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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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bohrnen Brüdern, sondern wie bettlenden
Schneidergesellen! -- Den Pferden und
Waffenträgern dieser Donqvischotten noch
übler. Einer unter diesen Krippenrittern
nahm das Ding unrecht und forderte den
Schlüssel zum Gastzimmer, und, weil sich
der Gerechte auch seines Viehes erbarmet,
zum Stall. Hier ist der Schlüssel, sagte
Herr v. G -- und zeigte auf den Degen.
Freylich hätte er, hier sind sie, sagen sollen,
da zwey Schlüssel gefordert worden, einer
zum Stall und einer zum Gastzimmer, und
alsdann hätt er auf die Pistolen weisen kön-
nen, die verheyrathet sind und die man nicht
anders als Paarweise hat -- Mag! --
Sein Haus ist von dieser Zeit an von der
egyptischen Plage der curschen Heuschrecken
verschont blieben. Das nenn ich aber toll-
dreist. Zwar hab ich es, beschloß Herr von
W --, mit meiner Höflichkeit so weit nicht
gebracht; indessen kann ich auch nicht bittre
Klagen führen!

Ich versicherte ihn, daß dieses mein gering-
ster Kummer wäre, und er schien würklich die
Meynung von mir zu faßen, daß mir nicht
leicht das Haar zu Berge stünde! --

Sie
J i

bohrnen Bruͤdern, ſondern wie bettlenden
Schneidergeſellen! — Den Pferden und
Waffentraͤgern dieſer Donqviſchotten noch
uͤbler. Einer unter dieſen Krippenrittern
nahm das Ding unrecht und forderte den
Schluͤſſel zum Gaſtzimmer, und, weil ſich
der Gerechte auch ſeines Viehes erbarmet,
zum Stall. Hier iſt der Schluͤſſel, ſagte
Herr v. G — und zeigte auf den Degen.
Freylich haͤtte er, hier ſind ſie, ſagen ſollen,
da zwey Schluͤſſel gefordert worden, einer
zum Stall und einer zum Gaſtzimmer, und
alsdann haͤtt er auf die Piſtolen weiſen koͤn-
nen, die verheyrathet ſind und die man nicht
anders als Paarweiſe hat — Mag! —
Sein Haus iſt von dieſer Zeit an von der
egyptiſchen Plage der curſchen Heuſchrecken
verſchont blieben. Das nenn ich aber toll-
dreiſt. Zwar hab ich es, beſchloß Herr von
W —, mit meiner Hoͤflichkeit ſo weit nicht
gebracht; indeſſen kann ich auch nicht bittre
Klagen fuͤhren!

Ich verſicherte ihn, daß dieſes mein gering-
ſter Kummer waͤre, und er ſchien wuͤrklich die
Meynung von mir zu faßen, daß mir nicht
leicht das Haar zu Berge ſtuͤnde! —

Sie
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[497/0507] bohrnen Bruͤdern, ſondern wie bettlenden Schneidergeſellen! — Den Pferden und Waffentraͤgern dieſer Donqviſchotten noch uͤbler. Einer unter dieſen Krippenrittern nahm das Ding unrecht und forderte den Schluͤſſel zum Gaſtzimmer, und, weil ſich der Gerechte auch ſeines Viehes erbarmet, zum Stall. Hier iſt der Schluͤſſel, ſagte Herr v. G — und zeigte auf den Degen. Freylich haͤtte er, hier ſind ſie, ſagen ſollen, da zwey Schluͤſſel gefordert worden, einer zum Stall und einer zum Gaſtzimmer, und alsdann haͤtt er auf die Piſtolen weiſen koͤn- nen, die verheyrathet ſind und die man nicht anders als Paarweiſe hat — Mag! — Sein Haus iſt von dieſer Zeit an von der egyptiſchen Plage der curſchen Heuſchrecken verſchont blieben. Das nenn ich aber toll- dreiſt. Zwar hab ich es, beſchloß Herr von W —, mit meiner Hoͤflichkeit ſo weit nicht gebracht; indeſſen kann ich auch nicht bittre Klagen fuͤhren! Ich verſicherte ihn, daß dieſes mein gering- ſter Kummer waͤre, und er ſchien wuͤrklich die Meynung von mir zu faßen, daß mir nicht leicht das Haar zu Berge ſtuͤnde! — Sie J i

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 497. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/507>, abgerufen am 25.11.2024.