wisse mir angebohrne Königsfreude mich be- geistert habe, und eben darum dieses Er an Ihn verzeihen, dafür sind auch so viele Sie's an Ihn (Briefe meiner Mutter an mich) weggefallen, und mit keinem einzigen ich an Sie, mit keinem einzigen von meinen Brie- fen an meine Mutter sind meine Leser be- lästiget -- -- ich habe meinen Brief an meinen Vater so gelaßen, wie er war, war- um sollt' ichs nicht? --
Im letzten Kriege, nicht in dem Proceß, die Succeßion von Bayern betreffend, son- dern im letzten Kriege, sagte Madam Pom- padour, da ihr einer aus dem Volke vor- windbeutelte: man würde den König gefan- gen nach Paris führen; da wird man doch einen König zu sehen bekommen! Dies, was freylich nur eine Maitresse sagen konnte, so wie das erste nur ein Franzose, ist so schön, als wahr, gesagt! -- Einem Kreutzzuge der Königin Saba zum Könige Salomo sieht es freylich nicht ähnlich, dafür ist auch Pompa- dour nicht Königin aus Saba, und Friedrich ist er Salomo, der durch eine Lilie auf dem Felde in seiner Herrlichkeit beschämt ward? König Friedrich läßt sich mit keiner Feldlilie im Wettstreit ein. --
Der
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wiſſe mir angebohrne Koͤnigsfreude mich be- geiſtert habe, und eben darum dieſes Er an Ihn verzeihen, dafuͤr ſind auch ſo viele Sie’s an Ihn (Briefe meiner Mutter an mich) weggefallen, und mit keinem einzigen ich an Sie, mit keinem einzigen von meinen Brie- fen an meine Mutter ſind meine Leſer be- laͤſtiget — — ich habe meinen Brief an meinen Vater ſo gelaßen, wie er war, war- um ſollt’ ichs nicht? —
Im letzten Kriege, nicht in dem Proceß, die Succeßion von Bayern betreffend, ſon- dern im letzten Kriege, ſagte Madam Pom- padour, da ihr einer aus dem Volke vor- windbeutelte: man wuͤrde den Koͤnig gefan- gen nach Paris fuͤhren; da wird man doch einen Koͤnig zu ſehen bekommen! Dies, was freylich nur eine Maitreſſe ſagen konnte, ſo wie das erſte nur ein Franzoſe, iſt ſo ſchoͤn, als wahr, geſagt! — Einem Kreutzzuge der Koͤnigin Saba zum Koͤnige Salomo ſieht es freylich nicht aͤhnlich, dafuͤr iſt auch Pompa- dour nicht Koͤnigin aus Saba, und Friedrich iſt er Salomo, der durch eine Lilie auf dem Felde in ſeiner Herrlichkeit beſchaͤmt ward? Koͤnig Friedrich laͤßt ſich mit keiner Feldlilie im Wettſtreit ein. —
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wiſſe mir angebohrne Koͤnigsfreude mich be-
geiſtert habe, und eben darum dieſes Er an
Ihn verzeihen, dafuͤr ſind auch ſo viele Sie’s
an Ihn (Briefe meiner Mutter an mich)
weggefallen, und mit keinem einzigen ich an
Sie, mit keinem einzigen von meinen Brie-
fen an meine Mutter ſind meine Leſer be-
laͤſtiget — — ich habe meinen Brief an
meinen Vater ſo gelaßen, wie er war, war-
um ſollt’ ichs nicht? —
Im letzten Kriege, nicht in dem Proceß,
die Succeßion von Bayern betreffend, ſon-
dern im letzten Kriege, ſagte Madam Pom-
padour, da ihr einer aus dem Volke vor-
windbeutelte: man wuͤrde den Koͤnig gefan-
gen nach Paris fuͤhren; da wird man doch
einen Koͤnig zu ſehen bekommen! Dies,
was freylich nur eine Maitreſſe ſagen konnte,
ſo wie das erſte nur ein Franzoſe, iſt ſo ſchoͤn,
als wahr, geſagt! — Einem Kreutzzuge der
Koͤnigin Saba zum Koͤnige Salomo ſieht es
freylich nicht aͤhnlich, dafuͤr iſt auch Pompa-
dour nicht Koͤnigin aus Saba, und Friedrich
iſt er Salomo, der durch eine Lilie auf dem
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Koͤnig Friedrich laͤßt ſich mit keiner Feldlilie
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 433. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/441>, abgerufen am 22.11.2024.
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