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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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erschienenen List und lustige Begebenhei-
ten der Herren Officiers auf Werbungen.

Es ist bekannt, daß Preußen für seine Kriegs-
macht zu wenig Vaterländer habe, und daß
durchaus auf fremde Rücksicht genommen wer-
den müsse. Mein Herr, sagte ein Witzling,
braucht nicht Kinder, sondern Männer, als
man von der Unzulänglichkeit der preußischen
Landeskinder sprach. Kann man aber vom
Witze sagen, daß er seinen Mann halte? --
Der Krug geht so lange zu Wasser, bis er
bricht, bemerkte der Professor über diesen Ge-
genstand. Es kommt viel drauf an, wie man
ihn trägt, erwiederte der Reuter. Mag seyn!
Was kann denn aber ein Fremder für inner-
lichen Beruf fühlen, für ein fremdes Land zu
siegen, oder zu sterben? Solte man es nicht
für eine Art von Blutschande halten, wenn
Fremde für Geld und gute Worte Blut und
Leben in die Schanze schlagen? Freylich ge-
ben auch zwey kalte Steine Feuer; allein man
muß sie lange reiben; mit einem eilfertigen:
Fertig, Schlagt an, Feuer! ists hier nicht
gethan. Zur Zeit der Anfechtung fallen die
Miethlinge abe! -- Gut! sagte der Reuter,
daß der Spreu vom Kern stiebt! -- allein
noch besser, wenn kein Spreu mehr da ist.

Der
X 2

erſchienenen Liſt und luſtige Begebenhei-
ten der Herren Officiers auf Werbungen.

Es iſt bekannt, daß Preußen fuͤr ſeine Kriegs-
macht zu wenig Vaterlaͤnder habe, und daß
durchaus auf fremde Ruͤckſicht genommen wer-
den muͤſſe. Mein Herr, ſagte ein Witzling,
braucht nicht Kinder, ſondern Maͤnner, als
man von der Unzulaͤnglichkeit der preußiſchen
Landeskinder ſprach. Kann man aber vom
Witze ſagen, daß er ſeinen Mann halte? —
Der Krug geht ſo lange zu Waſſer, bis er
bricht, bemerkte der Profeſſor uͤber dieſen Ge-
genſtand. Es kommt viel drauf an, wie man
ihn traͤgt, erwiederte der Reuter. Mag ſeyn!
Was kann denn aber ein Fremder fuͤr inner-
lichen Beruf fuͤhlen, fuͤr ein fremdes Land zu
ſiegen, oder zu ſterben? Solte man es nicht
fuͤr eine Art von Blutſchande halten, wenn
Fremde fuͤr Geld und gute Worte Blut und
Leben in die Schanze ſchlagen? Freylich ge-
ben auch zwey kalte Steine Feuer; allein man
muß ſie lange reiben; mit einem eilfertigen:
Fertig, Schlagt an, Feuer! iſts hier nicht
gethan. Zur Zeit der Anfechtung fallen die
Miethlinge abe! — Gut! ſagte der Reuter,
daß der Spreu vom Kern ſtiebt! — allein
noch beſſer, wenn kein Spreu mehr da iſt.

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X 2
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[323/0329] erſchienenen Liſt und luſtige Begebenhei- ten der Herren Officiers auf Werbungen. Es iſt bekannt, daß Preußen fuͤr ſeine Kriegs- macht zu wenig Vaterlaͤnder habe, und daß durchaus auf fremde Ruͤckſicht genommen wer- den muͤſſe. Mein Herr, ſagte ein Witzling, braucht nicht Kinder, ſondern Maͤnner, als man von der Unzulaͤnglichkeit der preußiſchen Landeskinder ſprach. Kann man aber vom Witze ſagen, daß er ſeinen Mann halte? — Der Krug geht ſo lange zu Waſſer, bis er bricht, bemerkte der Profeſſor uͤber dieſen Ge- genſtand. Es kommt viel drauf an, wie man ihn traͤgt, erwiederte der Reuter. Mag ſeyn! Was kann denn aber ein Fremder fuͤr inner- lichen Beruf fuͤhlen, fuͤr ein fremdes Land zu ſiegen, oder zu ſterben? Solte man es nicht fuͤr eine Art von Blutſchande halten, wenn Fremde fuͤr Geld und gute Worte Blut und Leben in die Schanze ſchlagen? Freylich ge- ben auch zwey kalte Steine Feuer; allein man muß ſie lange reiben; mit einem eilfertigen: Fertig, Schlagt an, Feuer! iſts hier nicht gethan. Zur Zeit der Anfechtung fallen die Miethlinge abe! — Gut! ſagte der Reuter, daß der Spreu vom Kern ſtiebt! — allein noch beſſer, wenn kein Spreu mehr da iſt. Der X 2

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/329>, abgerufen am 24.11.2024.