mit einer Heftigkeit an, die durch die Seele gieng: "Alle gute Geister loben Gott den Herrn."
Die Pastorin versicherte, daß sie bey ei- nem Geister-Rauschen eine holde Stimme vernommen "ich auch!" Je näher zum Tode, je mehr sprach sie mit diesem guten Geiste, der sich ich auch genannt hatte, wie die Pastorin versichert. Sie sprach mit ihm, wie mit ihrem Seelenträger, mit ihrem Rei- segefehrten, und war so froh, an seiner Hand in Abrahams Schoos zu kommen und die Krone der Gerechtigkeit zu empfahen, daß sie den glühenden Fegofen, die Löwengrube der Trübsale, nicht achtete. "Aber der En- "gel Gottes, sagte sie zur Pastorin, führt "mich zu einem Wasserbrunnen, daß ich beym "Leben erhalten werde. Er lagert sich um "die her, so den Herrn fürchten und hilft "ihnen aus."
Der Schmerz ist weg, fieng sie zu der Pastorin nach einer Weile an, aber die Seele, die Seele! thut mir sehr sehr weh! Sie hat sich an der Melodie des Körpers zu sehr gewöhnt.
Die
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mit einer Heftigkeit an, die durch die Seele gieng: „Alle gute Geiſter loben Gott den Herrn.“
Die Paſtorin verſicherte, daß ſie bey ei- nem Geiſter-Rauſchen eine holde Stimme vernommen „ich auch!“ Je naͤher zum Tode, je mehr ſprach ſie mit dieſem guten Geiſte, der ſich ich auch genannt hatte, wie die Paſtorin verſichert. Sie ſprach mit ihm, wie mit ihrem Seelentraͤger, mit ihrem Rei- ſegefehrten, und war ſo froh, an ſeiner Hand in Abrahams Schoos zu kommen und die Krone der Gerechtigkeit zu empfahen, daß ſie den gluͤhenden Fegofen, die Loͤwengrube der Truͤbſale, nicht achtete. „Aber der En- „gel Gottes, ſagte ſie zur Paſtorin, fuͤhrt „mich zu einem Waſſerbrunnen, daß ich beym „Leben erhalten werde. Er lagert ſich um „die her, ſo den Herrn fuͤrchten und hilft „ihnen aus.“
Der Schmerz iſt weg, fieng ſie zu der Paſtorin nach einer Weile an, aber die Seele, die Seele! thut mir ſehr ſehr weh! Sie hat ſich an der Melodie des Koͤrpers zu ſehr gewoͤhnt.
Die
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mit einer Heftigkeit an, die durch die Seele
gieng:
„Alle gute Geiſter loben Gott den
Herrn.“
Die Paſtorin verſicherte, daß ſie bey ei-
nem Geiſter-Rauſchen eine holde Stimme
vernommen „ich auch!“ Je naͤher zum
Tode, je mehr ſprach ſie mit dieſem guten
Geiſte, der ſich ich auch genannt hatte, wie
die Paſtorin verſichert. Sie ſprach mit ihm,
wie mit ihrem Seelentraͤger, mit ihrem Rei-
ſegefehrten, und war ſo froh, an ſeiner Hand
in Abrahams Schoos zu kommen und die
Krone der Gerechtigkeit zu empfahen, daß
ſie den gluͤhenden Fegofen, die Loͤwengrube
der Truͤbſale, nicht achtete. „Aber der En-
„gel Gottes, ſagte ſie zur Paſtorin, fuͤhrt
„mich zu einem Waſſerbrunnen, daß ich beym
„Leben erhalten werde. Er lagert ſich um
„die her, ſo den Herrn fuͤrchten und hilft
„ihnen aus.“
Der Schmerz iſt weg, fieng ſie zu der
Paſtorin nach einer Weile an, aber die Seele,
die Seele! thut mir ſehr ſehr weh! Sie
hat ſich an der Melodie des Koͤrpers zu ſehr
gewoͤhnt.
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/121>, abgerufen am 24.11.2024.
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