geschlechte wider den Willen des
Schöpfers versündigen! Warum sollen die
Weiber keine Person seyn? warum nicht wis-
sen: das ist mir gut, und das ist gut, oder
das ist vortheilhaft, und das ist recht? Vie-
les, und fast das meiste, was mit Vergnügen
anhebt, leistet bei weitem nicht, was wahrhaft
vortheilhaft ist — Aus ächtem Vortheile tu-
gendhaft seyn, heiſst sonst mit andern Wor-
ten: es in Reinheit seyn.

Frankreich schreckt eben jetzt mit der Frei-
heit diejenigen Mächte, welche die zu weit
gegangenen Beschlüsse der Nationalversamm-

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[192/0200] wirken; Menschen handeln — Warum soll das Weib nicht Ich aussprechen können? Wahrlich ein sanftes Wort, denen, welche die neidlose Natur verstehen — Wer die Kunst versteht, ist neidisch und verräth den Meister nicht — Ist es nicht der gröſste Menschenvorzug, sich selbst zu kennen? Un- ser Werth ist unsere Sache; unsere Würde ist die Sache Gottes und gerechter Menschen. Hat Gott bei dem anderen Geschlecht etwas versehen? oder sind es die Männer, die sich an diesem Geschlechte wider den Willen des Schöpfers versündigen! Warum sollen die Weiber keine Person seyn? warum nicht wis- sen: das ist mir gut, und das ist gut, oder das ist vortheilhaft, und das ist recht? Vie- les, und fast das meiste, was mit Vergnügen anhebt, leistet bei weitem nicht, was wahrhaft vortheilhaft ist — Aus ächtem Vortheile tu- gendhaft seyn, heiſst sonst mit andern Wor- ten: es in Reinheit seyn. Frankreich schreckt eben jetzt mit der Frei- heit diejenigen Mächte, welche die zu weit gegangenen Beschlüsse der Nationalversamm- lung

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/200>, abgerufen am 27.04.2024.