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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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gelegt ist -- Liebe gnädige Frau! Ich will
alles thun, um mich aus dem Gewißen ins
Ungewiße zu setzen! Der vorliegende Fall
ist von der Art, daß ichs kann. Ich wolte
der Frau o. W -- zeigen; allein wie doch
die Weiber sind, das Siegel war ihr gnug! --
Sie gieng zu ihrem Mann, der aber bey der
ganzen Erzählung, das Siegel mit eingerech-
net, so ungewiß als möglich blieb. Tine
war mir so werth, daß ich selbst Gelegenheit
nahm, dem Herrn v. W -- zu zeigen, wo-
von seine Gemahlin nur das Siegel gesehen,
und da er weniger erfahren in Familienregi-
stern, als der Hochgebohrne Todtengräber,
war; so konnt' ich ihm zwar von meinem ur-
alten Adel nicht so überzeugende Beweise ge-
ben; indessen sah er eben darum die Sache
grösser, als sie war! -- Er fand in der
Dunkelheit so etwas festliches, daß er den
Pastor drüber vergaß. Er sah über die
Hütte hinweg, und heftete sein Auge an die
Kirchenmauren. Die rechte Sayte in seiner
Seele war getroffen. Die Glücksumstände
des Herrn v. K -- konnten mir nicht den
Weg vertreten, da ich ihn vom Geschenk der
Kayserin und dem dazu gekommenen glückli-
chen Kauf unterrichtete! -- --

Alle

gelegt iſt — Liebe gnaͤdige Frau! Ich will
alles thun, um mich aus dem Gewißen ins
Ungewiße zu ſetzen! Der vorliegende Fall
iſt von der Art, daß ichs kann. Ich wolte
der Frau o. W — zeigen; allein wie doch
die Weiber ſind, das Siegel war ihr gnug! —
Sie gieng zu ihrem Mann, der aber bey der
ganzen Erzaͤhlung, das Siegel mit eingerech-
net, ſo ungewiß als moͤglich blieb. Tine
war mir ſo werth, daß ich ſelbſt Gelegenheit
nahm, dem Herrn v. W — zu zeigen, wo-
von ſeine Gemahlin nur das Siegel geſehen,
und da er weniger erfahren in Familienregi-
ſtern, als der Hochgebohrne Todtengraͤber,
war; ſo konnt’ ich ihm zwar von meinem ur-
alten Adel nicht ſo uͤberzeugende Beweiſe ge-
ben; indeſſen ſah er eben darum die Sache
groͤſſer, als ſie war! — Er fand in der
Dunkelheit ſo etwas feſtliches, daß er den
Paſtor druͤber vergaß. Er ſah uͤber die
Huͤtte hinweg, und heftete ſein Auge an die
Kirchenmauren. Die rechte Sayte in ſeiner
Seele war getroffen. Die Gluͤcksumſtaͤnde
des Herrn v. K — konnten mir nicht den
Weg vertreten, da ich ihn vom Geſchenk der
Kayſerin und dem dazu gekommenen gluͤckli-
chen Kauf unterrichtete! — —

Alle
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[495/0505] gelegt iſt — Liebe gnaͤdige Frau! Ich will alles thun, um mich aus dem Gewißen ins Ungewiße zu ſetzen! Der vorliegende Fall iſt von der Art, daß ichs kann. Ich wolte der Frau o. W — zeigen; allein wie doch die Weiber ſind, das Siegel war ihr gnug! — Sie gieng zu ihrem Mann, der aber bey der ganzen Erzaͤhlung, das Siegel mit eingerech- net, ſo ungewiß als moͤglich blieb. Tine war mir ſo werth, daß ich ſelbſt Gelegenheit nahm, dem Herrn v. W — zu zeigen, wo- von ſeine Gemahlin nur das Siegel geſehen, und da er weniger erfahren in Familienregi- ſtern, als der Hochgebohrne Todtengraͤber, war; ſo konnt’ ich ihm zwar von meinem ur- alten Adel nicht ſo uͤberzeugende Beweiſe ge- ben; indeſſen ſah er eben darum die Sache groͤſſer, als ſie war! — Er fand in der Dunkelheit ſo etwas feſtliches, daß er den Paſtor druͤber vergaß. Er ſah uͤber die Huͤtte hinweg, und heftete ſein Auge an die Kirchenmauren. Die rechte Sayte in ſeiner Seele war getroffen. Die Gluͤcksumſtaͤnde des Herrn v. K — konnten mir nicht den Weg vertreten, da ich ihn vom Geſchenk der Kayſerin und dem dazu gekommenen gluͤckli- chen Kauf unterrichtete! — — Alle

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 495. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/505>, abgerufen am 22.11.2024.