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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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heit zu sagen, Herr v. G -- hätte ihn nicht
unterbrechen sollen. Hatt' er denn nicht schon
gewonnen Spiel? Die Grille, sagte mein
Vater, da er wieder an Stell und Ort war,
schwirrt ein Abend- die Lerche ein Morgenlied.
Leidet man nicht Kamine und Kachelofen im
Sommer? Leibnitz starb bey Barklais Ar-
genis; ein andrer stirbt bey der lezten Oeh-
lung. So lange man der Seele nicht gesun-
de Triebfedern und den Adern frisches Blut
einflößen kann, was ist zu machen? Lot
blieb auch in Sodom gerecht. Herr v. G --
wolte sagen, Abraham war aber auch sein
Oheim; allein mein Vater lies ihn nicht zum
Worte, und wenn es wahr ist, daß Xantippe
bey seinem Tode die bittersten Thränen vergos-
fen; so ist sie mir lieber, als die Wittwe von
Ephesus.

Ihr Philosophen heutiger Zeit, lernt hier
vom Sohne einer Hebamme und eines Bild-
hauers Weisheit lehren, da Euch doch das
neue Testament nicht kunstgerecht ist. Sokra-
tes that zwey Feldzüge, ward noch im hohen
Alter atheniensischer Rathmann, ein Feind der
Tyranney und ein Freund seines Vaterlandes.
Er lehrte auf den Strassen und an den Zäu-

nen

heit zu ſagen, Herr v. G — haͤtte ihn nicht
unterbrechen ſollen. Hatt’ er denn nicht ſchon
gewonnen Spiel? Die Grille, ſagte mein
Vater, da er wieder an Stell und Ort war,
ſchwirrt ein Abend- die Lerche ein Morgenlied.
Leidet man nicht Kamine und Kachelofen im
Sommer? Leibnitz ſtarb bey Barklais Ar-
genis; ein andrer ſtirbt bey der lezten Oeh-
lung. So lange man der Seele nicht geſun-
de Triebfedern und den Adern friſches Blut
einfloͤßen kann, was iſt zu machen? Lot
blieb auch in Sodom gerecht. Herr v. G —
wolte ſagen, Abraham war aber auch ſein
Oheim; allein mein Vater lies ihn nicht zum
Worte, und wenn es wahr iſt, daß Xantippe
bey ſeinem Tode die bitterſten Thraͤnen vergoſ-
fen; ſo iſt ſie mir lieber, als die Wittwe von
Epheſus.

Ihr Philoſophen heutiger Zeit, lernt hier
vom Sohne einer Hebamme und eines Bild-
hauers Weisheit lehren, da Euch doch das
neue Teſtament nicht kunſtgerecht iſt. Sokra-
tes that zwey Feldzuͤge, ward noch im hohen
Alter athenienſiſcher Rathmann, ein Feind der
Tyranney und ein Freund ſeines Vaterlandes.
Er lehrte auf den Straſſen und an den Zaͤu-

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[266/0272] heit zu ſagen, Herr v. G — haͤtte ihn nicht unterbrechen ſollen. Hatt’ er denn nicht ſchon gewonnen Spiel? Die Grille, ſagte mein Vater, da er wieder an Stell und Ort war, ſchwirrt ein Abend- die Lerche ein Morgenlied. Leidet man nicht Kamine und Kachelofen im Sommer? Leibnitz ſtarb bey Barklais Ar- genis; ein andrer ſtirbt bey der lezten Oeh- lung. So lange man der Seele nicht geſun- de Triebfedern und den Adern friſches Blut einfloͤßen kann, was iſt zu machen? Lot blieb auch in Sodom gerecht. Herr v. G — wolte ſagen, Abraham war aber auch ſein Oheim; allein mein Vater lies ihn nicht zum Worte, und wenn es wahr iſt, daß Xantippe bey ſeinem Tode die bitterſten Thraͤnen vergoſ- fen; ſo iſt ſie mir lieber, als die Wittwe von Epheſus. Ihr Philoſophen heutiger Zeit, lernt hier vom Sohne einer Hebamme und eines Bild- hauers Weisheit lehren, da Euch doch das neue Teſtament nicht kunſtgerecht iſt. Sokra- tes that zwey Feldzuͤge, ward noch im hohen Alter athenienſiſcher Rathmann, ein Feind der Tyranney und ein Freund ſeines Vaterlandes. Er lehrte auf den Straſſen und an den Zaͤu- nen

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/272>, abgerufen am 27.11.2024.