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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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Nach einem langwierigen unverständli-
chen Mischmasch, kam alles an Ort und
Stelle. Der Herr Bräutigam hatte sich ent-
schuldigen laßen. Sein Fürsprecher war
Junker Peter, der Mückentodtdrücker, Tin-
chens Bruder, der mit feurigen Roß und
Wagen angekommen war. Man hört es den
Pferden an, daß sie bey einem Bräutigam
im Dienst sind, sagte Herr v. W -- und
that sehr zufrieden, daß der Herr Schwie-
gersohn in Rücksicht der Pferde die Etikette
als Bräutigam nicht verfehlet; was aber
Ihn selbst betraf, oh! das war ihm zu uner-
träglich, als daß er über diese cursche Denk-
art seinen Unwillen nicht äussern sollen. Die
Stimme ist Jacobs, die Hände Esaus, sagte
der gute Herr v. W -- ohne zu bedenken,
daß er dem Jacob, den er mit den kecken
Bräutigams-Pferden verglich, eben keine
sonderliche Ehre erwies. Wie doch alles in
der Welt durch Mißverständnisse geschlängelt
wird! Ich weiß nicht, ob meine Leser sich
noch an den sonst unbeträchtlichen Umstand
des vermeintlichen Todes des D. Safts erin-
nern, welche meine betrübte Sündenfalls-
Krankheit im vierzehnten Jahre veranlaßte
und was für Kreutzwege giengen nicht aus

dieser

Nach einem langwierigen unverſtaͤndli-
chen Miſchmaſch, kam alles an Ort und
Stelle. Der Herr Braͤutigam hatte ſich ent-
ſchuldigen laßen. Sein Fuͤrſprecher war
Junker Peter, der Muͤckentodtdruͤcker, Tin-
chens Bruder, der mit feurigen Roß und
Wagen angekommen war. Man hoͤrt es den
Pferden an, daß ſie bey einem Braͤutigam
im Dienſt ſind, ſagte Herr v. W — und
that ſehr zufrieden, daß der Herr Schwie-
gerſohn in Ruͤckſicht der Pferde die Etikette
als Braͤutigam nicht verfehlet; was aber
Ihn ſelbſt betraf, oh! das war ihm zu uner-
traͤglich, als daß er uͤber dieſe curſche Denk-
art ſeinen Unwillen nicht aͤuſſern ſollen. Die
Stimme iſt Jacobs, die Haͤnde Eſaus, ſagte
der gute Herr v. W — ohne zu bedenken,
daß er dem Jacob, den er mit den kecken
Braͤutigams-Pferden verglich, eben keine
ſonderliche Ehre erwies. Wie doch alles in
der Welt durch Mißverſtaͤndniſſe geſchlaͤngelt
wird! Ich weiß nicht, ob meine Leſer ſich
noch an den ſonſt unbetraͤchtlichen Umſtand
des vermeintlichen Todes des D. Safts erin-
nern, welche meine betruͤbte Suͤndenfalls-
Krankheit im vierzehnten Jahre veranlaßte
und was fuͤr Kreutzwege giengen nicht aus

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[462/0470] Nach einem langwierigen unverſtaͤndli- chen Miſchmaſch, kam alles an Ort und Stelle. Der Herr Braͤutigam hatte ſich ent- ſchuldigen laßen. Sein Fuͤrſprecher war Junker Peter, der Muͤckentodtdruͤcker, Tin- chens Bruder, der mit feurigen Roß und Wagen angekommen war. Man hoͤrt es den Pferden an, daß ſie bey einem Braͤutigam im Dienſt ſind, ſagte Herr v. W — und that ſehr zufrieden, daß der Herr Schwie- gerſohn in Ruͤckſicht der Pferde die Etikette als Braͤutigam nicht verfehlet; was aber Ihn ſelbſt betraf, oh! das war ihm zu uner- traͤglich, als daß er uͤber dieſe curſche Denk- art ſeinen Unwillen nicht aͤuſſern ſollen. Die Stimme iſt Jacobs, die Haͤnde Eſaus, ſagte der gute Herr v. W — ohne zu bedenken, daß er dem Jacob, den er mit den kecken Braͤutigams-Pferden verglich, eben keine ſonderliche Ehre erwies. Wie doch alles in der Welt durch Mißverſtaͤndniſſe geſchlaͤngelt wird! Ich weiß nicht, ob meine Leſer ſich noch an den ſonſt unbetraͤchtlichen Umſtand des vermeintlichen Todes des D. Safts erin- nern, welche meine betruͤbte Suͤndenfalls- Krankheit im vierzehnten Jahre veranlaßte und was fuͤr Kreutzwege giengen nicht aus dieſer

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 462. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/470>, abgerufen am 22.11.2024.