Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

schlecht überreden zu können, dass eine Vor-
mundschaft wie bisher für dasselbe zuträglich
sei, dass sie seinen Zustand behaglicher und
sorgloser mache, als eine Emancipation, wo-
durch es sich mit Verantwortungen, Sorgen,
Unruhen und tausend Unbequemlichkeiten des
bürgerlichen Lebens belasten würde, die es
jetzt kaum dem Namen nach zu kennen das
Glück habe. Wahrlich ein abgenutzter Kunst-
griff des unmenschlichen Despoten, wodurch er
seinen feigen Sklaven das Gewicht der Ketten
erleichtern will! als ob die Freiheit mit allen
ihren Ungemächlichkeiten nicht der gemäch-
lichsten Sklaverei vorzuziehen wäre! Glau-
ben Sie nicht, dass das Wirtembergische Land
Ihrentwegen geschaffen ist, schrieb Frie-
drich II an den jetzt regierenden Herzog
von Wirtemberg; sondern überzeugen Sie Sich,
dass die Vorsehung Sie hat geboren werden
lassen, um ihr Volk glücklich zu ma-
chen. Und Männer! ihr wollt glauben, eine
halbe Welt wäre zu eurem bon plaisir, zu
eurem eigentlichen Willen, das ist verdoll-
metschet: zu eurem Eigenwillen, da? Thiere

schlecht überreden zu können, daſs eine Vor-
mundschaft wie bisher für dasselbe zuträglich
sei, daſs sie seinen Zustand behaglicher und
sorgloser mache, als eine Emancipation, wo-
durch es sich mit Verantwortungen, Sorgen,
Unruhen und tausend Unbequemlichkeiten des
bürgerlichen Lebens belasten würde, die es
jetzt kaum dem Namen nach zu kennen das
Glück habe. Wahrlich ein abgenutzter Kunst-
griff des unmenschlichen Despoten, wodurch er
seinen feigen Sklaven das Gewicht der Ketten
erleichtern will! als ob die Freiheit mit allen
ihren Ungemächlichkeiten nicht der gemäch-
lichsten Sklaverei vorzuziehen wäre! Glau-
ben Sie nicht, daſs das Wirtembergische Land
Ihrentwegen geschaffen ist, schrieb Frie-
drich II an den jetzt regierenden Herzog
von Wirtemberg; sondern überzeugen Sie Sich,
daſs die Vorsehung Sie hat geboren werden
lassen, um ihr Volk glücklich zu ma-
chen. Und Männer! ihr wollt glauben, eine
halbe Welt wäre zu eurem bon plaisir, zu
eurem eigentlichen Willen, das ist verdoll-
metschet: zu eurem Eigenwillen, da? Thiere

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0199" n="191"/>
schlecht überreden zu können, da&#x017F;s eine Vor-<lb/>
mundschaft wie bisher für dasselbe zuträglich<lb/>
sei, da&#x017F;s sie seinen Zustand behaglicher und<lb/>
sorgloser mache, als eine Emancipation, wo-<lb/>
durch es sich mit Verantwortungen, Sorgen,<lb/>
Unruhen und tausend Unbequemlichkeiten des<lb/>
bürgerlichen Lebens belasten würde, die es<lb/>
jetzt kaum dem Namen nach zu kennen das<lb/>
Glück habe. Wahrlich ein abgenutzter Kunst-<lb/>
griff des unmenschlichen Despoten, wodurch er<lb/>
seinen feigen Sklaven das Gewicht der Ketten<lb/>
erleichtern will! als ob die Freiheit mit allen<lb/>
ihren Ungemächlichkeiten nicht der gemäch-<lb/>
lichsten Sklaverei vorzuziehen wäre! <hi rendition="#i">Glau-<lb/>
ben Sie nicht, da&#x017F;s das Wirtembergische Land<lb/>
Ihrentwegen geschaffen ist</hi>, schrieb <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Frie-<lb/>
drich</hi></hi> II an den jetzt regierenden <hi rendition="#i">Herzog<lb/>
von Wirtemberg; sondern überzeugen Sie Sich,<lb/>
da&#x017F;s die Vorsehung Sie hat geboren werden<lb/>
lassen, um ihr Volk glücklich zu ma-<lb/>
chen</hi>. Und Männer! ihr wollt glauben, eine<lb/>
halbe Welt wäre zu eurem <hi rendition="#i">bon plaisir</hi>, zu<lb/>
eurem eigentlichen Willen, das ist verdoll-<lb/>
metschet: zu eurem Eigenwillen, da? Thiere<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[191/0199] schlecht überreden zu können, daſs eine Vor- mundschaft wie bisher für dasselbe zuträglich sei, daſs sie seinen Zustand behaglicher und sorgloser mache, als eine Emancipation, wo- durch es sich mit Verantwortungen, Sorgen, Unruhen und tausend Unbequemlichkeiten des bürgerlichen Lebens belasten würde, die es jetzt kaum dem Namen nach zu kennen das Glück habe. Wahrlich ein abgenutzter Kunst- griff des unmenschlichen Despoten, wodurch er seinen feigen Sklaven das Gewicht der Ketten erleichtern will! als ob die Freiheit mit allen ihren Ungemächlichkeiten nicht der gemäch- lichsten Sklaverei vorzuziehen wäre! Glau- ben Sie nicht, daſs das Wirtembergische Land Ihrentwegen geschaffen ist, schrieb Frie- drich II an den jetzt regierenden Herzog von Wirtemberg; sondern überzeugen Sie Sich, daſs die Vorsehung Sie hat geboren werden lassen, um ihr Volk glücklich zu ma- chen. Und Männer! ihr wollt glauben, eine halbe Welt wäre zu eurem bon plaisir, zu eurem eigentlichen Willen, das ist verdoll- metschet: zu eurem Eigenwillen, da? Thiere

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/199
Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/199>, abgerufen am 28.04.2024.