lassen, allein da ist er so eigen, wie Alexan- der, mein Vetter.
Du hast mir oft und viel, lieber Vater, den Schlüssel zu deiner Monarchen Liebe be- händiget, und wie viel hab ich nicht, wie sehr viel, was ich noch weglege, weil du dieses Depositum mit der Ermahnung zu übergeben pflegtest: Wintersaat -- kommt Zeit kommt Rath! Wenn ich gleich, wie du weißt, das erste Siegel von anekhou kai apekhou gebrochen; dies Siegel soll mir heilig seyn. Es giebt Dinge, die durchaus Jahre erfordern. Leib- nitz war zwar im funfzehnten Jahre Magi- ster; allein als Magister war er nicht Leibnitz, und da er schon Leibnitz war, wie oft fiel er in den Magister! -- Ich bescheide mich von selbst, daß ich gewiße Dinge, die du für mich eingepackt hast, noch so anzusehen verpflichtet bin, wie die meisten Menschen einen Folian- ten. Wenn ich gelegene Zeit habe --, oder wenn ich volljährig bin; denn wahrlich ein Foliant in der Hand eines Knaben, ist nicht gleich und gleich, das doch allein sich gesellen,
sich
laſſen, allein da iſt er ſo eigen, wie Alexan- der, mein Vetter.
Du haſt mir oft und viel, lieber Vater, den Schluͤſſel zu deiner Monarchen Liebe be- haͤndiget, und wie viel hab ich nicht, wie ſehr viel, was ich noch weglege, weil du dieſes Depoſitum mit der Ermahnung zu uͤbergeben pflegteſt: Winterſaat — kommt Zeit kommt Rath! Wenn ich gleich, wie du weißt, das erſte Siegel von ανέχου και απέχου gebrochen; dies Siegel ſoll mir heilig ſeyn. Es giebt Dinge, die durchaus Jahre erfordern. Leib- nitz war zwar im funfzehnten Jahre Magi- ſter; allein als Magiſter war er nicht Leibnitz, und da er ſchon Leibnitz war, wie oft fiel er in den Magiſter! — Ich beſcheide mich von ſelbſt, daß ich gewiße Dinge, die du fuͤr mich eingepackt haſt, noch ſo anzuſehen verpflichtet bin, wie die meiſten Menſchen einen Folian- ten. Wenn ich gelegene Zeit habe —, oder wenn ich volljaͤhrig bin; denn wahrlich ein Foliant in der Hand eines Knaben, iſt nicht gleich und gleich, das doch allein ſich geſellen,
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laſſen, allein da iſt er ſo eigen, wie Alexan-
der, mein Vetter.
Du haſt mir oft und viel, lieber Vater,
den Schluͤſſel zu deiner Monarchen Liebe be-
haͤndiget, und wie viel hab ich nicht, wie ſehr
viel, was ich noch weglege, weil du dieſes
Depoſitum mit der Ermahnung zu uͤbergeben
pflegteſt: Winterſaat — kommt Zeit kommt
Rath! Wenn ich gleich, wie du weißt, das
erſte Siegel von ανέχου και απέχου gebrochen;
dies Siegel ſoll mir heilig ſeyn. Es giebt
Dinge, die durchaus Jahre erfordern. Leib-
nitz war zwar im funfzehnten Jahre Magi-
ſter; allein als Magiſter war er nicht Leibnitz,
und da er ſchon Leibnitz war, wie oft fiel er
in den Magiſter! — Ich beſcheide mich von
ſelbſt, daß ich gewiße Dinge, die du fuͤr mich
eingepackt haſt, noch ſo anzuſehen verpflichtet
bin, wie die meiſten Menſchen einen Folian-
ten. Wenn ich gelegene Zeit habe —, oder
wenn ich volljaͤhrig bin; denn wahrlich ein
Foliant in der Hand eines Knaben, iſt nicht
gleich und gleich, das doch allein ſich geſellen,
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 428. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/436>, abgerufen am 22.11.2024.
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