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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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men, auf das ich mich sehr lebhaft besann.
Daß Sie nur ja nicht glauben, mein Herr
Major! daß ich täglich in weißen Strüm-
pfen gehe! -- Alle Einerleyheit beschwert,
Wechsel erleichtert, sagte mir ein gewisser
Pastor -- (mein Vater) ein gelehrter Mann,
der aber wie die meisten Gelehrten zu wenig
Welt hatte, und wer hat sie hier zu Lande?
Man hat hier Curland; allein nicht Welt! --

Wenn immer Tag wäre und immer Nacht,
so wolt ich lieber kein Mensch seyn! -- Freude
und Traurigkeit! Sommer und Winter das
ist das menschliche Leben! Heute König,
morgen todt! -- Wer geht denn immer
mit einem Hemde, damit ich mich dieses
Worts mit ihrer Erlaubnis bediene? Wer
wechselt denn nicht im Sommer täglich!
Zwar, fuhr er fort, und zog sich eine Vier-
telelle länger, als vorhin, liegt freylich et-
was Erhabenes, etwas Großes in einem ge-
wissen Einerley! allein das ist nicht für jeder-
mann! So ist Gott der Herr immer der-
selbe! und was meynen der Herr Major von
der schwarzen Farbe? Sie ist römisch Kay-
serlich! -- Man nenne mir aber nach ihr
eine einzige Farbe, die Stich hält! -- Got-
tes Altagszimmer, wie oft verändert es

sich!
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men, auf das ich mich ſehr lebhaft beſann.
Daß Sie nur ja nicht glauben, mein Herr
Major! daß ich taͤglich in weißen Struͤm-
pfen gehe! — Alle Einerleyheit beſchwert,
Wechſel erleichtert, ſagte mir ein gewiſſer
Paſtor — (mein Vater) ein gelehrter Mann,
der aber wie die meiſten Gelehrten zu wenig
Welt hatte, und wer hat ſie hier zu Lande?
Man hat hier Curland; allein nicht Welt! —

Wenn immer Tag waͤre und immer Nacht,
ſo wolt ich lieber kein Menſch ſeyn! — Freude
und Traurigkeit! Sommer und Winter das
iſt das menſchliche Leben! Heute Koͤnig,
morgen todt! — Wer geht denn immer
mit einem Hemde, damit ich mich dieſes
Worts mit ihrer Erlaubnis bediene? Wer
wechſelt denn nicht im Sommer taͤglich!
Zwar, fuhr er fort, und zog ſich eine Vier-
telelle laͤnger, als vorhin, liegt freylich et-
was Erhabenes, etwas Großes in einem ge-
wiſſen Einerley! allein das iſt nicht fuͤr jeder-
mann! So iſt Gott der Herr immer der-
ſelbe! und was meynen der Herr Major von
der ſchwarzen Farbe? Sie iſt roͤmiſch Kay-
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eine einzige Farbe, die Stich haͤlt! — Got-
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[441/0449] men, auf das ich mich ſehr lebhaft beſann. Daß Sie nur ja nicht glauben, mein Herr Major! daß ich taͤglich in weißen Struͤm- pfen gehe! — Alle Einerleyheit beſchwert, Wechſel erleichtert, ſagte mir ein gewiſſer Paſtor — (mein Vater) ein gelehrter Mann, der aber wie die meiſten Gelehrten zu wenig Welt hatte, und wer hat ſie hier zu Lande? Man hat hier Curland; allein nicht Welt! — Wenn immer Tag waͤre und immer Nacht, ſo wolt ich lieber kein Menſch ſeyn! — Freude und Traurigkeit! Sommer und Winter das iſt das menſchliche Leben! Heute Koͤnig, morgen todt! — Wer geht denn immer mit einem Hemde, damit ich mich dieſes Worts mit ihrer Erlaubnis bediene? Wer wechſelt denn nicht im Sommer taͤglich! Zwar, fuhr er fort, und zog ſich eine Vier- telelle laͤnger, als vorhin, liegt freylich et- was Erhabenes, etwas Großes in einem ge- wiſſen Einerley! allein das iſt nicht fuͤr jeder- mann! So iſt Gott der Herr immer der- ſelbe! und was meynen der Herr Major von der ſchwarzen Farbe? Sie iſt roͤmiſch Kay- ſerlich! — Man nenne mir aber nach ihr eine einzige Farbe, die Stich haͤlt! — Got- tes Altagszimmer, wie oft veraͤndert es ſich! E e 5

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 441. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/449>, abgerufen am 25.11.2024.