zu thun, und in guten Werken zu trachten nach dem ewigen Leben!
Die Zeit vergeht; allein gute Thaten pflanzen sich fort, und ihre Geschlechter dau- ren bis zum Ende der Tage! -- Jede gute That hat mehr als Einen Sohn, hat viel Er- ben! und diese Kinder, haben wieder Kin- der! -- Wer wolte nicht gut seyn, um ein Vater, eine Mutter von so guten lieben Kin- dern zu werden, die sich selbst erziehen! --
Der Schluß der Woche kann der Anfang zur Besserung seyn! Ich gelobe! und wills halten, mein Fleisch und Blut niederzuschla- gen, wenn der Eigendünkel mir einbilden will, ich wäre besser, als ein anderer, wenn die Härte mir ins Ohr zischt: Verdient es auch der Arme? will ich antworten: Bey Gott gilt der gute Wille; Was würde sonst aus uns allen werden? So will ich leben, damit ich einst froh sterben kann. Wenn werd ich? das weiß Gott, der Herr des Le- bens! Wohl mir, daß er nicht ein Gott der Todten, sondern der Lebendigen ist! Wohl mir, daß er mir den Trieb zum Leben so tief eingepflanzt hat. Je älter wir werden, je mehr Lust zum Leben wandelt uns an. Die-
sen
zu thun, und in guten Werken zu trachten nach dem ewigen Leben!
Die Zeit vergeht; allein gute Thaten pflanzen ſich fort, und ihre Geſchlechter dau- ren bis zum Ende der Tage! — Jede gute That hat mehr als Einen Sohn, hat viel Er- ben! und dieſe Kinder, haben wieder Kin- der! — Wer wolte nicht gut ſeyn, um ein Vater, eine Mutter von ſo guten lieben Kin- dern zu werden, die ſich ſelbſt erziehen! —
Der Schluß der Woche kann der Anfang zur Beſſerung ſeyn! Ich gelobe! und wills halten, mein Fleiſch und Blut niederzuſchla- gen, wenn der Eigenduͤnkel mir einbilden will, ich waͤre beſſer, als ein anderer, wenn die Haͤrte mir ins Ohr ziſcht: Verdient es auch der Arme? will ich antworten: Bey Gott gilt der gute Wille; Was wuͤrde ſonſt aus uns allen werden? So will ich leben, damit ich einſt froh ſterben kann. Wenn werd ich? das weiß Gott, der Herr des Le- bens! Wohl mir, daß er nicht ein Gott der Todten, ſondern der Lebendigen iſt! Wohl mir, daß er mir den Trieb zum Leben ſo tief eingepflanzt hat. Je aͤlter wir werden, je mehr Luſt zum Leben wandelt uns an. Die-
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zu thun, und in guten Werken zu trachten
nach dem ewigen Leben!
Die Zeit vergeht; allein gute Thaten
pflanzen ſich fort, und ihre Geſchlechter dau-
ren bis zum Ende der Tage! — Jede gute
That hat mehr als Einen Sohn, hat viel Er-
ben! und dieſe Kinder, haben wieder Kin-
der! — Wer wolte nicht gut ſeyn, um ein
Vater, eine Mutter von ſo guten lieben Kin-
dern zu werden, die ſich ſelbſt erziehen! —
Der Schluß der Woche kann der Anfang
zur Beſſerung ſeyn! Ich gelobe! und wills
halten, mein Fleiſch und Blut niederzuſchla-
gen, wenn der Eigenduͤnkel mir einbilden
will, ich waͤre beſſer, als ein anderer, wenn
die Haͤrte mir ins Ohr ziſcht: Verdient es
auch der Arme? will ich antworten: Bey
Gott gilt der gute Wille; Was wuͤrde ſonſt
aus uns allen werden? So will ich leben,
damit ich einſt froh ſterben kann. Wenn
werd ich? das weiß Gott, der Herr des Le-
bens! Wohl mir, daß er nicht ein Gott der
Todten, ſondern der Lebendigen iſt! Wohl
mir, daß er mir den Trieb zum Leben ſo tief
eingepflanzt hat. Je aͤlter wir werden, je
mehr Luſt zum Leben wandelt uns an. Die-
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 558. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/568>, abgerufen am 24.11.2024.
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