Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

Bild:
<< vorherige Seite

Alle Geschenke erniedrigen, nur Geschenke
der Großen nicht; da gilt ein Band mehr,
als man glauben solte. Wie doch alle Lei-
denschaften Nachbarskinder sind! -- Stolz
und Furcht sind ausser der Nachbarschaft ver-
wannt. Herr v. W -- fürchtete den Jun-
ker v. K -- und seinen leibeigenen Sohn, der
es mit Junker v. K -- hielt. Sie wissen,
fieng er an, und suchte Kraft zum Othem-
holen! -- wie es in Curland geht! Die
Wahrheit zu sagen, ich bin froh, daß eins
von meinen Kindern aus diesem Waldhorn-
staat, aus diesem Dulande, erlöset wird! --
Wer ist hier für ein Paar Pistolen sicher?
Jeder, der Herz hat, erwiedert' ich. Nicht
immer! Herr Major! Es giebt unter den
Krippenrittern Leute, die ihr Leben keinen
Pfeifenkopf werth halten. Was haben sie
denn in dieser Welt zu gewinnen und zu ver-
lieren? und wenn Herr v. K -- es dazu an-
legt; so ist mein Haus belagert, und ich mit
Mann und Maus verlohren. Junker von
K -- hat Geld, das will in Curland viel sa-
gen
. Freylich wers Glück hat, führt die
Braut heim. Der verstorbene Herr v. G --
hatte sie weit von sich entfernt. Sie kamen!
Er begegnete ihnen nicht wie Hochwohlge-

bohr-

Alle Geſchenke erniedrigen, nur Geſchenke
der Großen nicht; da gilt ein Band mehr,
als man glauben ſolte. Wie doch alle Lei-
denſchaften Nachbarskinder ſind! — Stolz
und Furcht ſind auſſer der Nachbarſchaft ver-
wannt. Herr v. W — fuͤrchtete den Jun-
ker v. K — und ſeinen leibeigenen Sohn, der
es mit Junker v. K — hielt. Sie wiſſen,
fieng er an, und ſuchte Kraft zum Othem-
holen! — wie es in Curland geht! Die
Wahrheit zu ſagen, ich bin froh, daß eins
von meinen Kindern aus dieſem Waldhorn-
ſtaat, aus dieſem Dulande, erloͤſet wird! —
Wer iſt hier fuͤr ein Paar Piſtolen ſicher?
Jeder, der Herz hat, erwiedert’ ich. Nicht
immer! Herr Major! Es giebt unter den
Krippenrittern Leute, die ihr Leben keinen
Pfeifenkopf werth halten. Was haben ſie
denn in dieſer Welt zu gewinnen und zu ver-
lieren? und wenn Herr v. K — es dazu an-
legt; ſo iſt mein Haus belagert, und ich mit
Mann und Maus verlohren. Junker von
K — hat Geld, das will in Curland viel ſa-
gen
. Freylich wers Gluͤck hat, fuͤhrt die
Braut heim. Der verſtorbene Herr v. G —
hatte ſie weit von ſich entfernt. Sie kamen!
Er begegnete ihnen nicht wie Hochwohlge-

bohr-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0506" n="496"/>
        <p>Alle Ge&#x017F;chenke erniedrigen, nur Ge&#x017F;chenke<lb/>
der Großen nicht; da gilt ein Band mehr,<lb/>
als man glauben &#x017F;olte. Wie doch alle Lei-<lb/>
den&#x017F;chaften Nachbarskinder &#x017F;ind! &#x2014; Stolz<lb/>
und Furcht &#x017F;ind au&#x017F;&#x017F;er der Nachbar&#x017F;chaft ver-<lb/>
wannt. Herr v. W &#x2014; fu&#x0364;rchtete den Jun-<lb/>
ker v. K &#x2014; und &#x017F;einen leibeigenen Sohn, der<lb/>
es mit Junker v. K &#x2014; hielt. Sie wi&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
fieng er an, und &#x017F;uchte Kraft zum Othem-<lb/>
holen! &#x2014; wie es in Curland geht! Die<lb/>
Wahrheit zu &#x017F;agen, ich bin froh, daß eins<lb/>
von meinen Kindern aus die&#x017F;em Waldhorn-<lb/>
&#x017F;taat, aus die&#x017F;em Dulande, erlo&#x0364;&#x017F;et wird! &#x2014;<lb/>
Wer i&#x017F;t hier fu&#x0364;r ein Paar Pi&#x017F;tolen &#x017F;icher?<lb/>
Jeder, der Herz hat, erwiedert&#x2019; ich. Nicht<lb/>
immer! Herr Major! Es giebt unter den<lb/>
Krippenrittern Leute, die ihr Leben keinen<lb/>
Pfeifenkopf werth halten. Was haben &#x017F;ie<lb/>
denn in die&#x017F;er Welt zu gewinnen und zu ver-<lb/>
lieren? und wenn Herr v. K &#x2014; es dazu an-<lb/>
legt; &#x017F;o i&#x017F;t mein Haus belagert, und ich mit<lb/>
Mann und Maus verlohren. Junker von<lb/>
K &#x2014; hat Geld, das will in Curland viel <choice><sic>&#x017F;a-<lb/>
geu</sic><corr>&#x017F;a-<lb/>
gen</corr></choice>. Freylich wers Glu&#x0364;ck hat, fu&#x0364;hrt die<lb/>
Braut heim. Der ver&#x017F;torbene Herr v. G &#x2014;<lb/>
hatte &#x017F;ie weit von &#x017F;ich entfernt. Sie kamen!<lb/>
Er begegnete ihnen nicht wie Hochwohlge-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">bohr-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[496/0506] Alle Geſchenke erniedrigen, nur Geſchenke der Großen nicht; da gilt ein Band mehr, als man glauben ſolte. Wie doch alle Lei- denſchaften Nachbarskinder ſind! — Stolz und Furcht ſind auſſer der Nachbarſchaft ver- wannt. Herr v. W — fuͤrchtete den Jun- ker v. K — und ſeinen leibeigenen Sohn, der es mit Junker v. K — hielt. Sie wiſſen, fieng er an, und ſuchte Kraft zum Othem- holen! — wie es in Curland geht! Die Wahrheit zu ſagen, ich bin froh, daß eins von meinen Kindern aus dieſem Waldhorn- ſtaat, aus dieſem Dulande, erloͤſet wird! — Wer iſt hier fuͤr ein Paar Piſtolen ſicher? Jeder, der Herz hat, erwiedert’ ich. Nicht immer! Herr Major! Es giebt unter den Krippenrittern Leute, die ihr Leben keinen Pfeifenkopf werth halten. Was haben ſie denn in dieſer Welt zu gewinnen und zu ver- lieren? und wenn Herr v. K — es dazu an- legt; ſo iſt mein Haus belagert, und ich mit Mann und Maus verlohren. Junker von K — hat Geld, das will in Curland viel ſa- gen. Freylich wers Gluͤck hat, fuͤhrt die Braut heim. Der verſtorbene Herr v. G — hatte ſie weit von ſich entfernt. Sie kamen! Er begegnete ihnen nicht wie Hochwohlge- bohr-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/506
Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 496. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/506>, abgerufen am 22.11.2024.