Der König lacht nur mit seinen Freun- den; denn er ist König. Ernst liegt in ihm, und wenns hoch kommt, Beyfall. Er straft durch seine Collegia; den Lohn hat er sich vorbehalten. Danken kann er nicht; durch Thaten dankt er. In seinem Danke liegt: ihr seyd ein unnützer Knecht, ihr habt gethan, was ihr zu thun schuldig waret! Das sagt er, nicht in seinem, sondern im Namen des Staats. Er wechselt nicht mit Leuten, auf die er einen Königlichen Accent gelegt; allein er hat auch keinen Liebling, ohne den es ihm schwer wäre nicht zu seyn.
Bey seiner Liebe zu Hunden ist mir ein- gefallen: er sähe selbst als König ein, daß, wenn der Mensch sich dienen laßen sollte, es durch Hunde geschehen müßte. Sie scheinet die Natur dazu bestimmt zu haben. Vielleicht würden die Hunde und noch andere Thiere besser, wenn ihre angebohrne Herren besser wären. Wenn ein Mensch, Mensch ist, be- darf er wahrlich keine andre Bedienung, als im Fall der Noth einen Hund. Diogenes konnte sich ohn' ihn behelfen.
Der König hält viel von glücklichen Menschen. Der Mensch hat Glück, sagt' er.
Glück
Der Koͤnig lacht nur mit ſeinen Freun- den; denn er iſt Koͤnig. Ernſt liegt in ihm, und wenns hoch kommt, Beyfall. Er ſtraft durch ſeine Collegia; den Lohn hat er ſich vorbehalten. Danken kann er nicht; durch Thaten dankt er. In ſeinem Danke liegt: ihr ſeyd ein unnuͤtzer Knecht, ihr habt gethan, was ihr zu thun ſchuldig waret! Das ſagt er, nicht in ſeinem, ſondern im Namen des Staats. Er wechſelt nicht mit Leuten, auf die er einen Koͤniglichen Accent gelegt; allein er hat auch keinen Liebling, ohne den es ihm ſchwer waͤre nicht zu ſeyn.
Bey ſeiner Liebe zu Hunden iſt mir ein- gefallen: er ſaͤhe ſelbſt als Koͤnig ein, daß, wenn der Menſch ſich dienen laßen ſollte, es durch Hunde geſchehen muͤßte. Sie ſcheinet die Natur dazu beſtimmt zu haben. Vielleicht wuͤrden die Hunde und noch andere Thiere beſſer, wenn ihre angebohrne Herren beſſer waͤren. Wenn ein Menſch, Menſch iſt, be- darf er wahrlich keine andre Bedienung, als im Fall der Noth einen Hund. Diogenes konnte ſich ohn’ ihn behelfen.
Der Koͤnig haͤlt viel von gluͤcklichen Menſchen. Der Menſch hat Gluͤck, ſagt’ er.
Gluͤck
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Der Koͤnig lacht nur mit ſeinen Freun-
den; denn er iſt Koͤnig. Ernſt liegt in ihm,
und wenns hoch kommt, Beyfall. Er ſtraft
durch ſeine Collegia; den Lohn hat er ſich
vorbehalten. Danken kann er nicht; durch
Thaten dankt er. In ſeinem Danke liegt:
ihr ſeyd ein unnuͤtzer Knecht, ihr habt gethan,
was ihr zu thun ſchuldig waret! Das ſagt
er, nicht in ſeinem, ſondern im Namen des
Staats. Er wechſelt nicht mit Leuten, auf
die er einen Koͤniglichen Accent gelegt; allein
er hat auch keinen Liebling, ohne den es ihm
ſchwer waͤre nicht zu ſeyn.
Bey ſeiner Liebe zu Hunden iſt mir ein-
gefallen: er ſaͤhe ſelbſt als Koͤnig ein, daß,
wenn der Menſch ſich dienen laßen ſollte, es
durch Hunde geſchehen muͤßte. Sie ſcheinet
die Natur dazu beſtimmt zu haben. Vielleicht
wuͤrden die Hunde und noch andere Thiere
beſſer, wenn ihre angebohrne Herren beſſer
waͤren. Wenn ein Menſch, Menſch iſt, be-
darf er wahrlich keine andre Bedienung, als
im Fall der Noth einen Hund. Diogenes
konnte ſich ohn’ ihn behelfen.
Der Koͤnig haͤlt viel von gluͤcklichen
Menſchen. Der Menſch hat Gluͤck, ſagt’ er.
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 434. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/442>, abgerufen am 22.11.2024.
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