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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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Der Professor! -- Sollen Werbungen seyn,
warum list und lustige Begebenheiten dabey?
Ists denn so unrecht, wenn ein mit List und
Lust geworbener sich mit List und Lust wieder
aus dem Staube macht? Der List kann
durchaus nichts anders als List entgegen ge-
setzt werden. Verstand thut nichts dagegen.
-- Der Professor konnte nicht aufhören über
den armen Tropf zu lachen, der als Regi-
mentsglaser Handgeld genommen. Eine
einzige
von diesen interessanten Ge-
schichten:

Ein Officier, der aus List und Lust in ge-
meiner Kleidung auf Menschencaperey aus-
gieng, fand, wie sich unser Reuter ausdrück-
te, seine Leute, die er mit Geld und guten
Worten locken wolte, daß sie dran glauben
solten, so gefaßt, daß er keine Menschenfe-
stung einnehmen konnte. Er legte sein Ueber-
kleid ab, fieng an zu drohen, und siehe da! man
legte es ihm so nahe, daß er sich ins Waßer
stürzte, um sich zu retten. Ungewohnt zu
Waßer Dienste zu thun, würde er sein Leben
gewiß eingebüßt haben, wenn nicht ein jun-
ger Mensch, der nur an die That, nicht an
die Gefahr zu denken gewohnt war, mit seiner
eignen Lebensgefahr das Leben dieses Werbers

geret-

Der Profeſſor! — Sollen Werbungen ſeyn,
warum liſt und luſtige Begebenheiten dabey?
Iſts denn ſo unrecht, wenn ein mit Liſt und
Luſt geworbener ſich mit Liſt und Luſt wieder
aus dem Staube macht? Der Liſt kann
durchaus nichts anders als Liſt entgegen ge-
ſetzt werden. Verſtand thut nichts dagegen.
— Der Profeſſor konnte nicht aufhoͤren uͤber
den armen Tropf zu lachen, der als Regi-
mentsglaſer Handgeld genommen. Eine
einzige
von dieſen intereſſanten Ge-
ſchichten:

Ein Officier, der aus Liſt und Luſt in ge-
meiner Kleidung auf Menſchencaperey aus-
gieng, fand, wie ſich unſer Reuter ausdruͤck-
te, ſeine Leute, die er mit Geld und guten
Worten locken wolte, daß ſie dran glauben
ſolten, ſo gefaßt, daß er keine Menſchenfe-
ſtung einnehmen konnte. Er legte ſein Ueber-
kleid ab, fieng an zu drohen, und ſiehe da! man
legte es ihm ſo nahe, daß er ſich ins Waßer
ſtuͤrzte, um ſich zu retten. Ungewohnt zu
Waßer Dienſte zu thun, wuͤrde er ſein Leben
gewiß eingebuͤßt haben, wenn nicht ein jun-
ger Menſch, der nur an die That, nicht an
die Gefahr zu denken gewohnt war, mit ſeiner
eignen Lebensgefahr das Leben dieſes Werbers

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[324/0330] Der Profeſſor! — Sollen Werbungen ſeyn, warum liſt und luſtige Begebenheiten dabey? Iſts denn ſo unrecht, wenn ein mit Liſt und Luſt geworbener ſich mit Liſt und Luſt wieder aus dem Staube macht? Der Liſt kann durchaus nichts anders als Liſt entgegen ge- ſetzt werden. Verſtand thut nichts dagegen. — Der Profeſſor konnte nicht aufhoͤren uͤber den armen Tropf zu lachen, der als Regi- mentsglaſer Handgeld genommen. Eine einzige von dieſen intereſſanten Ge- ſchichten: Ein Officier, der aus Liſt und Luſt in ge- meiner Kleidung auf Menſchencaperey aus- gieng, fand, wie ſich unſer Reuter ausdruͤck- te, ſeine Leute, die er mit Geld und guten Worten locken wolte, daß ſie dran glauben ſolten, ſo gefaßt, daß er keine Menſchenfe- ſtung einnehmen konnte. Er legte ſein Ueber- kleid ab, fieng an zu drohen, und ſiehe da! man legte es ihm ſo nahe, daß er ſich ins Waßer ſtuͤrzte, um ſich zu retten. Ungewohnt zu Waßer Dienſte zu thun, wuͤrde er ſein Leben gewiß eingebuͤßt haben, wenn nicht ein jun- ger Menſch, der nur an die That, nicht an die Gefahr zu denken gewohnt war, mit ſeiner eignen Lebensgefahr das Leben dieſes Werbers geret-

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/330>, abgerufen am 22.11.2024.